Behandelter Abschnitt Röm 9,2-4
Vers 2+3 sagen aus, was dem Herzen des Apostels grosse Traurigkeit und unaufhörlichen Schmerz bereitet. Er spricht es klar und deutlich aus, wenn er sagt: „Ich sage die Wahrheit in Christo und lüge nicht, mein Gewissen gibt mir Zeugnis in dem Heiligen Geist, dass ich grosse Traurigkeit und Schmerzen ohne Unterlass in meinem Herzen habe. Ich habe gewünscht verbannt zu sein von Christo für meine Brüder, die meine Freunde nach dem Fleisch…“
Dieses „ich wünschte verbannt zu sein von Christo“ hat nicht den Sinn: Ich möchte gern verbannt sein von Christo, sondern es bedeutet, ich habe einmal gewünscht… „Lange“ übersetzt in seinem Bibelwerk: Ich tat ja einst das Gelübde, ein Verbannter zu sein von Christo für meine Brüder - ich selbst. Er hatte seinerzeit dieses Gelübde getan und kommt nun auf dasselbe zurück.
Paulus war ein ganzer, im tiefsten Grunde des Herzens überzeugter Israelit und wusste was es bedeutete, zum alten Bundesvolk zu gehören. Er wusste, das dies keine Kleinigkeit war. Ebenso wenig war es keine Kleinigkeit für ihn, seine Glaubensbrüder irregehen zu sehen, dieses Israel, dem die Kindschaft und die Herrlichkeit gehörte. Für diese, seine Brüder nach dem Fleische wollte er daher sogar ein Fluch sein, abgesondert, losgetrennt, wenn es ihm gelingen sollte, sie dadurch zu erretten.
Hatte dieses, sein Volk doch so grosse Vorrechte, besonders das der Sohnschaft! Israel war Gottes eingeborener Sohn und hatte ausser der Sohnschaft die Herrlichkeit, die Bündnisse, die Gesetzgebung, den Gottesdienst und die Verheissungen, wie wir aus Vers 4 sehen. Es besass alle wunderbaren Verordnungen und Offenbarungen Gottes in der Stiftshütte und in den sich allmählich wiederholenden Gottesdiensten, in den verschiedenen Einrichtungen des Priesterdienstes und der Propheten! In dem allem ist ein Schatten von Herrlichkeit niedergelegt.
Hinter jedem Gesetz, hinter allem: „Du sollst“ und „Du sollst nicht“ steht Gnade und Leben. Alle Gebote Gottes sind Gnade und Leben, und wenn sie uns je zur Last oder gar zum Fluch werden können, so ist das nur, damit die Verderbtheit des menschlichen Herzens offenbart werde und die Menschheit zur Erkenntnis gelange, dass das Gesetz sie nicht erretten kann und das auch die aufrichtigsten Kinder Gottes es Gott nicht unbedingt recht machen können, sondern dass schliesslich alles stehen muss unter der Deckung des Blutes des Lammes und dass alles zu kurz kommen, nur die Sehnsucht in dem aufrichtigen Israeliten wecken konnte nach einem Heiland und Erlöser, der, wo sich das Gewissen als ohnmächtig erwies, den Heiligen Geist gebe denen, die das Blut Christi losgemacht. Da werden sie versiegelt durch den Heiligen Geist.
Auszug aus seinem Buch „Aus Glauben in Glauben“)
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