Vers 38: „Denn ich bin vom Himmel herniedergekommen, daß ich tue den Willen des, der mich gesandt hat" — nicht meinen eignen Willen. Und welches ist dieser Wille Gottes? Es ist ein wunderbar heiliger Gnadenwille. V. 39: „Der Wille Gottes ist, daß der, den Er gesandt hat, nichts verliere von allem, was Er Ihm gegeben hat, sondern daß Er es auferwecke am letzten Tage." — Ich hoffe, liebe Seele, du gehörst dem Herrn Jesu an und erkennst, daß du ein dem Sohne vom Vater Gegebener bist; denn nur dann hast du eine sichere Bürgschaft, daß du einmal auferweckt werden wirst, wenn der Herr Jesus nicht zu deinen Lebzeiten kommen sollte. Es gründet sich das alles auf einen göttlichen Willen. Im Vers 40 sagt der Herr Jesus abermals: „Denn das ist der Wille des, der mich gesandt hat, daß, wer den Sohn siehet und glaubet an Ihn, habe das ewige Leben; und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage." Da ist nun die Grundbedingung eingeschlossen, daß Gott einem Menschen Seinen Sohn in den Gesichtskreis stellt. Wir müssen einmal Jesu begegnen — sei es früher oder später — dann wird es sich entscheiden, ob wir uns Ihm ausliefern, uns im Glauben Ihm anvertrauen. Und das tun wir, sobald wir erkennen und uns darüber klar werden, daß die sichtbare Welt uns nicht befriedigen kann. Was auch unser Leben ausschmücken möge, befriedigen kann es uns im tiefsten Grunde nicht — wir brauchen ewiges Leben, um völlig befriedigt zu sein — ein Leben, das sich in der Herrlichkeit fortsetzt und in der Herrlichkeit vollendet. Ewiges Leben sollen wir im Sohne finden, und wir finden es durch den Glauben. Es kann ja leicht sein, daß wir noch durchs Grab müssen, daß der Herr noch mit Seinem Kommen verzieht, aber darauf kommt es nicht an. Müssen wir noch ins Grab, so wird Seine Stimme in die Gräber hineindringen am letzten Tage und uns einen Leib geben, ähnlich Seinem verklärten Leibe. — Die Juden wollen sich nicht gefangen geben unter das Wort des Herrn. Sie konnten ja nicht alles verstehen, aber was sie verstehen konnten, war genug, um den Aufrichtigen unter ihnen zu zeigen, daß dies Tiefen der Herrlichkeit sind, denen gegenüber man willig alles fahren läßt, um Jesum als Lebensbrot und Leitstern zu erwählen. Anstatt sich in tiefer Beugung um Ihn zu scharen und Ihn um Aufschluß zu bitten, murren sie.
„Niemand kennet den Sohn als nur der Vater." Der Vater zieht uns zum Sohne, und der Sohn zieht uns zum Vater zurück. Der Vater will, daß jeder, dem das Wort Gottes den Sohn in den Gesichtskreis stellt und der sich für sein inneres und äußeres Leben, sowie für alle seine Lebensverhältnisse dem Lichte anvertraut, jeden Morgen sich erneuerndes, ewiges Leben habe. Die Jugendkraft welkt dahin, aber das ewige Leben kann sich immer reichlicher und völliger entfalten aus der ewigen Quelle, der man um so näher kommt, je mehr der äußere Mensch dahinwelkt — unter der Bedingung, daß der innere Mensch sich neu aufbaut auf den Trümmern des natürlichen Lebens. Der innere Mensch erneuert sich aber von Gnade zu Gnade. Mit den Worten: „Ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage" hat der Herr ihnen Brot des Lebens angeboten. Die Juden aber murrten, anstatt Ihn zu fragen, was Er damit meinte. Und doch gibt Er so gern Aufschluß! Er legt der Menge das Ewige in Gleichnissen vor, und wer dann mehr wissen will — nicht aus Neugierde, sondern um in Seine Nachfolge zu treten — dem zieht Er den Schleier vom Gleichnis hinweg und schließt ihm Herrlichkeit auf. Sie aber bleiben stehen bei dem, was sie wissen, ob es auch noch so wenig ist. Vers 42: „Ist dieser nicht Jesus, Josephs Sohn, des Vater und Mutter wir kennen?" fragen sie. Nein, Er war nicht Josephs Sohn — aber dieses heilige Geheimnis schließt Jesus nicht der Welt auf. Der Herr hat einen Schleier über das Heiligste gebreitet, wie Er heute noch tut. Er offenbart sich nur denen, die Ihm näher treten, Ihn suchen, sich von Ihm erleuchten lassen wollen. Daß Jesus nicht von Joseph gezeugt war, sondern vom Heiligen Geiste im Mutterleibe der Maria, das war nicht in die Öffentlichkeit gedrungen, aber wenn die Juden sich anders zu Gottes Wort gestellt hätten, hätten sie es erfahren. Jedenfalls hätten sie sich nicht an Jesu Worten geärgert, wenn sie mit dem Vater in Verbindung gestanden wären.