Behandelter Abschnitt Off 2,29
„Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt!“ (2,29).
Jetzt erst, ganz am Schluss, nur für die Ohren des gläubigen Überrestes, erfolgt die feierliche Ermahnung, das Ohr offenzuhalten. Das kirchliche Gesamtsystem ist bereits derart von der Wahrheit abgewichen, dass es weder Ohr noch Herz mehr für die Stimme des Herrn hat. Wir alle müssen die Ohren offen halten für den Heiligen Geist, denn die Gefahr, zu ermatten oder zu verflachen und schläfrig zu werden, ist immer sehr groß.
Nun sind aber alle Sendschreiben nicht nur an die betreffenden Versammlungen in Asien gerichtet, noch beziehen sie sich prophetisch nur auf die eigentlich dafür bestimmte Zeitperiode, sondern sie richten sich alle an alle Christen zu allen Zeiten. So hat das Sendschreiben an Thyatira auch uns allerlei zu sagen. Thyatira zeigt, wie notwendig die zwei ersten Gebote des Gesetzes für uns Menschen sind: keine anderen Götter neben dem Herrn zu haben und sich keinerlei Bildnis zu machen, vor dem man sich niederbeugen könnte. Es liegt in der menschlichen Natur, neben dem unsichtbaren Gott noch etwas Näherliegendes, Greifbares zu haben, womit das Herz sich beschäftigen kann. Das System der römischen Kirche, dargestellt in Thyatira, ist die Endentwicklung dieser Neigung, die mit dem Erkalten der Liebe in Ephesus angefangen und sich dann Schritt für Schritt weiter entfaltet hat. Durch dieses Sich-vom-Herrn-abwenden ergab es sich von selbst, dass man Helfer neben Ihn stellte: Maria und die Heiligen. Aus „Jesus und Maria“ wurden dann bald „Maria und Jesus“, und heute nimmt „die Gebenedeite Jungfrau“ einen derart hohen Platz ein, dass Jesus beinahe ausgeschaltet ist.
Man mag nun wohl sagen, das betreffe wohl die katholische Kirche, nicht aber uns. Aber, meine lieben Leser, es geht um das, was das Herz neben dem Herrn Jesus festhalten möchte. Da sind so mancherlei andere begehrenswerte Dinge: Geld, Karriere, Wissenschaft, auch Lehren, Gaben usw., alles dies kann, wenn wir auf unsere Herzen nicht achtgeben, zu einem Götzen werden. Wenn wir dem Herrn nicht unser ganzes Herz schenken, und das, was Er uns als Gaben gegeben hat, nicht völlig unter den Gehorsam des Christus stellen, wird es dem Teufel ein Leichtes werden, die Herzen zu betören und die oben genannten Dinge einnisten zu lassen, so dass sie bald an die erste Stelle rücken und zum Selbstzweck werden. Dann ist es nur noch ein Schritt, um den Herrn ganz aus den Augen zu verlieren. Darum gilt auch für uns die Ermahnung, „zu hören, was der Geist den Versammlungen sagt“.