„Ich habe gesehen und erkannt und gezeugt", sagt Johannes. Das ist auch unsere Aufgabe: zuerst sehen, den Herrn erkennen, mit dem Herrn wandeln und dann von Ihm zeugen. Wie Johannes haben wir als nachgeborene Brüder Jesu Christi Zeugnis abzulegen von unserem Herrn und Meister. Wir sind Seine Brüder und Schwestern und zugleich Seine Diener — Seine Zeugen da, wo Er uns hinstellt, und da wolle uns der Herr je länger je mehr Blicke schenken in Seine Herrlichkeit. Wenn Er schon einem Johannes dem Täufer, der erst auf der Schwelle des Neuen Bundes stand, solche Blicke geben konnte, warum sollte Er sie nicht auch uns geben können für die vielleicht ganz kleine Arbeit, mit der Er uns betraut hat?
Es macht ja keinen Unterschied für Gott, in welchem Rahmen wir für Ihn zeugen. Er sieht auf die Treue, Er sieht das Herz an. Nicht Er bedarf unser zur Erreichung Seiner Zwecke, aber wir bedürfen der uns von Ihm gestellten Aufgabe zu unserer Erziehung. Es ist unaussprechliche Gnade, wenn Er uns irgend einen Dienst anvertraut — wäre es auch der allergeringste. Bleiben wir darum fest dabei, uns durch nichts von der Treue im Kleinen abbringen zu lassen! Was kein Mensch sieht, das sieht der Herr, und zu Seiner Stunde lohnt Er die Treue über Bitten und Verstehen.
Johannes war sich seiner Sendung klar bewusst. Er wollte nicht mehr und nicht weniger sein, als ein Bahnbrecher für Jesus. Er wollte die Aufgabe, die Gott ihm gegeben hatte, treu erfüllen. Auf die Frage: «Wer bist du?», antwortete er einfach. „Ich bin nicht Christus.“ Und als man ihn weiter fragte: „Wer bist du denn? Bist du Elia?“, sagte er wiederum. „Ich bin es nicht.“ Und doch heisst es im Evangelium nach Matthäus, dass der selbst von ihm sagte: „Er ist der Elias, der da kommen soll“, und nach Lukas 1,17 war er dem Zacharias mit den Worten angekündigt worden: Er wird vor ihm - vor Jesus - hergehen im Geiste und in der Kraft des Elia, zu bekehren die Herzen der Väter zu den Kindern und die Ungläubigen zu der Klugheit der Gerechten, zuzurichten dem Herrn ein bereitetes Volk. Der erste Elia war ein Vorbild und Johannes war ein zweiter Elias, weil er bahnbrechend in der Kraft des Elia auftrat, wie Elias seinerzeit für Jehova in die Schranken trat, als Israel sich an Baal verkauft hatte. Er konnte jedoch ein zweiter Elia sein, ohne sich dessen bewusst zu sein.
Wir wissen nicht immer gleich, welches die Aufgabe ist, die der Herr uns persönlich im Leben gibt, denn erst in seiner Nachfolge, werden wir uns klar über uns selbst. Erst in seiner Nachfolge lernen wir unterscheiden, zwischen dem, was wir in unser Leben hineingelegt haben und dem was Gott darin niedergelegt hat und wozu er es bestimmt hat. Unser göttliche Bestimmung muss sich erst herausschälen aus allem Eigenen und es schält sich heraus und klärt sich ab durch Busse und glauben unsererseits. Wir stammen aus der Ewigkeit und tragen Ewigkeitssamen in uns, wenn wir Kinder Gottes, aus dem Geiste wiedergeborene Leute sind.
Aber es kommt alles darauf an, dass wir treu sind in den Linien der uns von Gott gestellten Aufgabe, auch wo wir die Bedeutung unserer Berufung nicht messen, noch Erfolge irgend welcher Art sehen können. Soviel ist gewiss, dass der Herr zu jeder Aufgabe die nötige Gabe gibt, sowohl im Irdischen, wie in ewigen Dingen und es handelt sich nur darum, dass wir unsere Aufgabe und die Grenze der uns aufgetragenen Aufgabe kennen. Denn sobald wir darüber hinausgehen, können wir nicht mehr treu sein und unsere Pflichten geraten dann in Konflikt mit einander, während doch alles von Gott so eingerichtet ist, dass einer den anderen stützt und einer dem anderen vor geht, damit der Leib Christi sich auferbaue.