Behandelter Abschnitt Neh 7,3
„Und ich sprach zu ihnen: Die Tore Jerusalems sollen nicht eher geöffnet werden, als bis die Sonne heiß scheint; und während die Wachen noch dastehen, soll man die Türflügel zumachen; und verschließt sie. Und ihr sollt Wachen von den Bewohnern Jerusalems aufstellen, den einen auf seine Wache und den anderen vor sein Haus“ (7,3).
Nehemia selbst gab Anweisungen bezüglich der Wachsamkeit und Sorge für die Stadt. Zunächst sollten die Tore nicht geöffnet werden, bis die Sonne heiß schien. Solange es nur auch noch etwas dunkel war, sollten die Tore gegen „die Weltbeherrscher dieser Finsternis“ geschlossen werden (vgl. Eph 6,12), denn die Nacht ist immer die Zeit deren größten Aktivität. Im Unterschied dazu lesen wir vom himmlischen Jerusalem: „Und ihre Tore sollen bei Tag und Nacht nicht geschlossen werden, denn Nacht wird dort nicht sein“ (Off 21,25). Das heißt, sie sollten dauerhaft offen bleiben, da das Böse und die Macht des Bösen für immer vergangen sein werden.
Dann lesen wir: „Während die Wachen noch dastehen, soll man die Türflügel zumachen; und verschließt sie.“ Die Wachen durften nicht ihren Posten verlassen oder ihre Pflichten an andere übergeben, sondern sie selbst sollten aufgestellt werden, um darauf zu achten, dass die Tore sowohl verschlossen als auch verriegelt waren. Manch ein Haus ist geplündert worden, weil die verschlossene Tür nicht „verriegelt“ wurde, und so manche Seele hat dem Feind Eingang gewährt, weil ihre verschiedenen „Tore“ nicht gesichert worden waren. Es war also, da es um den Feind ging, nicht genug, die Türflügel der Tore Jerusalems zu schließen, sondern sie mussten auch verriegelt werden, wenn der Feind draußen gehalten werden sollte. Hiervon lernen wir die unerlässliche Notwendigkeit der Bewachung der Tore, seien es die der Seele oder die der Versammlung.
Schließlich sollten sie „Wachen von den Bewohnern Jerusalems aufstellen, den einen auf seine Wache und den anderen vor sein Haus“. Auf zwei Dinge von größter Bedeutung wird hier hingewiesen. Erstens ist kein einziger Bewohner Jerusalems von der Verantwortung der Achtsamkeit für die Interessen der Stadt ausgenommen. Jeder musste auf der Hut sein. Diese Wachsamkeit musste ordnungsgemäß angeordnet werden und alle mussten sie in ihrer Umgebung wahrnehmen. Zweitens musste jeder gegenüber seinem eigenen Haus aufpassen. Um also beides zusammenzufassen: alle waren an der Bewachung der ganzen Stadt beteiligt, doch die Sicherheit der Stadt wurde gewährleistet, indem jeder gegenüber seinem eigenen Haus wachte.
Dies liegt auf der Hand, denn wenn das Oberhaupt jedes Haushalts den Feind – das Böse – seinem Haus fernhalten würde, dann würde Jerusalem in Absonderung für Gott bewahrt bleiben. Die gesamte Stadt war notwendigerweise das, zu dem ihre Bewohner sie machten.
Wenn doch diese Wahrheit in der Versammlung Gottes festgehalten werden würde! Die Versammlung ist – genau wie Jerusalem – aus Einzelpersonen zusammengesetzt, aus vielen Oberhäuptern der Häuser, was auch immer die innige Verbindung der Einheit sein mag, die zwischen den Gliedern des Leibes Christi besteht. Und ihr Zustand, ihr öffentlicher Zustand (wenn dieser Begriff möglich ist), ist schlicht der Zustand aller. Wenn daher die Zucht Gottes zu Hause nicht aufrechterhalten wird, kann dies auch in der Versammlung nicht geschehen. Nachlässigkeit in einem Bereich erzeugt Nachlässigkeit in dem anderen. Wenn an einem Ort Weltförmigkeit herrscht, herrscht sie auch an dem anderen. Daher schreibt der Apostel zum Beispiel, dass ein Aufseher jemand sein sollte, „der dem eigenen Haus wohl vorsteht, der seine Kinder in Unterwürfigkeit hält mit allem würdigen Ernst (wenn aber jemand dem eigenen Haus nicht vorzustehen weiß, wie wird er für die Versammlung Gottes Sorge tragen?)“ (1Tim 3,4.5). Es würde tatsächlich von schlimmster Anmaßung zeugen, wenn jemand, dessen eigenes Haus in Unordnung ist, sich selbst einen führenden Platz in der Versammlung zuweist.
Gleichzeitig würde dies eben das Böse hineinlassen, dessen Schauplatz sein Haushalt geworden ist. Wenn andererseits der Aufforderung Nehemias nachgekommen wird – also jeder sein eigenes Haus bewacht –, dann würde die Versammlung ein Zeugnis der Ordnung, Sicherheit und Heiligkeit zur Ehre Gottes sein.