Behandelter Abschnitt 4. Mose 10,8-10
Abhängigkeit und Unterordnung
Es war Aufgabe der Söhne Aarons, der Priester, die Trompeten zu blasen; denn es war die Nähe Gottes und Gemeinschaft mit ihm erforderlich, um seine Gedanken erkennen und mitteilen zu können. Es war das hohe Vorrecht der priesterlichen Familie, sich um das Heiligtum Gottes zu scharen, dort die erste Bewegung der Wolke zu beobachten und sie dann den entferntesten Teilen des Lagers bekannt zu machen. Die Priester waren verantwortlich, mit den Trompeten einen ganz bestimmten, unverwechselbaren Ton erschallen zu lassen, und jedes Glied des Volkes war verantwortlich, sofort und bedingungslos zu gehorchen. Es wäre Empörung gewesen, wenn jemand es gewagt hätte, ohne Befehl aufzubrechen oder wenn er sich geweigert hätte, aufzubrechen, nachdem die Anweisung einmal gegeben war. Alle hatten auf das Zeichen Gottes zu warten, und wenn es gegeben wurde, mussten sie sich augenblicklich danach richten. Wenn sie ohne das Zeichen aufgebrochen wären, so wären sie in der Finsternis gewesen, und hätten sie sich, nachdem das Zeichen gegeben war, geweigert, aufzubrechen, so wären sie in der Finsternis geblieben.
Das ist sehr einfach und für die Praxis sehr wertvoll. Es ist nicht schwer, die Bedeutung dieser Wahrheit für die Gemeinde in der Wüste zu erkennen. Aber lasst uns bedenken, dass alle diese Dinge zu unserer Belehrung geschrieben sind! Wir sind berufen, die Belehrung, die in dieser schönen Verordnung über die silbernen Trompeten enthalten ist, aufzunehmen und zu bewahren. Diese Verordnung ist gerade für unsere Zeit wichtig. Sie stellt in klarer Weise dar, dass das Volk Gottes in allem, was es tut, gänzlich von dem Zeugnis Gottes abhängig und ihm vollkommen untergeordnet sein muss. Es handelte sich nicht darum, was die Einzelnen gern hatten oder nicht, es ging nicht um ihre Gedanken, Meinungen und Urteile, sondern einfach und allein um einen entschiedenen Gehorsam. Der Gesang des Anbeters und das Kampfgeschrei des Kriegers waren beide nur die Frucht des Zeugnisses Gottes.
Wie gut und wie lehrreich, wie praktisch gerade für diese Zeit, in der wir leben! Wenn es einen Zug gibt, der mehr als irgendein anderer die gegenwärtige Zeit kennzeichnet, so ist es der Mangel an Unterwerfung unter die Autorität Gottes und der Widerstand gegen die Wahrheit, wenn sie Gehorsam und Selbstverleugnung verlangt. Es geht alles gut, so lange es sich um Wahrheiten handelt, die unsere Vergebung, unsere Annahme, unser Leben, unsere Gerechtigkeit, unsere ewige Sicherheit in Christus betreffen. Man hört sie gern und freut sich darüber. Aber sobald man die Rechte und die Autorität dessen hervorhebt, der sein Leben hingab, um uns vor der Hölle zu retten und uns die ewige Freude des Himmels zu geben, so entstehen viele Schwierigkeiten, es werden allerlei Schlüsse gezogen, alle Arten von Fragen erhoben. Der Wahrheit wird ihre Schärfe genommen, oder man schiebt sie ganz beiseite. Man wartet nicht auf den Ton der Trompete. Selbst wenn sie in einem Ton erklingt, der so klar ist, wie nur Gott ihn geben kann, erfolgt keine Antwort auf den Ruf. Wir gehen, wenn wir stillstehen sollten, und wir stehen still, wenn wir gehen sollten.
Was muss die Folge davon sein? Entweder gar kein Fortschritt oder ein Schritt in die verkehrte Richtung – was noch schlimmer ist, als gar keiner. Wir können unmöglich im göttlichen Leben Fortschritte machen, wenn wir uns nicht rückhaltlos dem Wort des Herrn unterordnen. Wir mögen durch die Gnade Gottes und die Sühnungskraft des Blutes Jesu errettet sein. Aber sollten wir uns damit begnügen? Sollten wir nicht danach streben, nun auch mit ihm und für ihn zu leben? Sollten wir das Heil annehmen, das sein Werk für uns erworben hat, und uns nicht nach einer völligen Unterordnung unter seine Autorität in allen Dingen sehnen?
Gott kümmert sich um die Einzelheiten unseres Lebens
Ein Christ hat nicht das Recht, ohne einen göttlichen Befehl etwas zu tun. Er hat auf das Wort seines Herrn zu warten. Bis er es kennt, muss er stillstehen, und wenn er es erhalten hat, muss er vorwärts gehen. Gott kann heute seinem streitenden Volk seine Gedanken ebenso bestimmt mitteilen wie früher seinem irdischen Volk. Allerdings geschieht es jetzt nicht durch den Ton einer Trompete oder durch die Bewegung einer Wolke, sondern durch sein Wort und seinen Geist. Unser Vater leitet uns nicht durch Einwirkungen auf die Sinne, durch äußere Gegebenheiten, sondern durch das, was das Herz, das Gewissen und das Verständnis berührt. Er teilt uns seine Gedanken und seinen Willen nicht durch das, was natürlich ist, mit, sondern durch das, was geistlich ist.
Sollten wir annehmen, der Versammlung Gottes sei eine Leitung, die ebenso klar ist wie die Leitung des Lagers in der Wüste, versagt? Unmöglich! Woher kommt es aber, dass man so oft Christen trifft, die überhaupt nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen? Es muss daher kommen, dass das „beschnittene Ohr“ fehlt, das den Ton der silbernen Trompete vernimmt, und der unterwürfige Wille, der gleich gehorcht. Wer ein offenes Ohr und ein unterwürfiges Herz besitzt, wird gewiss auch über alles, was er zu tun hat, all die Sicherheit erlangen, die Gott uns geben kann. Unser gnädiger Gott kann und will uns in allen Dingen Klarheit und Entschiedenheit geben. Wenn Er sie nicht gibt, dann kann es niemand. Wenn Er sie gibt, so haben wir niemanden sonst nötig.