Behandelter Abschnitt Daniel 10,10-13
Antwort auf Daniels Gebet
„Und siehe, eine Hand rührte mich an und machte, dass ich auf meine Knie und Hände emporwankte. Und er sprach zu mir: Daniel, du vielgeliebter Mann! Höre auf die Worte, die ich zu dir rede, und steh an deiner Stelle; denn ich bin jetzt zu dir gesandt. Und als er dieses Wort zu mir redete, stand ich zitternd auf. Und er sprach zu mir: Fürchte dich nicht, Daniel! Denn vom ersten Tag an, als du dein Herz darauf gerichtet hast, Verständnis zu erlangen und dich vor deinem Gott zu demütigen, sind deine Worte erhört worden; und um deiner Worte willen bin ich gekommen. Aber der Fürst des Königreichs Persien stand mir 21 Tage entgegen; und siehe, Michael, einer der ersten Fürsten, kam, um mir zu helfen, und ich trug dort den Sieg davon bei den Königen von Persien“ (10,10–13).
Drei Dinge wurden Daniel mitgeteilt, bevor der Engel mit seiner Botschaft fortfuhr. Zunächst rührte mich „eine Hand . . . an und machte, dass ich auf mein Knie und Hände emporwankte“. Es wurde ihm göttliche Kraft gegeben. Als zweites erhält er die Zusicherung, dass er ein „vielgeliebter Mann“ war ein Gegenstand göttlicher Zuneigung –, und zusammen damit und in der Kraft dessen wird ihm befohlen, die Worte zu verstehen, die zu ihm gesprochen werden, und aufrecht zu stehen; denn der Engel sagte: „Ich bin jetzt zu dir gesandt.“ Dann wird er schließlich freigesetzt. Als Reaktion auf den Befehl, an seiner Stelle zu stehen, „stand ich zitternd auf. Und er sprach zu mir: Fürchte dich nicht, Daniel!“ Er wurde also in der Gegenwart des himmlischen Boten beruhigt, seine Ängste waren genommen worden, und so war er in die Lage versetzt worden, Verwahrer der Botschaft des Engels zu werden.
Der Engel offenbarte ihm dann, dass er gekommen war, um auf sein Gebet zu antworten: „Und er sprach zu mir: Fürchte dich nicht, Daniel! Denn vom ersten Tag an, als du dein Herz darauf gerichtet hast, Verständnis zu erlangen und dich vor deinem Gott zu demütigen, sind deine Worte erhört worden; und um deiner Worte willen bin ich gekommen.“ Welch eine gnädige Ermutigung wird so den Fürbittenden aller Altersklassen für das Volk Gottes geschenkt! Sie mögen allein stehen inmitten der herrschenden Verwirrung und des Verfalls, sie mögen sogar von bekennenden Christen und von wahren Gläubigen vertrieben worden sein; aber ihre Schreie werden von Gott gehört, und Er wird sie erhalten durch die Zusicherung Seiner Liebe, sie trösten mit den Tröstungen, sie Er allein geben kann, und zu gegebener Zeit ihre Gebete erhören.
Zunächst muss beobachtet werden, dass der „Fürst des Königreichs Persien“ ein Engel ist, denn Michael selbst wird im selben Vers „einer der ersten Fürsten“ genannt wird. Zudem ist der in Daniel 12 genannte „große Fürst“ in Verbindung mit Israel als Autorität Judas bekanntermaßen ein Erzengel. Demnach ist dieser „Fürst“ von Persien, der hier gegen die Absichten Gottes kämpft, ein böser Engel, nämlich einer der Fürsten Satans. Dies wird uns verstehen helfen, was wir oft im Neuen Testament erwähnt finden: Dass es gute Fürstentümer und Gewalten (Eph 1,21; Kol 1,16; Kol 2,10; 1Pet 3,22) und böse Fürstentümer und Gewalten gibt (Röm 8,38; Eph 6,12). Es scheint daher so zu sein, dass Satan das Königreich Gottes56 imitiert hat, und seine Abstufung an Rang und Gewalt entsprechend dem göttlichen Modell gebildet hat.
Nachdem er also gesehen hatte, dass Gott den Erzengel Michael gesetzt hatte, über die Interessen Israels in seinen Regierungswegen zu wachen, sandte Satan einen seiner Engel, um seine Interessen in Persien zu verteidigen, die zu dieser Zeit die Weltherrschaft inne hatten, und versuchte demnach, wo irgend möglich, die Handlungen Gottes auf der Erde zu vereiteln. Inwieweit diese Art von Aktivität während der Gnadenzeit andauert, wird uns nicht explizit mitgeteilt. Jedoch finden wir, dass der Herr sich während seines Wandels auf dieser Erde auf die Engel kleiner Kinder bezog; dass Petrus durch das Werkzeug eines Engels aus dem Gefängnis befreit wurde; dass Engel „ausgesandt [sind] zum Dienst um derer willen, die die Errettung erben sollen“ (Heb 1,14). Aus Daniel 12 geht deutlich hervor, dass das Amt Michaels bis zum Ende bestehen bleiben wird. In Bezug auf böse Geister oder Engel lernen wir aus dem Epheserbrief, dass ihre Bemühungen und Kräfte gegen die Kinder Gottes nicht aufhören (siehe Eph 2,2; 6,12).
Darüber hinaus sagt Paulus in seinem Brief an die Thessalonicher ausdrücklich: „Deshalb wollten wir zu euch kommen (ich, Paulus, nämlich), einmal und zweimal, und der Satan hat uns verhindert“ (1Thes 2,18). Wir müssen daher, wenn wir in Gottes Wegen wandeln und Seinen Willen tun, mit dem unaufhörlichen und boshaften Widerstand des Bösen durch seine Boten rechnen – und es ist zu unserem Schaden, wenn wir diesen Charakter des Feindes Gottes und unserer Seelen vergessen, denn wir vergessen damit unser Bedrüfnis, mit der göttlichen Rüstung und anhaltender Wachsamkeit gegen die Methoden Satans bekleidet zu werden.
Dennoch ist es eine Ermutigung, aus dieser Schriftstelle zu lernen, dass wir nicht uns selbst überlassen sind. Denn wenn auch der Fürst Satans versuchte, Daniels Gebet zu verhindern, so kam doch Michael, einer der obersten Fürsten, um seinem Boten beizustehen, und er „trug dort den Sieg davon bei den Königen von Persien“ durch Michaels Beistand über die bösen Boten, die sich gewagt zwischen die Absicht Gottes und deren Ausführung gedrängt hatten.
Der nächste Vers liefert uns den Schlüssel für die darauffolgende Botschaft. Der Engel sagt: (Siehe Dan 10,14)
56 Wir verwenden den Ausdruck „Königreich Gottes“ an dieser Stelle als Ausdruck der gesamten Sphäre der Autorität und Herrschaft Gottes.↩︎