Vers 8 heisst es: „So aber deine Hand oder dein Fuss dich ärgert, so haue ihn ab und wirf ihn von dir. Es ist dir besser . . und werdest in das höllische Feuer geworfen." Ich glaube nicht, dass man viel damit gewinnen würde, wenn man das Wort buchstäblich und äusserlich nehmen würde. Es könnte leicht sein, dass einer, der sich eine Hand oder einen Fuss hat abhauen lassen, nachher nur noch mehr von Lüsten und Begierden aller Art geplagt würde. Mit der äusseren, buchstäblichen Erfüllung des Wortes wäre nicht viel gewonnen. Etwas ganz anderes ist es, wenn ein Mensch — vielleicht ein Kind Gottes — von einer ganz gewissen Seite her versucht wird — wenn ihm gewisse Dinge versuchlich sind, die an sich erlaubt sein mögen, ihm aber zum Ärgernis gereichen. Dann soll er nicht sagen: „Es ist ja gut." „Alle Kreatur Gottes ist gut und ist nichts verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird" — aber wie willst du es mit Danksagung geniessen, wenn Lust oder Hochmut in dir gereizt — dich geärgert hat? Dann enthalte dich!
Das ist auch eine Art Verkrüppelung — dann wirf das Ärgernis von dir. Wende dein Auge ab, wenn es dich ärgert! Mit Ausreissen wäre auch da nicht viel gewonnen. Es muss das Innere gereinigt werden. Wir müssen gelöst werden von dem, was uns heute anzieht und morgen erschreckt und mit Furcht erfüllt. Wir haben nichts zu fürchten, wenn wir dem Herrn nachfolgen, und wir haben im Blute des Lammes nicht nur Vergebung der Sünden, sondern Lösung — tief innerliche Lösung in der Gemeinschaft mit ihm. „Des Menschen Sohn ist gekommen, das Verlorene zu suchen." Anstatt etwas für uns selbst zu suchen, wollen wir Verlorene suchen. Anstatt es uns bequem und leicht zu machen, wollen wir anderen Handreichung tun. Da gewinnen wir ewiges Leben und treten tiefer ein in die Welt der Liebe, der Rettung.
Des Menschen Sohn rettet nicht nur, sondern er macht Gerettete zu Rettern. Er gibt ihnen seinen Geist, damit sie anderen zurechthelfen können auf dem Wege des Lebens, aus dem Reiche der Selbstsucht heraus. Entweder man sucht sein eigenes Leben, oder man nimmt sich selbst in die Zucht und steht, wie man dem Herrn gefallen und anderen dienen kann. Dazu braucht es Selbstzucht und Lösung von der Selbstsucht. Dann sucht man sich nicht selbst, sondern man sucht Verlorene; dann kommt man dem Herrn nahe und lässt sich von ihm schenken, wie man anderen dienen kann — oft nur mit einem Worte. Es kommt nicht auf viele Worte an, sondern auf den Geist. Die Welt sagt: „Ich will diesem oder jenem den Kopf waschen." Das tun wir nie. Der Herr ist heruntergestiegen in unsere menschliche Natur und hat seinen Jüngern die Füsse gewaschen. So macht er es heute noch. Alle, die sich in seinen Dienst begeben, reinigt er.