Behandelter Abschnitt Ps 10,2-11
Ps 10,2-11: 2 In seinem Hochmut verfolgt der Gottlose hitzig den Elenden. Sie werden gefangen werden in den Anschlägen, die sie ersonnen haben. 3 Denn der Gottlose rühmt sich der Gier seiner Seele; und der Habsüchtige segnet – er verachtet den HERRN. 4 Der Gottlose spricht in seinem Hochmut: Er wird nicht nachforschen. Alle seine Gedanken sind: Es ist kein Gott! 5 Seine Wege gelingen allezeit; hoch sind deine Gerichte, weit von ihm entfernt; alle seine Widersacher – er bläst sie an. 6 Er spricht in seinem Herzen: Ich werde nicht wanken; von Geschlecht zu Geschlecht werde ich in keinem Unglück sein. 7 Sein Mund ist voller Fluch und Trug und Bedrückung; unter seiner Zunge ist Mühsal und Unheil. 8 Er sitzt im Hinterhalt der Gehöfte, in Verstecken ermordet er den Unschuldigen; seine Augen spähen dem Unglücklichen nach. 9 Er lauert im Versteck wie ein Löwe in seinem Dickicht; er lauert, um den Elenden zu fangen; er fängt den Elenden, indem er ihn in sein Netz zieht. 10 Er duckt sich, bückt sich, und in seine starken Klauen fallen die Unglücklichen. 11 Er spricht in seinem Herzen: Gott vergisst; er verbirgt sein Angesicht, niemals sieht er es!
Eine Beschreibung des Gottlosen, seiner Bosheit und seines Wohlergehens. Das Wort „Gottlose“ steht in diesem gesamten Textabschnitt in der Einzahl. Die Verwendung der Einzahl scheint zu zeigen, dass die gegebene Beschreibung jeden Gottlosen kennzeichnet, wenngleich sie zweifellos ihre volle Ausprägung in einem Menschen haben wird: dem Antichristen. So ist dieser Textabschnitt eine Beschreibung des Charakters des Antichristen, ohne eine eindeutige Prophezeiung über ihn persönlich zu sein:
Seine Haltung gegenüber den Menschen. Der Gottlose verfolgt den Armen bzw. Elenden, der Gott fürchtet. Andererseits segnete er den Habgierigen, den der Herr verabscheut [nach der englischen Übersetzung von Vers 3b] (Ps 10,2.3).
Seine Haltung Gott gegenüber. Er hat keine Gottesfurcht; in all seinen Gedanken existiert Gott nicht (Ps 10,4).
Seine Wege kennen kein Bewusstsein des Richtigen oder Falschen. Gottes Gerichte, was richtig und was falsch ist, sind hoch oben, weit von ihm entfernt (Ps 10,5).
Sein Erfolg über alle seine Feinde führt ihn zu der Einbildung, er führe ein sicheres Leben auf der Sonnenseite, so dass er niemals wanken oder in Not kommen würde (Ps 10,6).
Seine Sprache ist gekennzeichnet durch Gewalt, Hinterlist und Unheil (Ps 10,7).
Seine Handlungen sind gekennzeichnet durch List, hinter der die Gewalttätigkeit eines wilden Tieres lauert. Seine Opfer sind die Gottesfürchtigen – die Unschuldigen und die Armen (Ps 10,8-10).
Sein Triumph über all diese Feinde und die anscheinend schutzlosen Leute Gottes verleiten ihn dazu, zu denken: „Gott hat es vergessen; er verbirgt sein Gesicht; er wird es nimmermehr sehen“ (Ps 10,11).