Unbekannter Autor; verschiedene Autoren
Kommentar von verschiedenen, zum Teil unbekannten Autoren
1Joh 4,14Kommentar zu 1. Johannes 4,14
„Und wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als Heiland der Welt.“ Der Apostel will hier offensichtlich betonen, wie die Liebe sich geoffenbart hat. In Johannes 3,16 lesen wir: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab.“ Hier nun ist es der Vater, der den Sohn sendet. Was gibt es Teureres, Kostbareres für das Herz des Vaters, als den Sohn Seiner Liebe, den Gegenstand und Mittelpunkt aller Seiner Zuneigungen? Und nun hat der Vater gerade Ihn gesandt, um der Heiland der Welt zu sein.
Die Gefahr, die Bedeutung dieses Ausdruckes allzu sehr auszuweiten und zu sagen, die ganze Welt werde errettet, besteht nicht, wenn man sich an das Wort hält. Der Vater hat den Sohn nicht gesandt, um die Welt zu richten, sondern um ihr Heiland zu sein, auf dass die Welt durch Ihn errettet werde. Die heilbringende Gnade Gottes ist allen Menschen erschienen; doch ob sie diese Gnade aufnehmen, ist eine andere Frage.
Die Sendung des Sohnes als Heiland der Welt hat sie auf die Probe gestellt. Gott war in Christo gegenwärtig, um die Welt mit sich zu versöhnen. (2Kor 5,18). Wie groß ist nun ihre Verantwortung! Sie hat von dieser Gnade nichts wissen wollen, sie hat Christum verworfen. „Dieser ist der Erbe; kommt, lasst uns ihn töten.“ – „Hinweg, hinweg! Kreuzige ihn!“ (Mt 21,38; Joh 19,15). Das war die Antwort der Welt auf die im Sohne geoffenbarte Liebe Gottes.
Deshalb sagte Jesus: „Jetzt ist das Gericht dieser Welt; jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden“ (Joh 12,31). Vor dem Tode Christi war die Welt als verloren zu betrachten, nicht aber als verworfen. Jetzt ist es anders. Von dem Augenblick an, wo die Welt den Sohn Gottes ans Kreuz geheftet hat, ist sie endgültig von Gott verworfen, und es besteht nun eine unbedingte Gegnerschaft zwischen dem Vater und der Welt.
Die Stellung und die Verantwortlichkeit der Welt Gott gegenüber steht jetzt unwiderruflich fest. Sie ist gerichtet, ihr Urteil ist ausgesprochen, aber noch nicht vollzogen. Gott übt immer noch Geduld, da Er nicht will, dass jemand verloren gehe, sondern dass alle zur Busse kommen (2Pet 3,9). Jetzt ist noch der Tag der Gnade und des Heils. Gott lässt in der Welt Sein herrliches Evangelium über Seinen Sohn Jesus Christus verkünden, auf dass jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.
Seine Gnade ist ununterbrochen wirksam, um arme verlorene Sünder zu Christo zu führen und sie so aus der gegenwärtigen bösen Welt herauszunehmen. Aber das ist eine Sache, die jeden Menschen persönlich angeht. Nicht die Welt ist es, die errettet wird; sondern der Glaubende. Die Welt als solche hat nur das Gericht vor sich.
In Verbindung mit diesem Vers mag es gut sein, nochmals auf die Stelle in Kapitel 2,2 zurückzukommen. Dort lesen wir: „Und er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die ganze Welt.“ Mit dieser näheren Bezeichnung: „Die unseren“, fasst der Apostel wohl die Juden ins Auge. So wird Christus auch in Hebräer 2,17 als Der dargestellt, der „in den Sachen mit Gott ein barmherziger und treuer Hoherpriester“ geworden ist, „um die Sünden des Volkes zu sühnen“.
Wir Christen wissen, dass die Sühnung vollendet ist. Sie ist ein für allemal am Kreuze zustande gekommen, und Christus ist – bildlich gesprochen – mit Seinem eigenen Blut ein für allemal ins innere Heiligtum eingegangen) als Er eine ewige Erlösung erfunden hatte. Da nun Gott auf das vergossene Blut Christi blickt, ist der Heilige Geist gekommen, um uns das Zeugnis des unendlichen Wertes dieses kostbaren Blutes für Gott, sowie seiner vollkommenen Wirksamkeit für uns kundzutun: „Ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nie mehr gedenken“, sagt Er (Heb 10,17). Also haben wir im Blick auf unser Heil und unsere ewige Vergebung eine göttliche Gewissheit.
Für Israel aber trifft dies nicht zu. Es kennt die Ergebnisse des Opfers Christi für Sein Volk noch nicht. Der Überrest wird sie erst dann erkennen, wenn Christus erscheinen, wenn der Hohepriester aus dem Heiligtum heraustreten wird.
Christus ist die Sühnung „für die ganze Welt“, nicht nur für die Juden. Die Sühnung oder der „Gnadenstuhl“ ist allen zugänglich, aber nur „durch den Glauben an sein Blut“. Und wenn die „angenehme Zeit“ der Gnade noch andauert, wenn Gott Langmut erzeigt, bevor Er das Gericht vollzieht, so hat dies seinen Grund in der Sühnung.