Behandelter Abschnitt Joel 4,13-15
Joel 4,13-15: Legt die Sichel an, denn die Ernte ist reif; kommt, stampft, denn die Kelter ist voll, die Fässer fließen über! Denn groß ist ihre Bosheit. Getümmel, Getümmel im Tal der Entscheidung; denn nahe ist der Tag des HERRN im Tal der Entscheidung. Die Sonne und der Mond verfinstern sich, und die Sterne verhalten ihren Glanz.
Ganz anders aber verhält es sich in Joel. Dieses Buch endet mit der Ernte und Weinlese: „Legt die Sichel an, denn die Ernte ist reif; kommt, stampft, denn die Kelter ist voll, die Fässer fließen über! Denn groß ist ihre Bosheit“ (Joel 4,13). Diese Bilder werden auch in manchen anderen Stellen der Schrift angewandt. Offenbarung 14,14-20 hat viel Gemeinsames mit dem hier Gesagten, ist aber von merklich größerer Tragweite. Dort sehen wir einen gleich dem Sohn des Menschen sitzen, aber auf der Wolke, der im gottgewollten Augenblick die Ernte einsammelt, die dort die Bevölkerung der ganzen Erde umfasst. Hier aber sehen wir Ihn in Jerusalem sitzen, und zwar auf seinem Thron, wohin Er die Volksmengen strömen lässt, in das Tal des Gerichtes (hebr. charuts), dessen Urteilsspruch zum Voraus bestimmt ist. Die Nationen rücken zum Kampf heran und legen dadurch die Einstellung ihrer Herzen gegen Christus und sein Volk an den Tag; denn was sein Volk berührt, berührt Ihn selbst. Damit die Nationen auf frischer Tat ergriffen werden können, müssen sie vor dem unausweichlichen Gericht unter Waffen gefunden werden, sie, die alle Werkzeuge des Friedens und Gedeihens zur Vorbereitung des Krieges verwendet haben. Haben wir nicht schon selbst erlebt, wie man in ungezügeltem Missbrauch alles der Kriegsaufrüstung opfert?
In Offenbarung 14 werden die Ernte und die Weinlese deutlich von einander unterschieden; die Enrte hat die Nationen, die Weinlese das abtrünnige Israel zum Gegenstand. Hier in Joel finden wir nichts dergleichen, obwohl wir glauben, dass die abtrünnigen Juden, das Volk des Antichristen, das sich mit den Nationen einsmachen wird, in deren Gericht mit inbegriffen sein werden. Ernte und Weinlese sind in unserer Stelle vereinigt (die Ernte ist reif, die Fässer fließen über), weil sich diese Stelle nicht mit der Beziehung der Völker zu den ungläubigen Juden, sondern zu dem Überrest Judas und Jerusalems beschäftigt, wann deren Gefangene befreit sein werden. Die Ernte ist hier das Gericht über die Feinde Israels, wobei die Spreu vom Weizen getrennt wird; die Weinlese dagegen bedeutet deren erbarmungslose Vernichtung.
Es mögen noch ein paar Stellen folgen, die denselben Vorgang behandeln. Psalm 18,30-45 feiert das dem Sohn des Menschen übergebene Gericht der Nationen. Es endet mit einer anscheinenden Unterwerfung unter sein eisernes Zepter. Psalm 78,65.66 beschreibt ebenfalls diese Szene: Derjenige, der den Stamm Juda und den Berg Zion zum Sitz seiner Macht erwählt hat, „schlägt seine Feinde von hinten, gibt ihnen ewige Schmach“. Sacharja 14,3 scheint außer dem Gericht über den Assyrer auch das über die Nationen mit einzuschließen, die übereingekommen waren, Israel zu unterdrücken; denn der Kampf wird dort vom „Tag der Schlacht“ unterschieden. Man könnte diese Anführungen vervielfältigen, wir beschränken uns aber auf diese wenigen hier.
Wenn wir alle die berührten Stellen zusammenfassen, können wir vier Ereignisse als Teilabschnitte des großen Ganzen, d.h. des Tages des HERRN, der Erscheinung des HERRN oder der „Erscheinung seiner Ankunft“, feststellen. Diese sind folgende:
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Die Vernichtung der Heerscharen des Tieres (des römischen Weltreiches) und des falschen Propheten (des Antichristen) durch die Erscheinung des Sohnes des Menschen, der mit seinem Heer aus dem Himmel kommt (Off 19).
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Die Folge davon ist die Erscheinung des Messias Jesus Christus auf dem Ölberg, um den Überrest zu befreien und den Assyrer zu vernichten (Jes 31,4-9; Sach 14,3.4).
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Das kriegerische Gesamtgericht über die Völker, die das Land Israel umgeben und die Unterdrücker des Volkes Gottes sind. An diesem kriegerischen Gericht nimmt auch der Überrest Judas teil. (Da es ein allgemeines Gericht ist, umfasst es auch alle oben aufgeführten Nationen, jedoch alles vom jüdischen Standpunkt aus gesehen; Joel 3; Obadja usw.)
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Das Gericht über die Nationen zur Scheidung von Schafen und Böcken, wenn der Sohn des Menschen, von seinen Engeln umgeben, sich auf seinen Thron der Herrlichkeit setzen wird. Dieses Gericht wird diejenigen von den Nationen erfassen, die die Boten des Herrn verworfen haben, die ihnen das Evangelium des Königreiches verkündigten (Mt 25,31-46).
Ebenso wie dem Tag des Herrn schreckliche Zeichen vorangehen werden, werden ähnliche dieses Gericht im Tal Josaphat begleiten: „Die Sonne und der Mond verfinstern sich, und die Sterne verhalten ihren Glanz“ (Joel 4,15).