Behandelter Abschnitt 2. Mose 18,1-12
Der Besuch Jethros
Bildliche Vorausschau auf Israel, die Nationen und die Versammlung
Wir sind nun am Schluss eines bemerkenswerten Teiles des zweiten Buches Mose angelangt. Gott hat in seiner vollkommenen Gnade sein Volk erlöst; Er hat es aus Ägypten herausgeführt und es zunächst aus der Hand des Pharaos und dann aus der Hand Amaleks befreit. Wir haben in dem Manna ein Bild des aus dem Himmel herabgekommenen Christus gesehen, in dem Felsen ein Bild des für sein Volk geschlagenen Christus und schließlich in dem hervorströmenden Wasser ein Bild des Heiligen Geistes. Und jetzt folgt gemäß der wunderbaren Ordnung, die wir überall in der Heiligen Schrift finden, ein Bild, das uns die zukünftige Herrlichkeit in ihren drei Hauptzügen vor Augen stellt, nämlich in Verbindung mit den Juden, mit den Heiden und mit der Versammlung Gottes.
Während der Verwerfung Moses durch seine Brüder wurde ihm in der Wüste eine Frau, die Gefährtin seiner Verwerfung, gegeben; und der Anfang dieses Buches hat uns über den Charakter der Verbindung Moses mit seiner Frau belehrt. Er war für sie ein „Blutbräutigam“, d. h. gerade das, was Christus für die Versammlung ist. Die Verbindung der Versammlung mit Christus gründet sich auf seinen Tod und seine Auferstehung, und sie ist zur Gemeinschaft seiner Leiden berufen. Sie wird während der Zeit des Unglaubens Israels und der Verwerfung Christi gesammelt, und wenn sie nach den Ratschlüssen Gottes vollendet und die „Vollzahl der Nationen eingegangen ist“ (Röm 11,25), wird die Geschichte Israels wieder aufgenommen.
Ebenso war es mit Zippora und Israel. Für die Zeit seiner Sendung zu Israel hatte Mose sie zurückgesandt; nachdem das Volk aber gänzlich befreit worden war, lesen wir: „Und Jethro, der Priester von Midian der Schwiegervater Moses, hörte alles, was Gott an Mose und an Israel, seinem Volk, getan hatte . . . Und Jethro, der Schwiegervater Moses, nahm Zippora, die Frau Moses, nachdem er sie zurück gesandt hatte, und ihre zwei Söhne, von denen der Name des einen Gersom war, denn er sprach: Ein Fremder bin ich geworden in fremdem Land, und der Name des anderen Elieser: Denn der Gott meines Vaters ist meine Hilfe gewesen und hat mich errettet vom Schwert des Pharaos. Und Jethro, der Schwiegervater Moses, und seine Söhne und seine Frau kamen zu Mose in die Wüste, wo er lagerte am Berg Gottes. Und er ließ Mose sagen: Ich, dein Schwiegervater Jethro, bin zu dir gekommen, und deine Frau und ihre beiden Söhne mit ihr.
Da ging Mose hinaus, seinem Schwiegervater entgegen, und beugte sich nieder und küsste ihn; und sie fragten einer den anderen nach ihrem Wohlergehen und gingen ins Zelt. Und Mose erzählte seinem Schwiegervater alles, was der Herr an dem Pharao und an den Ägyptern getan hatte um Israels willen, alle Mühsal, die sie auf dem Weg getroffen, und dass der Herr sie errettet habe. Und Jethro freute sich über all das Gute, das der Herr an Israel getan hatte, dass er es errettet hatte aus der Hand der Ägypter. Und Jethro sprach: Gepriesen sei der Herr, der euch errettet hat aus der Hand der Ägypter und aus der Hand des Pharaos, der das Volk errettet hat unter der Hand der Ägypter hinweg! Nun weiß ich, dass der Herr größer ist als alle Götter; denn in der Sache, worin sie in Übermut handelten, war er über ihnen. Und Jethro, der Schwiegervater Moses, nahm ein Brandopfer und Schlachtopfer für Gott; und Aaron und alle Ältesten Israels kamen, um mit dem Schwiegervater Moses zu essen vor dem Angesicht Gottes“ (V. 1–12).
Das ist eine sehr interessante Szene. Ganz Israel ist im Triumph vor dem Herrn versammelt; der Heide bringt ein Opfer dar, und um das Bild zu vervollständigen, erscheint die Frau des Befreiers samt den Kindern, die Gott ihm gegeben hat. Es ist bis in die Einzelheiten eine treffende Darstellung des zukünftigen Reiches. „Gnade und Herrlichkeit wird der Herr geben“ (Ps 84,12).
Im Lauf unserer Betrachtung sind wir schon unzähligen Wirkungen der Gnade begegnet; hier aber gibt uns der Heilige Geist einen Einblick in die künftige Herrlichkeit, indem Er uns die verschiedenen Bereiche, in denen sie offenbart werden wird, bildlich vor Augen stellt. „Juden, Griechen und die Versammlung Gottes“ sind drei in der Heiligen Schrift eindeutig unterschiedene Begriffe (vgl. 1Kor 10,32), die man nicht miteinander verwechseln kann, ohne die vollkommene Ordnung der Wahrheit zu zerstören, die Gott in seinem heiligen Wort offenbart hat. Diese Unterschiede haben bestanden, seitdem das Geheimnis der Versammlung durch den Dienst des Apostels Paulus ans Licht gestellt worden ist; und auch während des Tausendjährigen Reiches werden sie fortbestehen. Jeder, der in geistlicher Weise die Schriften untersucht, wird ihnen daher auch gebührend Rechnung tragen.
Der Apostel belehrt uns in seinem Brief an die Epheser ausdrücklich, dass das Geheimnis der Versammlung den Söhnen der Menschen in anderen Geschlechtern nicht kundgetan worden sei, wie es jetzt ihm offenbart war (Eph 3; vgl. Kol 1,25-28). Obwohl es nicht unmittelbar offenbart war, fand dieses Geheimnis doch in der einen oder anderen Weise eine bildliche Darstellung, z. B. in dem Verhältnis zwischen Adam und Eva, in der Ehe Josephs mit einer Ägypterin und in der Verbindung Moses mit einer äthiopischen Frau. Das Bild oder der Schatten einer Wahrheit ist aber etwas ganz anderes als ihre unmittelbare und bestimmte Offenbarung. Das Geheimnis der Versammlung war verborgen, bis Christus es in himmlischer Herrlichkeit dem Saulus von Tarsus offenbarte. Wer also die vollständige Entfaltung dieses Geheimnisses in dem Gesetz, den Propheten oder den Psalmen sucht, ist auf einem falschen Weg; wenn er aber die Unterweisung des Epheserbriefes verstanden hat, wird er die bildlichen Ergänzungen im Alten Testament mit Interesse und Gewinn verfolgen.
Das Kapitel beginnt also mit einem Bild vom Tausendjährigen Reich. Die ganze Herrlichkeit ist vor unseren Blicken aufgetan. Wir sehen „den Juden“ vor uns als den großen irdischen Zeugen der Treue, der Gnade und der Macht des Herrn (siehe Jes 43,10-12.21). Er war dies in vergangenen Zeitaltern, er ist es jetzt und wird es in Ewigkeit sein. „Der Heide“ liest in dem Buch der Wege Gottes mit Israel; er verfolgt die wunderbare Geschichte dieses auserwählten und abgesonderten Volkes, dieses Volkes, „wunderbar seitdem es ist und weiterhin“ (Jes 18,2; vgl. 2Mo 33,16; 5Mo 4,6-8). Er sieht Throne und Reiche umgestürzt und Nationen bis in ihr Innerstes erschüttert; er sieht, wie alles der Herrschaft dieses Volkes Platz machen muss, das der Herr zum Gegenstand seiner Liebe auserwählt hat. „Nun weiß ich“, sagt Jethro, „dass der Herr größer ist als alle Götter; denn in der Sache, worin sie in Übermut handelten, war er über ihnen“ (V. 11). So lautet das Bekenntnis „des Heiden“, wenn die jüdische Geschichte vor ihm aufgerollt wird.
Die „Versammlung Gottes“ schließlich, die in ihrer Gesamtheit durch Zippora und in ihren Gliedern durch die Kinder Zipporas dargestellt wird, zeigt sich hier in enger Verbindung mit dem Befreier. Vielleicht wird man uns fragen, mit welchem Recht wir diese Szene so deuten. Wir antworten mit 1. Korinther 10,15: „Ich rede als zu Verständigen; beurteilt ihr, was ich sage.“ Man kann niemals eine Lehre auf eine bildliche Darstellung gründen; aber wenn die Lehre offenbart ist, kann man ihr Abbild deutlich erkennen und es mit Gewinn erforschen. In jedem Fall braucht man, sowohl um eine Lehre als auch um ein Abbild zu verstehen, geistliches Unterscheidungsvermögen. „Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird“ (1Kor 2,14).