Behandelter Abschnitt Röm 7,22-25
Vers 22: „Denn ich habe Lust an Gottes Gesetz nach dem inwendigen Menschen.“ Auch der Mensch unter dem Gesetz, so lange er kein Teufel ist, muss dem Gesetz Gottes beipflichten. „Nach dem inwendigen Menschen,“ das ist aber noch kein Geistesmensch, „nach dem inwendigen Menschen habe ich Wohlgefallen an dem Gesetze Gottes.“ Aber dieses Gesetz, dass von aussen an mich herantritt, stösst auf Widerstand der Macht gegenüber, die schon mit dem Sündenfall gewonnen hat im menschlichen Organismus. Und dieses Traurige, von unseren Stammeltern überkommene Erbe hat sich noch vermehrt. Die Menschheit ist immer tiefer gefallen und fällt heute noch immer tiefer. Dieses andere Gesetz in meinen Gliedern widerstreitet dem Gesetz in meinem Sinn, in meinem Gemüte.
Busse heisst im Grundtext „Sinnesänderung“! Der Mensch, der hier redet, ist ein Mensch, der durch Sinnesänderung hindurchgegangen, dessen Gewissen Gott schon recht gegeben hat, der aber noch unfähig ist, die Macht der Sünde in seinen Gliedern zu beherrschen. „Wollen habe ich wohl, aber das Vollbringen des Guten vollbringe ich nicht,“ heisst es in Vers 18. So und so oft gebe ich zu, dass ich ein Gebundener bin, gefangen genommen unter das Gesetz der Sünde, die in meinen Gliedern ist, eine Gefangenschaft und eine Gebundenheit, gegen die sich der erweckte Mensch sich wehrt, von der er sich aber weder durch eigene Willenskraft noch durch eigene Anstrengungen losmachen kann.
Bei den Aufrichtigen kommt es dann zu dem Verzweiflungsrufe: „Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen vom Leibe dieses Todes?“ Ich bin verkauft an die Sünde, muss tun, was ich nicht möchte und bin unfähig zu vollbringen, was ich für recht halte. „Wer wird mich erlösen vom Leibe dieses Todes?“ Es ist ein Sündenleib, darum auch ein Leib des Todes. Wo die Sünde Herrschaft hat, herrscht der Tod. Ehe der Apostel den Abschnitt noch einmal zusammenfasst, unterbricht er sich. Er kann es kaum fassen, dass es nicht mehr so bei ihm ist, es ist ihm zu wunderbar, und es bricht der Freudenruf aus seinem Herzen hervor: „Ich danke Gott durch Jesus Christus unseren Herrn.“ Nicht ich habe mich von allem losgemacht, sagt er gewissermassen.
Meine Freiheit verdanke ich meinem Gott, dem Gott meiner Väter, für den ich treulich geeifert habe, treulich aber in Unwissenheit, bis auf den Tag, wo Jesus Christus mir als Herr begegnet ist. „Ich danke Gott durch Jesus Christus meinen Herrn.“ Auf dem Wege zu Damaskus hat ihn dieser Jesus Christus mit der Frage zur Rechenschaft gezogen: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“ Wer die Jünger Jesu vor Gericht schleppt, der hat es mit dem Herrn zu tun. „Ich danke Ihm,“ Er ist Meister über mich und meine Natur geworden. Über einen Menschen den Christus wirklich zu einem Gefangenen machen kann, wird Er Meister, dessen Natur muss in die Gefangenschaft des Kreuzes abgehen. Wir haben einen Herrn und Meister und dieser Herr und Meister macht Seine Vollmacht bei allen denen geltend, die erkannt haben, dass sie in sich selbst nichts vermögen, aber fortan alles von der Gnade Gottes erwarten. Sie ist überströmend und offenbart sich, wo die Sünde überströmend geworden ist.
Ehe der Apostel nun zu Römer 8 übergeht, fasst er nun noch einmal das siebente Kapitel in folgende zwei Teile zusammen: Ich bin ein Doppelmensch, ich, die gleiche Person, diene mit der Sinnesrichtung, mit dem Gemüte dem Gesetze Gottes. Ich billige es, gebe ihm Recht. Will ich aber dieses Gesetz ausführen, will ich z.B meinen Nächsten lieben wie mich selbst, so stosse ich auf einen furchtbaren Widerstand, das ist das Fleisch.
Wie gesagt, wir haben es in Kapitel 7 mit dem erweckten Menschen zu tun, nicht aber mit dem durch den heiligen Geist zur Ruhe gebrachten Erlösten. „Ich diene meiner gefallenen Natur nach dem Gesetze der Sünde.“ Da ist eine Macht, die mich mit der Sünde zusammenbindet, so dass ich den Sündenleib mit mir herumschleppen muss und ein übler Geruch oder ein übles Gerüchlein sich einschleicht, wo ich Gottes Gesetz gehorchen will und teilweise auch gehorche, aber noch nicht so gereinigt bin, dass der Geist Gottes freie Hand in mir hat und ich allezeit tun kann, was Gott gefällt, wo ich, mit anderen Worten, nicht mehr an mein Fleisch gebunden bin. Ich wandle nach dem Geiste und gebe dem Fleische nicht mehr Raum.
Auszug aus seinem Buch „Aus Glauben in Glauben“)
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