Vers 46: „Nicht daß jemand den Vater gesehen habe, außer dem, der vom Vater ist, der hat den Vater gesehen." Wir brauchen den Vater nicht gesehen zu haben, um von Ihm zu hören und zu lernen. Einer hat Ihn gesehen — nämlich der Sohn, der von Gott gekommene. Er offenbart der Welt den Vater und hat Ihn uns geoffenbart, als wir noch in der Welt standen. Er hat uns zum Vater gezogen. Vers 47 sagt Jesus noch einmal: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben" — und andererseits: „Niemand kommt zum Vater, denn durch den Sohn", nur durch Ihn. Es ist daher eitel Verblendung, wenn ein Menschenkind meint, es stehe in wirklicher Verbindung und Beziehung zum Vater, und will doch die Knie nicht vor dem Sohne beugen. „Gott will, daß aller Knie sich beugen vor dem Sohne, und daß alle Zungen bekennen sollen, daß Jesus Christus der Herr sei, zur Ehre Gottes, des Vaters." Das wird noch kommen, aber in wirkliche Lebensbeziehung zum Vater schon hienieden tritt man nur durch den Sohn. Durch den Sohn haben wir Vergebung und dadurch Versöhnung mit dem Vater. Damit daß Jesus unsere Sündenschuld getilgt hat, hat Er den Weg geöffnet, auf dem Er uns wieder mit dem Vater in Verbindung bringen kann.
Ich habe schon mehrmals darauf hingewiesen, daß die Worte Jesu eine besondere Bedeutung haben müssen, wenn Er sie mit einem doppelten „Wahrlich" einführt. Wir haben sie dann tief sich einsenken zu lassen in die Wurzeln unseres Daseins und sie uns tief einzuprägen zur Befruchtung unseres Innenlebens. Ewiges Leben! Unser Leben zehrt sich auf im Laufe der Jahre. Es erneuert sich von Zeit zu Zeit, kommt einmal auf einen Höhepunkt und nimmt dann ab. Anders ist es mit dem Leben, das aus Gott kommt, das durch Wort und Geist in uns gezeugt wird. Das ist ein Lebensbrot, dessen Wirkung in die Ewigkeit hineinreicht. Wer dieses Brot isset, hat ewiges Leben in sich. Er geht durch die Wüste dieses Lebens, aber er stirbt nicht und geht nicht unter. Alles, was das Erdenleben gibt und nimmt, reist in uns den Ewigkeitsmenschen auf den Tag der Zukunft des Herrn. Er hat schon in Seiner Geburt in Seinem innersten Wesen diese doppelte Natur in sich vereint: Menschensohn und Gottessohn und konnte nur dadurch die Welt nicht nur vom Fall zurückbringen, sondern sie enger mit Gott verbinden, als der erste Adam vor dem Fall mit Gott verbunden war. Wenn der Herr wiederherstellt, so stellt Er nicht nur das Alte wieder her, sondern Er führt höher — und nach einem Fall muß man fester stehen als vorher und seine Wurzeln tiefer einsenken in den Boden der Ewigkeit, sonst geht es von Fall zu Fall, und es kommt zu einer Schwächung des inneren Lebens, zu einer Art innerer Abzehrung.