Jetzt wendet sich die Weisheit zu ihrem Kinde und schreibt ihm das Verhalten vor, das ihm der Obrigkeit gegenüber geziemt. „Wenn der Zorn des Herrschers wider dich aufsteigt, so verlaß deine Stelle nicht; denn Gelassenheit verhindert große Sünden.“ Hier, wie überhaupt in dem ganzen Kapitel, ist der Herrscher im Unrecht. Die Ursache seines Zornes wird nicht genannt, doch wird seine Erregung als etwas sehr Schlechtes hingestellt, dem gegenüber sich das Kind der Weisheit gelassen zeigt.
Soll es unwillig sein über die Ungerechtigkeit oder seine Rechte geltend machen vor dem, der sie mit Füßen tritt? Im Gegenteil, es hat nur zweierlei zu tun: 1. seinen Platz ehrerbietiger Unterwürfigkeit unter eine Obrigkeit zu bewahren, deren Handlungen „große Sünden“ genannt werden, 2. Sanftmut zu zeigen, diesen Seelenzustand, der nicht auf seinen Rechten besteht, sondern diese den Händen dessen überläßt, der uns Unrecht zufügt. Nichts tut den Ausbrüchen der bösen Natur mehr Einhalt als ein solches Verhalten. Der Christ selbst sammelt so feurige Kohlen auf das Haupt derer, die ihm übelwollen.