Mal 3,16: Da unterredeten sich miteinander, die den HERRN fürchten, und der HERR merkte auf und hörte; und ein Gedenkbuch wurde vor ihm geschrieben für die, die den HERRN fürchten und die seinen Namen achten.
Wie kostbar sind diese wenigen Worte! Wie erfreulich ist es, diesen Überrest inmitten des moralischen Verfalls um ihn her zu betrachten! Man findet bei ihm weder Einbildung noch Anmaßung; man hört von keinem Versuch, etwas aufzurichten, von keiner Anstrengung, die verfallene Haushaltung wiederherzustellen, noch endlich von irgendwelcher Entfaltung einer eingebildeten Macht. Diese wenigen Treuen blickten im Gefühl ihrer Schwachheit zum HERRN empor und das ist – mögen wir es wohl beachten und nie vergessen! – das wahre Geheimnis aller wirklichen Kraft.
Das Bewusstsein unserer Schwachheit braucht uns keine Furcht einzuflößen. Was wir zu fürchten haben und wovor wir stets zurückschrecken sollten, ist eine eingebildete Kraft. Die gesegnetste und sicherste Regel für das Volk Gottes liegt zu allen Zeiten in den Worten: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark“ (2Kor 12,10). Wir dürfen immer und in allen Lagen auf Gott rechnen; und es ist eine unbedingt feststehende Tatsache, dass der Zustand der bekennenden Kirche, wie niedrig er auch sein mag, nie den persönlichen Glauben hindern kann, die Gemeinschaft mit Gott im vollsten Sinn des Wortes zu genießen.
Es ist ein überaus wichtiger Grundsatz, an dem wir stets festhalten sollten: Mag das bekennende Volk Gottes auch noch so tief gesunken sein, der einzelne Gläubige, der sich selbst vor Gott richtet und demütigt, kann seine Gegenwart und seine Segnungen allezeit ohne Ziel und Schranken genießen. Dies bezeugen uns die Daniels, die Mordokais, die Esras, die Nehemias, die Josias, die Jehiskias und viele, viele andere, die mit Gott wandelten, die erhabensten Grundsätze verwirklichten und die höchsten und seltensten Vorrechte der herrschenden Haushaltung genossen, obwohl alles um sie her in hoffnungslosem Verfall lag:
In den Tagen des Königs Josia wurde ein Passah gefeiert, wie es seit den Tagen Samuels, des Propheten, nicht gefeiert worden war (2Chr 35,18).
Der schwache Überrest der Juden beging nach seiner Rückkehr aus Babylon das Laubhüttenfest – ein Vorrecht, das die Kinder Israels seit den Tagen Josuas, des Sohnes Nuns, nicht genossen hatten (Neh 8,17).
Mordokai errang ohne Schwertstreich einen Sieg über Amalek, wie ihn Josua in den Tagen von 2. Mose 17 nicht glänzender davongetragen hatte (Est 6,11.12).
In dem Buch des Propheten Daniel endlich sehen wir den stolzesten Monarchen der Erde sich vor den Füßen eines gefangenen Juden niederwerfen.
Was lehren uns alle diese Beispiele? Einfach dieses: Eine demütige, gläubige und gehorsame Seele kann die innigste und völligste Gemeinschaft mit Gott genießen – trotz des Verderbens und Verfalls des bekennenden Volkes Gottes um sie her und obgleich die Herrlichkeit von der Haushaltung gewichen sein mag, in der sie sich befindet.
So war es in dem abschließenden Ausblick Maleachis. Alles lag in hoffnungslosem Verfall. Aber das hinderte diejenigen nicht, die den Herrn liebten und fürchteten, sich um Ihn zu versammeln und sich über seinen kostbaren Namen zu unterhalten. Ohne Zweifel bestand der schwache Überrest jener Zeit in keinem Vergleich zu der großen Versammlung, die in den Tagen des Königs Salomo von Dan bis Beerseba zusammenströmte; aber er hatte eine besondere Herrlichkeit für sich: Er genoss die göttliche Gegenwart in einer nicht weniger wunderbaren, wenn auch nicht so auffallenden Weise wie damals. Wir hören nichts von einem „Gedenkbuch“ in den Tagen Salomos noch wird dort gesagt, dass „der HERR aufmerkte und hörte“. Vielleicht wird man einwenden, das sei damals nicht nötig gewesen. Sei es so; aber dies schwächt nicht die Herrlichkeit der Gnade, die über jener kleinen Herde in den Tagen Maleachis leuchtete. Wir dürfen überzeugt sein: Die Inbrunst jener kleinen Schar war dem Herzen des HERRN ebenso wohltuend wie die glänzenden Opfergaben in den Tagen der Weihe Salomos. Ihre Liebe strahlte gegenüber dem gefühllosen Formenwesen des Judentums und der schnöden Gewinnsucht der Priester umso heller hervor: