Verborgenes und Offenbartes
Abschließend sei noch auf den letzten Vers unseres Kapitels verwiesen, der vielfach missverstanden und falsch angewandt wird. „Das Verborgene ist des Herrn, unseres Gottes; aber das Offenbarte ist unser und unserer Kinder in Ewigkeit, damit wir alle Worte dieses Gesetzes tun“ (V. 29). Man hat diese Stelle häufig dazu benutzt, die Seelen von einer fortschreitenden Erforschung der „Tiefen Gottes“ zurückzuhalten. Aber ihre wirkliche Bedeutung ist leicht zu begreifen: Das „Offenbarte“ ist das, was wir in den vorhergehenden Kapiteln dieses Buches betrachtet haben, während sich das „Verborgene“ auf die Hilfsquellen der Gnade bezieht, die Gott für den Fall vorgesehen hatte, dass Israel darin versagen würde, „alle Worte dieses Gesetzes zu tun“. Das „Offenbarte“ ist das, was Israel hätte tun sollen, aber nicht getan hat. Das „Verborgene“ ist das, was Gott trotz des traurigen und schmählichen Verfalls Israels tun wollte, und was in den folgenden Kapiteln mitgeteilt wird. Diese enthalten die Vorsätze der Gnade Gottes, die Vorkehrungen der unumschränkten Barmherzigkeit, die sich entfalten sollten, wenn Israel sein völliges Versagen unter den beiden Bündnissen (im Land Moab und am Berg Horeb) eingesehen haben wird.
Wenn diese Stelle recht verstanden wird, stützt sie daher in keiner Weise die Deutung, die man ihr oft beilegt, sondern ermutigt uns vielmehr, die Dinge zu erforschen, die dem Volk Israel in den Ebenen Moabs allerdings „verborgen“ waren, uns aber völlig „offenbart“ sind zu unserem Nutzen und Trost und zur Auferbauung unserer Seelen. Der Heilige Geist kam am Pfingsttag herab, um die Jünger in die ganze Wahrheit zu leiten. Die Heilige Schrift ist vollendet, und die Vorsätze und Ratschlüsse Gottes sind völlig offenbart worden. Das Geheimnis der Versammlung schließt den ganzen Kreis der göttlichen Wahrheiten. Der Apostel Johannes konnte zu allen Kindern Gottes sagen: „Ihr habt die Salbung von dem Heiligen und wisst alles“ (1Joh 2,20).