Behandelter Abschnitt 5. Mose 6,22-27
Die endgültige Segnung des Volkes Israel
Hiermit sind wir am Schluss eines deutlichen Abschnittes des vierten Buches Mose angelangt. Das Lager ist in passender Weise eingerichtet.
Jeder Krieger nimmt seinen besonderen Platz ein (Kap. 1 u. 2). Jeder Arbeiter ist an seine eigene Arbeit gestellt (Kap. 3 u. 4). Die Versammlung ist von Verunreinigung gereinigt (Kap. 5), und für den erhabenen Charakter der Absonderung für Gott ist Vorsorge getroffen (Kap. 6). Alles das ist sehr genau beschrieben. Die Ordnung ist von beeindruckender Schönheit. Wir haben nicht nur ein gereinigtes und wohlgeordnetes Lager vor uns, sondern auch eine Weihe für Gott, die unmöglich höher sein könnte und die in vollkommener Weise allein in dem Leben unseres Herrn Jesus Christus selbst zu sehen ist. Nachdem dieser Punkt erreicht ist, bleibt für den Herrn nur noch eins: seinen Segen über die ganze Versammlung auszusprechen, und wir finden demzufolge auch diesen Segen am Ende des 6. Kapitels. „Und der Herr redete zu Mose und sprach: Rede zu Aaron und zu seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr die Kinder Israel segnen; sprecht zu ihnen: Der Herr segne dich und behüte dich! Der Herr lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig! Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden! Und so sollen sie meinen Namen auf die Kinder Israel legen, und ich werde sie segnen“ (V. 22–27).
Dieser reiche Segen strömt durch den Kanal des Priestertums. Aaron und seine Söhne werden beauftragt, den Segen auszusprechen. Die Gemeinde Gottes muss fortwährend von dem Herrn gesegnet und bewahrt werden. Immer soll sie sich freuen über das gnadenvolle Angesicht des Herrn. Ihr Friede soll fließen wie ein Strom. Der Name des Herrn soll über der Gemeinde angerufen werden.
Er ist immer da, um zu segnen.
Was für eine Vorsorge! Hätte doch Israel davon wirklich Gebrauch gemacht, hätte es doch in dieser Kraft gelebt! Aber das Volk tat es nicht. Sie wandten sich schnell ab, wie wir sehen werden. Sie vertauschten das Licht des Angesichts Gottes mit der Finsternis des Berges Sinai. Sie verließen den Boden der Gnade und stellten sich unter das Gesetz. Anstatt mit dem zufrieden zu sein, was ihnen in dem Gott ihrer Väter zugeteilt worden war, gelüstete es sie nach anderen Dingen (vgl. Ps 105 u. 106). Anstelle der Ordnung, der Reinheit und der Absonderung für Gott, womit unser Buch beginnt, sehen wir Unordnung, Unreinheit und Hingabe an den Götzendienst.
Doch es kommt der Augenblick, wo der herrliche Segen von 4. Mose 6 seine volle Verwirklichung finden wird: dann nämlich, wenn die zwölf Stämme Israels um das unvergängliche Banner „Der Herr ist hier“ (Hes 48,35) versammelt, wenn sie von all ihrer Befleckung gereinigt und in der Kraft wahrer Nasire dem Herrn geweiht sein werden. Diese Dinge werden überall in den Propheten sehr klar dargestellt. Alle diese inspirierten Zeugen geben ohne Ausnahme Zeugnis von der zukünftigen Herrlichkeit, die das Volk Israel noch erwartet. Sie alle weisen auf die Zeit hin, wo die schweren Wolken, die sich am Horizont der Völker gesammelt haben, durch die glänzenden Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit aufgelöst werden. Dann wird Israel einen wolkenlosen Tag des Segens und der Herrlichkeit genießen, und zwar unter den Weinstöcken und Feigenbäumen des Landes, das Gott einst Abraham, Isaak und Jakob zum ewigen Besitztum gab.
Wollen wir das Gesagte leugnen, so müssen wir einen großen Teil des Alten und einen beträchtlichen Teil des Neuen Testaments aus unserer Bibel herausschneiden; denn in dem einen wie in dem anderen bezeugt der Heilige Geist klar und unwiderleglich die wunderbare Tatsache der Gnade, des Heils und des Segens für die Nachkommen Jakobs. Es gibt für das geliebte, obwohl jetzt verworfene Volk Gottes eine glänzende Zukunft. Achten wir darauf, wie wir diese Tatsache behandeln! Es ist sehr ernst, wenn man versucht, in irgendeiner Weise seine eigenen Gedanken mit dem Wort Gottes zu vermischen.
Wenn Gott sich selbst verpflichtet hat, das Volk Israel zu segnen, so sollten wir uns hüten, den Strom des Segens in eine andere Richtung zwingen zu wollen. Gott hat erklärt, dass es sein Vorsatz sei, den Nachkommen Jakobs das Land Kanaan zum ewigen Besitz zu geben. Wenn dies in Frage gestellt wird, dann kann kein Teil des Wortes Gottes mehr mit Sicherheit als unangreifbar betrachtet werden. Wenn wir uns erlauben, einen großen Teil des inspirierten Kanons leichtfertig zu behandeln – und wir tun dies sicherlich, wenn wir das, was er sagt, umzudeuten suchen –, welche Sicherheit haben wir dann überhaupt in Bezug auf die Anwendung der Schrift? Wenn unterstellt wird, dass Gott nicht meint, was Er sagt, wenn Er von Israel und dem Land Kanaan spricht, wie wissen wir dann, dass Er meint, was Er sagt, wenn Er von der Versammlung und von ihrem himmlischen Teil in Christus redet? Wenn Israel seiner herrlichen Zukunft beraubt wird, welche Sicherheit hat dann der Christ für seine Zukunft?
Denken wir daran, dass, „so viele der Verheißungen Gottes sind, in ihm das Ja, darum auch durch ihn das Amen“ (2Kor 1,20) ist! Wenn wir uns darüber freuen, dass diese wichtige Feststellung im Blick auf uns selbst gilt, lasst uns nicht versuchen, abzustreiten, dass sie auch für andere wahr ist! Ja, die Kinder Israel werden noch den vollen Segen genießen, der uns am Ende des 6. Kapitels vorgestellt wird. Bis dahin ist die Versammlung berufen, sich über die ihr gehörenden besonderen Segnungen zu freuen. Sie hat das Vorrecht, Gott immer in ihrer Mitte zu wissen, in dem Licht seines Angesichts zu wohnen, aus dem Strom des Friedens zu trinken und durch ihn, der nie schlummert noch schläft, von Tag zu Tag gesegnet und bewahrt zu werden. Aber beherzigen wir doch auch immer, dass die praktisch erfahrene Freude an diesen unendlichen Segnungen und Vorrechten genau im Verhältnis steht zu dem Maß, in dem die Versammlung die Ordnung, die Reinheit und die nasiräische Absonderung zu bewahren sucht, wozu sie als die Wohnung Gottes, als der Leib Christi und der Tempel des Heiligen Geistes berufen ist!
Möchten diese Dinge unsere Herzen durchdringen und ihren heiligenden Einfluss auf unser ganzes Leben und auf unser ganzes Wesen ausüben!