Behandelter Abschnitt Pred 7,25-29
Der Prediger erzählt in diesen Versen seine eigene Geschichte, eine in der Tat bittere Geschichte. Er hatte sich befleißigt, wie er schon am Anfang seines Buches (Kap. 1,17) sagte, Weisheit zu erkennen, und zu verstehen, daß Gesetzlosigkeit und Narrheit Torheit und Tollheit sind. Versuchung und Verführung traten durch das Weib an ihn heran (1. Könige 11,4), aber anstatt ihnen zu entschlüpfen, sündigte er, den Gott so begnadigt hatte, und wurde die Beute der Verführerin.
Er ist zu der erschütternden Feststellung gekommen, die „bitterer ist als der Tod“, daß es nicht „ein Weib unter diesen allen“ gibt, das nicht die Begierden gleich Netzen und Fangarmen auf sich zöge, und dessen Hände nicht Fesseln wären, um den Gefangenen festzuhalten, den es ergriffen hat. Und selbst einen Mann auf der Erde zu finden, der durch seine Weisheit oder Einsicht zu helfen vermöchte, welche kostbare Seltenheit! „Einen Mann aus Tausenden habe ich gefunden, aber ein Weib unter diesen allen habe ich nicht gefunden.“ Aber wenn auch das Forschen des Weisen ihn zu diesen traurigen Schlußfolgerungen führte, so hat er doch Nutzen davon: „Allein, siehe, dieses habe ich gefunden, daß Gott den Menschen aufrichtig geschaffen hat; sie aber haben viele Ränke gesucht“ (Vers 29).
Der aus der Hand seines Schöpfers hervorgegangene Mensch war im Anfang aufrichtig. Der Prediger hat weiter oben gezeigt, daß die Schöpfung schön war (Kap. 3,11), jetzt aber alles gekrümmt ist (Kap. 1,15; 7,13). Der Verfall ist hinzugekommen, nicht von Seiten Gottes, sondern durch die Schuld des Menschen. „Sie aber haben viele Ränke gesucht.“ So war es im Garten Eden, als „das Weib sah, daß der Baum gut zur Speise, und daß er eine Lust für die Augen, und daß der Baum begehrenswert wäre, um Einsicht zu geben“. Welche „Ränke“! Und seit damals ist es so geblieben.