Behandelter Abschnitt 5. Mose 26,14-19
Die persönliche Heiligkeit
Wenn wir jetzt noch einen kurzen Blick auf den dritten Punkt werfen, den unser Kapitel enthält
(V. 14– 19), finden wir persönliche Heiligkeit, praktische Heiligkeit und völlige Trennung von allem, was nicht im Einklang mit der heiligen Stellung und Beziehung stand, in die Israel durch die unumschränkte Gnade und Barmherzigkeit Gottes gebracht worden war. Trauer, Unreinheit und tote Werke sollten sich nicht unter ihnen finden. Auch wir haben weder Raum noch Zeit für derartige Dinge. Sie gehören nicht in die gesegnete Sphäre, in der wir leben dürfen. Es gibt nur dreierlei für uns zu tun: Gott die Opfer des Lobes darzubringen, wohlzutun inmitten einer armen Welt und uns selbst von ihr unbefleckt zu erhalten (vgl. Jak 1,27).
Ob Mose, Paulus oder Jakobus zu uns reden, immer ist es derselbe Geist, der sich kundtut, und immer sind es dieselben Aufgaben, die wir zu lernen haben, Aufgaben von unschätzbarem Wert und moralischer Wichtigkeit, ganz besonders wichtig in unserer Zeit, in der die Lehre der Gnade so viel mit dem Verstand aufgefasst und mit aller Art von Weltlichkeit und Egoismus verbunden wird.
Eine eindringlichere und mehr ins Praktische gehende Betätigung tut unter uns not. Unserem Dienst fehlt so oft das prophetische und seelsorgerliche Element. Wir meinen mit dem prophetischen Element den Charakter des Dienstes, der sich mit dem Gewissen beschäftigt und es in die Gegenwart Gottes bringt. Diese Art des Dienstes benötigen wir vor allen Dingen. Der Dienst in unserer Mitte richtet sich zu viel an den Verstand und zu wenig an Herz und Gewissen. Der Lehrer wendet sich an den Verstand, der Prophet an das Gewissen25, der Hirte an das Herz. Wir sprechen allgemein, da es sein kann, dass alle drei Elemente in dem Dienst eines Mannes vereinigt sind. Dennoch sind sie durchaus voneinander verschieden. Wo die Propheten- und Hirtengabe in einer Versammlung fehlt, da sollten die Lehrer ernstlich auf den Herrn blicken und ihn um Kraft und Befähigung bitten, sich mit den Herzen und Gewissen der Gläubigen beschäftigen zu können. Der Herr sei gepriesen, dass Er für seine Diener alle nötigen Gaben, alle Kraft und Gnade besitzt! Alles, was uns nottut, ist, wirklich ernst und aufrichtig auf ihn zu warten. Er wird uns sicher die nötige Gnade und Fähigkeit für jeden Dienst geben, zu dem wir in seiner Versammlung berufen sein mögen.
25 Man denkt sehr oft, dass nur der ein Prophet sei, der zukünftige Ereignisse vorhersage, aber eine solche Beschränkung jenes Ausdrucks ist falsch. 1. Korinther 14,28-32 gibt den Worten: „Prophet“ und „weissagen“ eine viel weitere Bedeutung. Lehrer und Prophet stehen eng und in schöner Weise miteinander in Verbindung. Der eine entfaltet die Wahrheiten des Wortes Gottes der andere wendet sie auf das Gewissen an. Der Hirte untersucht, ob und inwieweit der Dienst beider auf das Herz und Leben der einzelnen Gläubigen einwirkt.↩︎