Behandelter Abschnitt Nehemia 6,5-7
„Da sandte Sanballat auf diese Weise zum fünften Mal seinen Diener zu mir mit einem offenen Brief in seiner Hand. Darin stand geschrieben: Unter den Nationen verlautet, und Gaschmu sagt es, dass ihr, du und die Juden, beabsichtigt, euch zu empören; darum bauest du die Mauer; und du wollest, nach diesem Gerücht, ihr König werden; auch habest du Propheten bestellt, damit sie in Jerusalem über dich ausrufen und sagen: Es ist ein König in Juda! Und nun wird der König diese Gerüchte vernehmen. So komm nun, dass wir uns zusammen beraten“ (6,5–7).
Sanballat täuscht vor, um Nehemias Ruf besorgt zu sein und zu fürchten, dass seine Fortschritte fehlinterpretiert werden! Es war eine äußerst raffinierte Masche, die er anwandte, denn in seinem Brief bringt er drei verschiedene Anschuldigungen an. Sollte der König davon erfahren, hätten sie Nehemias Ruf, wenn nicht sogar sein Leben, gefährdet. Erstens spricht er von Rebellion und führt sogar einen Zeugen an – Gaschmu oder Geschem, der Araber. Dann führt er an, was damit verbunden wäre, wenn die erste Behauptung wirklich wahr gewesen wäre, nämlich dass Nehemia beim Bau der Mauer im Sinn hatte, sich selbst zum König zu machen. Und schließlich sagt er, es sei ihm berichtet worden, dass er Propheten bestellt habe, um in Jerusalem über ihn auszurufen und zu sagen: „Es ist ein König in Juda!“ Es ist mehr als wahrscheinlich, dass in der letzten Aussage ein Funken Wahrheit steckte.
Ein Mann wie Nehemia, dem so viel an dem Volk lag, würde nicht vergessen, dass all ihre Hoffnungen sich auf den verheißenen Messias zentrierten. Er könnte versucht haben, durch den Dienst von Propheten die erschlaffende Kraft des Volkes zu erneuern, indem er ihnen die strahlenden Beschreibungen des zukünftigen Königreiches unter der Herrschaft des wahren David in Erinnerung rief, wie sie z. B. in den Schriften Jesajas aufgezeichnet sind. Ein Fremder konnte dies nicht verstehen und leicht schlussfolgern, dass Nehemia Aufruhr und Rebellion säte. Das Geschick Satans ist daher in Sanballats Brief deutlich erkennbar. Doch er hatte es mit jemandem zu tun, dessen Vertrauen auf Gott ihm Weisheit und Stärke gab. Und so kam es, dass dieser Anschlag auf Nehemia – wie auch der frühere – gänzlich scheiterte. Seine Antwort ist ganz einfach, nämlich eine kurze und entschiedene Leugnung der Wahrheit dieser angeblichen Berichte, während er sie gleichzeitig auf ihre wahre Quelle zurückführte – Sanballats eigenes böses Herz.