Behandelter Abschnitt Joh 4,23-24
„Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, wo die wahren Anbeter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit ..." Wo der Herr Jesus auf den Plan tritt und die Zügel eines Menschenlebens in die Hand bekommt, da hat das ewige Heute angefangen. „Heute, so ihr Seine Stimme höret, verstocket eure Herzen nicht. . Jetzt ist die Stunde, wo der Herr anklopft, wo der Geist das Wasser bewegt, unser Inwendiges anrührt, unser Herz für die Wahrheit öffnet und uns die Wahrheit nahe bringt. Jetzt hängt das nicht von einer äußeren Begegnung mit Jesu ab. Damals war der Herr noch an Ort und Stelle gebunden — jetzt ist Er nur an das Eine gebunden, daß wir dem Zuge des Geistes folgen, und da hat der Geist so Seine Stunden, wo der Boden unseres inneren Lebens geöffnet ist, wo wir zugänglich sind, wo wir vielleicht durch schwere Leidenszeiten hindurch neuen Gnadenzeiten geöffnet sind. Es gibt auch für uns Gotteskinder Zeiten, wo der Herr uns näher tritt als sonst. Auch ein Aufenthalt in einem unserer christlichen Erholungshäuser kann eine solche Zeit sein, wo der Herr uns wirklich in neuer Weise innerlich nahe tritt, damit wir dann zurückkehren in unsere Alltagswelt und in unsere alten Aufgaben, auf gereinigtem Boden wandelnd, uns mehr denn je bewußt, für wen wir leben. Nicht daß mit unserer Rückkehr in die alten Verhältnisse die Segenszeit aufhörte, sondern daß sich im Gegenteil fortan in unserem ganzen Sein und Wesen ausweise, daß wir auf dem Berge gewesen sind — nicht auf Garizim oder Zion — sondern daß wir im Geiste und in der Wahrheit Höhenluft geatmet haben und nun neue Kraft besitzen, um dem Hochdruck der äußeren Verhältnisse zu widerstehen, anstatt uns dadurch gefangen nehmen zu lassen. Der Herr sucht uns, und wo Er sucht, findet Er uns und gründet uns tiefer ein denn je, unabhängig von äußeren Segensstätten. Gott ist Geist, und als solcher ist Er nicht an Ort und Zeit gebunden; es kommt nur darauf an, daß wir einmal mit all unserem Tun und Lassen auf den Boden des Geistes und der Wahrheit zu stehen kommen. Soweit wir Wahrheitsmenschen sind, soweit hat auch der Geist Gottes Raum in uns — der Geist der Wahrheit, der in alle Wahrheit leitet und das äußere und innere Leben auf den Boden der Wahrheit zu stellen vermag. Erst wenn wir wirklich Christum kennen lernen, kommen wir dem Unwahren in uns auf die Spur, und erst dann lernen wir je länger, je mehr alles ausscheiden, was nicht aus der Wahrheit ist — durch die Kraft des Geistes, der in alle Wahrheit führt und in der ganzen Wahrheit der Heiligen Schrift herumführt — der von da aus unser Leben auf den Boden der Wahrheit stellt, besonders was unsere Beziehungen zu unseren Mitmenschen betrifft. „Die Wahrheit wird euch frei machen." Da bleibt man auf Wahrheits- und Geistesboden auch dem Nächsten gegenüber und kommt immer mehr heraus aus dem Seelischen und Fleischlichen. Leute, die sich in dieser Weise vom Geiste in alle Wahrheit leiten lassen, sind aber nicht leicht zu finden — die muß auch der Herr suchen. Gott ist Geist, und wir müssen überhaupt erst Geist haben, um Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten zu können. Wir müssen aus dem Geiste sein — nicht nur gutangelegte Menschen, sondern Wiedergeborene, aus dem Geiste Gezeugte. „Gott ist Geist, und die Ihn anbeten, die müssen Ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten" — nicht seelisch, sondern im Geiste — also aufs Wort gegründet. Der Geist Gottes kann nur frei wirken, wo man aufs Wort gegründet ist. Kommen wir, aufs Wort gegründet, zu Gott, so finden wir den Zugang zu Ihm offen.