Behandelter Abschnitt Mal 3,6-7
„Denn ich, der HERR, ich verändere mich nicht; und ihr, Kinder Jakobs, ihr werdet nicht vernichtet werden“ (Vers 6). Mag das menschliche Herz Gott zurückstoßen und Ihn verachten – Gott verändert Sich nicht. Er hat Jakob Verheißungen gegeben und wird sie auch auf jeden Fall ausführen; denn Er ist ein treuer Gott, der Seine ewige Güte nicht verleugnen kann. Aber Er ist auch ein gerechter Gott, der das Böse nicht dulden kann. Die Gesetzlosen müssen also vertilgt werden, und nur Seine Gnade hält das Schwert des Gerichts noch zurück. Ich will euch beweisen, sagt Gott hier gleichsam, euch, die ihr meinen Namen nicht fürchtet und unter den Schlägen meines Zornes fallen werdet, dass ich meine Verheißungen nicht habe fallen lassen. Dieser Beweis besteht darin, dass ich euch noch nicht vernichtet habe. Ich habe noch Geduld mit euch, damit ihr euch vom Bösen abwendet; denn meine Langmut bedeutet Rettung. „Seit den Tagen eurer Väter seid ihr von meinen Satzungen abgewichen und habt sie nicht bewahrt.“ Ich zögere noch mit dem Gericht, damit ihr umkehren könnt – wollt ihr denn nicht auf mich hören? „Kehrt um zu mir, so will ich zu euch umkehren, spricht der HERR der Heerscharen.“ Auf meiner Seite hat sich nichts geändert; was wollt ihr eurerseits tun?
Das gleiche Wort finden wir auch in Sacharja 1,3: „Kehrt zu mir um, spricht der HERR der Heerscharen, und ich werde zu euch umkehren, spricht der HERR der Heerscharen.“ Aber in Maleachi klingt es noch eindringlicher, da der Prophet ihm das andere Wort hatte vorhergehen lassen: „Ich habe euch geliebt“ (Kap. 1,2). Hätte dies das aufrührerische Herz Israels nicht treffen sollen? Bei diesem letzten Versuch das verhärtete Gewissen des Menschen zu erreichen, wollte Gott ihn, bevor Er ihm seine Verantwortlichkeit vorstellte, von dem überzeugen was in Seinem Herzen für ihn war. „Also hat Gott die Welt geliebt“; das ist das Evangelium. Maleachi, der letzte Prophet des Alten Testaments, kommt dem schon, weit mehr als Sacharja, in einigen Punkten nahe.
Was antwortet das Volk auf diesen Ruf? „Und ihr sprecht: Worin sollen wir umkehren?“ Bringen wir nicht Opfer dar? Beobachten wir nicht den Sabbath und die vorgeschriebenen Feste? Besuchen wir nicht regelmäßig den Tempel? Ist der HERR nicht sehr hart, wenn Er noch mehr von uns fordert? Worin haben wir denn gefehlt, dass Gott uns zu einer Umkehr auffordert? Das ist genau die Sprache des älteren Sohnes in der Geschichte vom verlorenen Sohn. Er machte seinem Vater gleichsam den Vorwurf: Bist du es nicht, der gegen mich gefehlt hat, indem du mir nicht einmal ein Ziegenböcklein gegeben hast, um mit meinen Freunden fröhlich zu sein?
In der Tat, der Gedanke an Umkehr oder Bekehrung kommt in dem Herzen eines bloßen Bekenners nicht auf, zu welcher Haushaltung er auch gehören mag. Auch heute wird er fragen: Inwiefern habe ich denn meinen Verpflichtungen nicht entsprochen? Benehme ich mich etwa wie ein götzendienerischer Heide? Gehe ich nicht in die Kirche? Erfülle ich nicht meine religiösen Pflichten? Gebe ich keine Almosen?
Damit behandelt man Gott als seinesgleichen. Du sprichst vom Umkehren? Das habe ich nicht nötig! Diese Gleichgültigkeit ist eine Beleidigung Gottes. Herz und Gewissen des Bekenners bleiben trotz alles äußeren Anscheins gefühllos. Das jüdische Volk hat das bewiesen, als 420 Jahre später der Herr Jesus in Seinen Tempel kam. Sie trugen die selben religiösen Charakterzüge, wie Maleachi sie beschreibt, und trotzdem verwarfen und kreuzigten sie den Messias. Was würde man heute tun?