Vers 64 heißt es: „Denn Jesus wußte von Anfang, welche es seien, die nicht glaubten, und wer es sei, der Ihn überliefern würde", und im 70. Verse: „Jesus sprach zu Seinen Jüngern: Habe ich nicht euer Zwölfe erwählt? . . . Das bringt uns auf die bedeutungsvolle, tiefeingreifende Frage mit dem Judas. Der Herr wußte von Anfang an, wer Ihn überliefern würde. Er war ja eine ganze Nacht mit Seinem Vater auf dem Berge gewesen, ehe Er aus dem weiteren Jüngerkreise die Zwölfe bestimmte, die Seine Apostel werden und das Evangelium in die Welt hinaustragen sollten. Da kann man sich wohl denken, daß Er, der die Menschen so genau kannte, die Frage an Seinen Vater richtete: „Auch diesen Judas, mein Vater?" Und die Antwort lautete: „Ja, auch diesen." Erklärungen hat der Sohn vom Vater nicht verlangt; es genügte Ihm, wenn es Ihm vom Vater versiegelt war: „Ja, auch diesen." So steht es auch uns nicht zu — wenn es sich bei uns auch nicht um die Frage einer Apostelwahl handelt, sondern um die Anstellung von Dienstboten oder Gehilfen — so steht es auch uns nicht zu, die Mitglieder unseres Haushaltes oder den Zeitpunkt ihrer Entlassung selbst zu wählen. Es gilt auch da, tragende Liebe zu üben; denn wir verkürzen uns selbst, wenn wir eigenhändig und eigenwillig in unser Leben und in unseren Haushalt eingreifen. Gerade die Glieder unseres Haushaltes, die uns am schwersten zu tragen sind, brauchen wir am nötigsten. Deshalb ist man noch lange nicht an Dienstboten oder Angestellte gebunden, und wenn wir unsere Lektion gelernt haben, kann der Herr uns Freiheit geben, sie zu entlassen. Er läßt dann irgend etwas kommen, womit Er uns zu verstehen gibt: „Jetzt ist's genug." Zuerst müssen wir unsere Lektion lernen, dann nimmt der Herr den oder die Betreffenden weg, die Er vielleicht als Besen benützte. Wir sind niemals in die Hände der Menschen dahingegeben; aber wir sind in der Schule, in der Lehrzeit, und wir werden ausgebildet für die Herrlichkeit, die „kein Auge gesehen und kein Ohr gehört, und die in keines Menschen Sinn gekommen ist, die aber Gott bereitet hat denen, die Ihn lieb haben." Je höher und weitgreifender die Aufgabe ist, desto gründlicher muß die Ausbildung sein — aber was ist auch die größte irdische Aufgabe im Vergleich zu der Berufung, dereinst mit Christo zu regieren im tausendjährigen Reiche? Da lohnt es sich wohl, nicht aus der Schule zu laufen und dem Herrn zu danken für jeden Besen, den Er zu unserer Erziehung und Reinigung gebraucht. Es kommt dann früher oder später die Stunde, wo es sich ausweisen wird, ob man wirklich das Zeug hat, sich durchbilden zu lassen.