Behandelter Abschnitt Nehemia 4,4-5
Er sagte: „Höre, unser Gott, denn wir sind zur Verachtung geworden.“ und wandte sich damit schlicht an Gott in der Gewissheit, dass Er für sein Volk sorgte und ihr Schutz und ihr Schild sein würde, da sie ja in seinem eigenen Dienst standen. Es ist immer zum Segen, wenn wir alle Schmähungen zu Gott bringen und sie Ihm überlassen können. In dem Eifer und der Ungeduld unserer Natur neigen wir schnell zu dem Versuch, dem Feind in unserer eigenen Kraft zu begegnen. Dadurch stürzen wir uns oft in den Kampf, um dann eine Niederlage und Unheil zu erfahren. Doch der Glaube richtet seine Augen empor und befiehlt alles dem Herrn an. Hiskia liefert uns ein schönes Beispiel davon, als er in das Haus Gottes hinaufging und vor Ihm den Brief ausbreitete, den er von dem Rabsaken, dem Anführer des Heeres von Sanherib, erhalten hatte. In gleicher Weise rief Nehemia: „Höre, unser Gott.“ Man beachte seine Begründung: „Denn wir sind zur Verachtung geworden.“ Das Volk Gottes ist wertvoll in seinen Augen, und es zu verachten, bedeutet Ihn zu verachten. Nehemia stützte sich darauf und trägt so dem Herzen Gottes seine Bitte vor. Indem er sich so auf Gott stützt und sich selbst und das Volk (denn er identifiziert sich vollständig mit diesem) unter seinen Schutz stellt, schöpft er die Kraft, gegen den Feind zu beten.
„Bring ihren Hohn auf ihren Kopf zurück und gib sie dem Raub hin in einem Land der Gefangenschaft! Und decke ihre Ungerechtigkeit nicht zu, und ihre Sünde werde nicht ausgelöscht vor deinem Angesicht! Denn sie haben dich gereizt angesichts der Bauenden.“ Den oberflächlichen Leser mag es überraschen, dass solch ein Gebet gesprochen werden konnte. Dabei sollte man zwei Dinge bedenken: Erstens die Haushaltung, in der das Volk lebte, und zweitens, dass die Feinde Israels auch die Feinde Gottes waren. Sanballat und Tobija begaben sich bewusst in den Widerstand gegen das Werk des Geistes Gottes. Und alle sollten aus diesem Gebet lernen, wie auch Saulus später auf andere Weise lernte, was für eine ernste Sache es ist, Gottes Volk zu verfolgen und sein Werk zu behindern. Der Grundsatz, auf den Nehemia seine Bitte gründet, ist: „Sie haben dich gereizt angesichts der Bauenden.“ Die Angelegenheit dieser verachteten Kinder der Gefangenschaft war die Angelegenheit Gottes. In dieser Zuversicht fand Nehemia – wie alle Gläubigen, die in ihrer Arbeit in Gemeinschaft mit den Gedanken Gottes sind – den Mut, Seine Hilfe gegen die Feinde zu erbitten.
Doch wenn Nehemia betete (wie wir nochmals sehen werden), beeinträchtigte das weder sein Werk noch das des Volkes. Vielmehr könnte man meinen, dass sein Ausharren in seinem Werk seinen Gebeten entsprang. Wir sprechen von seinen Gebeten, denn es handelt sich um individuelle Rufe zu Gott, und zwar seine Rufe im Stillen zu Gott. Uns wird ein Einblick in das Seelenleben dieses hingebungsvollen Dieners genauso wie in seine öffentlichen Arbeiten gewährt. Keines außer das Ohr Gottes hörte dieses Gebet. Dennoch wurde es aufgezeichnet, um uns zu lehren, dass das Geheimnis aller wahren Aktivität sowie des Mutes in Gegenwart von Gefahren in der Abhängigkeit von Gott liegt. So fügt Nehemia hinzu, nachdem er sein Gebet aufgeschrieben hat: