Behandelter Abschnitt 5. Mose 9,5-11
Ein halsstarriges Volk
Wir tun darum gut, auf die warnende Stimme des treuen Knechtes Gottes zu hören, denn seine Worte vermitteln uns ein wirksames Gegenmittel gegen die Selbstgerechtigkeit, die uns, wie damals dem Volk Israel, so anhaftet. „Nicht um deiner Gerechtigkeit und um der Geradheit deines Herzens willen kommst du hinein, um ihr Land in Besitz zu nehmen; sondern um der Gesetzlosigkeit dieser Nationen willen vertreibt der Herr, dein Gott, sie vor dir, und damit er das Wort aufrechterhalte, das der Herr deinen Vätern, Abraham, Isaak und Jakob, geschworen hat. So erkenne denn, dass der Herr, dein Gott, nicht um deiner Gerechtigkeit willen dir dieses gute Land gibt, es zu besitzen; denn ein hartnäckiges Volk bist du. Erinnere dich daran – vergiss es nicht –, wie du den Herrn, deinenGott, in der Wüste erzürnt hast! Von dem Tag an, als du aus dem Land Ägypten herausgezogen bist, bis ihr an diesen Ort kamt, seid ihr widerspenstig gegen den Herrn gewesen“ (V. 5–7).
Dieser Abschnitt zeigt die beiden großen Grundsätze, die das Herz wirklich in den moralisch richtigen Zustand versetzen, wenn sie klar erfasst werden. Zunächst wird das Volk daran erinnert, dass ihre Besitzergreifung des Landes Kanaan nichts anderes war als die Erfüllung der Verheißung, die Gott ihren Vätern gegeben hatte. Die Vertreibung der sieben Nationen Kanaans war nach der gerechten Regierung Gottes eine Folge ihrer Gesetzlosigkeit. Jeder Gutsherr hat ein Recht, schlechten Pächtern zu kündigen, und die Nationen Kanaans hatten gewissermaßen nicht nur ihre Pacht nicht bezahlt, sondern auch das Eigentum Gottes so sehr verdorben und verunreinigt, dass Er sie nicht länger darin dulden konnte. Darum wollte Er sie vertreiben, und zwar ohne jede Beziehung zu den neuen Besitzern des Landes. Wer auch immer nach ihnen das Land in Besitz nehmen mochte, die alten bösen Besitzer mussten jedenfalls ausgewiesen werden.
Die Ungerechtigkeit der Amoriter hatte ihren Höhepunkt erreicht, und darum konnte nichts mehr das Gericht aufhalten. Der Mensch mag es für ungerecht und grausam halten, er mag es nicht mit einem wohlwollenden Wesen in Einklang bringen können, wenn Tausende von Familien aus ihrer Heimat vertrieben und dem Schwert preisgegeben werden; aber Gott weiß seine Angelegenheiten zu ordnen, ohne nach menschlichen Meinungen zu fragen. Er hatte die Bosheit der sieben Nationen solange erduldet, bis sie einfach unerträglich wurde. Selbst das Land konnte sie nicht mehr ertragen. Jede weitere Nachsicht hätte bedeutet, die schrecklichsten Gräuel gutzuheißen, und das war selbstverständlich unmöglich.
Die Ehre Gottes forderte die Vertreibung der Kanaaniter. Sie forderte aber auch die Einführung der Nachkommen Abrahams in den Besitz des Landes, das sie als Besitzer zum ewigen Eigentum erhalten sollten unter Gott, dem Allmächtigen, unter dem höchsten Gott, der Himmel und Erde besitzt. So standen die Dinge für Israel, wenn es nur ein Auge dafür gehabt hätte. Der Einzug des Volkes in das Land der Verheißung und die Aufrechterhaltung der göttlichen Ehre waren so eng miteinander verbunden, dass keines von beiden angetastet werden konnte, ohne dabei auch das andere in Mitleidenschaft zu ziehen. Gott hatte verheißen, das Land Kanaan den Nachkommen Abrahams zum ewigen Besitztum zu geben. Hatte Er nicht das Recht, das zu tun? Kann der Unglaube Gott das Recht streitig machen, mit seinem Eigentum zu tun, was Er will? Kann er dem Schöpfer und Herrscher des Weltalls ein Recht verweigern, das Er für sich in Anspruch nimmt? Das Land gehörte dem Herrn, und Er gab es Abraham, seinem Freund, für immer. Trotzdem wurden die Kanaaniter nicht eher aus ihrem Besitz verdrängt, bis ihre Bosheit unerträglich geworden war.