„Viele werden sich reinigen und weiß machen und läutern, aber die Gottlosen werden gottlos handeln; und alle Gottlosen werden es nicht verstehen, die Verständigen aber werden es verstehen“ (12,10).
Es ist offensichtlich, dass sich dies noch immer auf die „Zeit der Drangsal“ in der letzten halben Woche bezieht. Wir lernen, dass der Herr die Sorgen und Nöte dieser Zeit als eine nützliche Erziehung für die einsetzen wird, die auf Ihn warten – seinen treuen Überrest inmitten der Bosheit und des Abfalls, von dem er umringt sein wird. Wie schlimm auch ihre Leiden sein werden, „viele werden sich reinigen und weiß machen und läutern“. Nach diesem Prinzip handelt Gott immer, selbst wenn uns der Apostel lehrt, dass Gott und züchtigt, „zum Nutzen, damit wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden“ (Heb 12,10). Doch wenn Gott sein Volk von ihrer Schlacke reinigt, werden die Gottlosen (unserer Ansicht nach die Gottlosen unter den Juden) „gottlos handeln“. Sie werden unter der Führung des Antichristen mit erhobener Hand sündigen, alle Zurückhaltung ablegen und offen ihre Abtrünnigkeit erklären.
Der letzte Teil des Verses bezieht sich auf Vers 8, wo Daniel sagt, dass er es nicht verstand. Wir finden darin ein Prinzip von äußerster Wichtigkeit. Es zeigt uns die unumgängliche Bedingung zum Verständnis göttlicher Dinge, wie sie in Gottes Wort offenbart werden. Es heißt: „Und alle Gottlosen werden es nicht verstehen, die Verständigen aber werden es verstehen.“ Es mag die klarsten Zeugnisse geben, doch wenn das Herz von Gott entfremdet und in Bosheit verstrickt ist, wird es sie nicht verstehen.
Das, was für das Volk Gottes reinstes Licht ist, ist für die Sünder aus den Nationen tiefste Finsternis. Nur der Verständige wird es verstehen – es sollte nie vergessen werden, dass die Furcht des Herrn der Anfang der Weisheit ist, und dass Christus in der heutigen Zeit die einzige Weisheit für sein Volk ist. Es wäre gut gewesen, wenn man dies beachtet hätte, besonders jetzt, wo die Schriften der Wahrheit immer wieder heftig von Gelehrten und Intellektuellen angegriffen werden. „So weiß auch niemand, was in Gott ist, als nur der Geist Gottes.“ Und weiter: „Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird“ (1Kor 2,11-14). Es kann daher in jedem Zeitalter niemand Einblick in die Gedanken Gottes erlangen als nur die Verständigen, wie klar sie auch in seinem Wort offenbart sind.