Behandelter Abschnitt Nah 2,11-13
„Wo ist nun die Wohnung der Löwen und die Weide der jungen Löwen, wo der Löwe umherging, die Löwin und das Junge des Löwen, und niemand sie aufschreckte? Der Löwe raubte für den Bedarf seiner Jungen und erwürgte für seine Löwinnen, und er füllte seine Höhlen mit Raub und seine Wohnungen mit Geraubtem. Siehe, ich will an dich, spricht der HERR der Heerscharen, und ich werde ihre Wagen in Rauch aufgehen lassen, und deine jungen Löwen wird das Schwert verzehren; und ich werde deinen Raub von der Erde ausrotten, und die Stimme deiner Boten wird nicht mehr gehört werden“ (V. 11–13).
Der Löwe war ein bekanntes Bild der assyrischen Könige. Ihre Denkmäler bezeugen das. Seit den Tagen Nimrods waren sie stolz auf ihre Löwenjagd, die gleichzeitig einen beliebten Zeitvertreib für sie darstellte. Die Kraft, das ungestüme Wesen sowie die Grausamkeit dieses Raubtiers, dass sich durch nichts abschrecken lässt, das nur zu seiner eigenen Befriedigung würgt und reißt, seine Löwinnen und seine Jungen, sein Durst nach Macht und Beute, womit er seinen Höhlen füllt, das alles charakterisierte auch den Assyrer. Der Herr der Heerscharen brauchte sich jedoch nur zu erheben, um dem zu widerstehen, gegen den sich kein Mensch auflehnen konnte. Sämtliche Kriegsgeräte, die der Assyrer benutzen würde, um die Welt zu erobern, würden in Rauch aufgehen.
Das Schwert des Herrn würde seine Nachkommen töten. Der letzte Nachkömmling der Könige Assyriens, Assur-Ediliane, auf dem die Hoffnung ruhte, dass er einmal die Macht an sich reißen würde, wurde bei der Plünderung Ninives ausgelöscht. Nach der Vernichtung seines Reiches unterwarfen sich die Völker, die er erobert hatte und die sich fortdauernd gegen ihn aufgelehnt hatten, dem neuen, durch Gott aufgerichteten Reich Babels. Die Ära des Blutvergießens war vorüber, ohne dass der Friede dadurch auf der Erde erreicht worden war. Das wird erst dann der Fall sein, wenn gesagt werden wird: „Friede auf Erden“ – bei der Erscheinung des Herrn Jesus in seinem Reich. „Die Stimme deiner Boten wird nicht mehr gehört werden“. Wie deutlich hatte man damals die drohende Stimme Sanheribs gehört, die seine Boten zu Hiskia und Jerusalem gebracht hatten, als sie es wagten Gott zu verhöhnen und zu verspotten (Jes 36,37). In der Zukunft wird man dagegen nur die fröhliche Stimme dessen hören, „der gute Botschaft bringt, der Frieden verkündigt!“ (Kapitel 2,1).
In der profanen Geschichtsschreibung finden wir kaum einmal eine Erwähnung der Größe Ninives. Die assyrischen Denkmäler, die man Mitte des vorigen Jahrhunderts freilegte, sagen uns inzwischen einiges mehr und machen uns mit dem bisher unbekannten Luxus sowie der erstaunlichen Wohlfahrt dieser bemerkenswerten Stadt bekannt. Kein einziges Dokument spricht jedoch von ihrem Untergang oder beschreibt die Katastrophe, die sie damals traf. Nur die Bibel gewährt uns auf unmissverständliche und göttliche Weise Einsichten über den Ursprung und über die Verwüstung Ninives. Diese Zerstörung kam schneller über sie als über Babylon, obwohl Ninive die letztgenannte Stadt an Pracht und Bedeutung noch übertraf. Es erfüllt uns mit Bewunderung, wenn wir sehen, dass alle biblischen Berichte über den Untergang Ninives prophetisch sind. Nahum nimmt unter diesen Prophezeiungen einen besonderen Platz ein.
[Eingesandt von Stephan Keune]