Vers 10: „Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.“ Die Liebe kann dem Nächsten an den Augen absehen, was er gerne möchte, aber sie tut ihm damit nur dann Gutes, wenn sie es im Geiste Gottes tut. Wer im Geiste liebt kann auch widerstehen wo auf fleischlichem Boden Ansprüche an ihn gemacht werden. Die Liebe ist die Zusammenfassung des Gesetzes. Das ganze Gesetz kann zusammen gefasst werden in den Doppelton: Liebe zu Gott und Liebe zu dem Nächsten.
Dieser ganze Abschnitt, wie schliesslich alle Gebote des Neuen Testaments, wurzelt in der Stellung, die uns das sechste Kapitel des Römerbriefes gezeichnet hat, in der Stellung von Mitgekreuzigten. Das wahre Kind Gottes ist der Welt gekreuzigt und die Welt ist ihm gekreuzigt. Mit Christus Gekreuzigte haben nichts mehr zu suchen in dieser Welt, sie haben dem wahren und lebendigen Gott an anderen zu dienen, in Seinem Volke, im engeren und weiterem Kreise.
Überall soll man in uns Gekreuzigte finden, die nichts mehr vom Leben erwarten. Sie haben mit dem Leben abgeschlossen, fürchten sich vor nichts mehr, nehmen aber um so dankbarer an, was Gott ihnen an Erquickung und Liebe schenkt, alles auf Geistesboden. Und nun eine weitere Ermahnung. Der Apostel erinnert an den Ernst der Zeit. Alle Ermahnungen gewinnen ein doppeltes Gewicht in ernster Stunde. Und wir leben gegenwärtig in einer sehr ernsten Zeit. Da ist keine Zeit zum Schlafen, zum Einnicken, zur Trägheit.
Auszug aus seinem Buch „Aus Glauben in Glauben“
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