Behandelter Abschnitt 2. Mose 12,8-49
Die Verordnung des Passahfestes
Es müssen nun noch die Grundsätze im Einzelnen betrachtet werden, die in der Verordnung zum Passahfest enthalten sind. Die Versammlung Israels stand zwar schon unter dem Schutz des Blutes, aber sie musste auch in einer Gott geziemenden Weise stattfinden. Um vor dem Gericht in Sicherheit zu sein, war nur das Blut erforderlich, aber im Blick auf die Gemeinschaft, die dadurch zustande gebracht war, waren andere Dinge nötig, die nicht vernachlässigt werden durften. „Und sie sollen in dieser Nacht das Fleisch essen, gebraten am Feuer, und ungesäuertes Brot; mit bitteren Kräutern sollen sie es essen. Ihr sollt nichts roh davon essen und keineswegs im Wasser gekocht, sondern am Feuer gebraten: seinen Kopf samt seinen Beinen und samt seinem Eingeweide“ (V. 8.9).
Das Lamm musste der Wirkung des Feuers unterworfen werden. Hierin sehen wir Christus, „unser Passah“ (1Kor 5,7), wie Er sich selbst dem Feuer der göttlichen Heiligkeit und des göttlichen Gerichts aussetzte, das aber an ihm keinen Makel finden konnte. Er konnte sagen: „Du hast mein Herz geprüft, hast mich bei Nacht durchforscht; du hast mich geläutert – nichts fandest du; mein Gedanke geht nicht weiter als mein Mund“ (Ps 17,3). Bei ihm war alles vollkommen. Das Feuer läuterte ihn, aber es zeigten sich keine Schlacken. „Sein Kopf samt seinen Beinen und samt seinem Eingeweide“, das ist: der Sitz des Verstandes sowie der äußere Wandel samt allem, was damit zusammenhing – alles wurde dem Feuer ausgesetzt, und alles erwies sich als vollkommen. Das Braten des Lammes war daher, wie jede Einzelheit in den Anordnungen Gottes, von großer Bedeutung. „Ihr sollt nichts roh davon essen und keineswegs im Wasser gekocht.“ Wäre das Lamm in dieser Weise gegessen worden, so hätte das Passahmahl nicht die Absicht Gottes erfüllt, Christus darzustellen als das wirkliche Passahlamm, das am Kreuz das Feuer des gerechten Zorns Gottes erdulden musste.
Wir stehen nicht nur unter dem ewigen Schutz des Blutes des Lammes, sondern durch den Glauben nähren wir uns auch von dem Lamm. Viele von uns verkümmern in dieser Beziehung. Sie begnügen sich mit dem Bewusstsein ihrer Errettung durch das vollbrachte Werk Christi, haben aber kein Verlangen nach praktischer Gemeinschaft mit ihm. Er aber kann sich damit nicht begnügen. Er hat uns so eng mit sich selbst verbunden, damit wir uns von ihm nähren und uns in ihm freuen können. Er stellt sich uns vor als das Lamm, das bis zum Äußersten den Zorn Gottes ertragen hat, und in eben diesem Charakter will Er auch die Nahrung für unsere Seelen sein.
Das ungesäuerte Brot
Aber wie sollte dieses Lamm gegessen werden? Mit ungesäuertem Brot und bitteren Kräutern. Der Sauerteig ist in der ganzen Schrift ausnahmslos ein Bild des Bösen. Weder im Alten noch im Neuen Testament wird dieses Wort gebraucht, um irgendetwas Reines, Heiliges oder Gutes darzustellen. Daher ist das „Fest der ungesäuerten Brote“ in diesem Kapitel ein Bild der praktischen Absonderung vom Bösen, die das Ergebnis der Reinigung durch das Blut des Lammes ist, die sich aber auch aus der Gemeinschaft mit seinen Leiden ergibt. Nur ein ungesäuertes Brot war dem am Feuer gebratenen Lamm angemessen. Die geringste Menge Sauerteig hätte den Charakter des Passahmahls verdorben. Wie könnten wir irgendetwas Böses mit unserer Gemeinschaft mit dem leidenden Christus vereinbaren? Alle, die durch die Kraft des Heiligen Geistes die Bedeutung des Kreuzes verstehen, werden auch sicherlich durch dieselbe Kraft jeden Sauerteig aus ihrer Mitte entfernen. „Fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr ein neuer Teig seiet, wie ihr ungesäuert seid. Denn auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet worden. Darum lasst uns Festfeier halten, nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit Ungesäuertem der Lauterkeit und Wahrheit“ (1Kor 5,7.8).
Die hier erwähnte Festfeier im Leben der Versammlung entspricht dem Fest der ungesäuerten Brote im Alten Testament. Dieses Fest dauerte sieben Tage; und sowohl die Versammlung in ihrer Gesamtheit, als auch der einzelne Christ sind berufen, während der sieben Tage, d. h. während ihres ganzen Daseins auf der Erde, in praktischer Heiligkeit zu leben. Diese Notwendigkeit ergibt sich unmittelbar aus der Tatsache, dass sie durch das Blut gewaschen sind und mit dem Leiden Christi Gemeinschaft haben.
Der Israelit tat den Sauerteig nicht weg, um gerettet zu werden, sondern weil er gerettet war; und wenn er es versäumt hätte, ihn zu beseitigen, so wäre das zwar eine betrübliche Vernachlässigung gewesen, hätte aber keineswegs seine durch das Blut erlangte Sicherheit, sondern nur seine Gemeinschaft mit der Gemeinde beeinträchtigt. „Sieben Tage soll kein Sauerteig in euren Häusern gefunden werden; denn jeder, der Gesäuertes isst, diese Seele soll aus der Gemeinde Israel ausgerottet werden, er sei Fremder oder Einheimischer des Landes“ (V. 19).
Die Ausrottung eines Israeliten aus der Gemeinde entspricht genau der Unterbrechung der Gemeinschaft eines Christen, wenn dieser etwas Böses bei sich duldet, das mit der Heiligkeit Gottes in Widerspruch steht. Gott kann das Böse nicht dulden. Ein einziger unreiner Gedanke unterbricht schon die Gemeinschaft mit ihm; und solange diese Verunreinigung nicht durch die Fürsprache Christi und ein darauf gegründetes Bekenntnis weggetan worden ist, kann die Gemeinschaft nicht wiederhergestellt werden (siehe 1Joh 1,5-10; vgl. auch Ps 32,4-6). Ein aufrichtiger Christ freut sich auch darüber. Er kann frohen Herzens an die Heiligkeit Gottes denken und würde, auch wenn er es könnte, das Maß der Heiligkeit auch nicht um eine Haaresbreite vermindern. Für ihn ist es eine Freude, mit jemandem Gemeinschaft zu haben, der keinen Augenblick mit der geringsten Spur von „Sauerteig“ in Verbindung sein kann.
Gott sei Dank, dass nichts unsere Verbindung mit ihm lösen kann. Wir sind gerettet durch den Herrn, nicht mit einer bedingten, vorübergehenden, sondern mit einer ewigen Rettung (Jes 45,17).
Aber Errettung und Gemeinschaft sind zwei verschiedene Dinge. Viele Seelen sind errettet, ohne es zu wissen, und viele auch, ohne sich ihrer Errettung zu erfreuen. Ich kann mich nicht über die Sicherheit freuen, die das Blut an den Türpfosten mir bietet, wenn sich Sauerteig in meinem Haus befindet. Das ist ein unveränderlicher göttlicher Grundsatz. Die praktische Heiligkeit ist nicht die Grundlage unseres Heils, aber sie ist eng verbunden mit der Freude daran. Ein Israelit hatte nicht in dem ungesäuerten Brot, sondern in dem Blut seine Rettung gefunden; aber dennoch unterbrach der Sauerteig seine Gemeinschaft mit Gott. Ebenso ist der Christ nicht durch seine praktische Heiligkeit, sondern durch das Blut errettet; aber wenn er in Gedanken, Worten oder Werken etwas Böses bei sich duldet, kann er keine wirkliche Freude und auch keine wirkliche Gemeinschaft mit dem Lamm Gottes haben.
Ich zweifle nicht daran, dass die Missachtung dieses wichtigen Grundsatzes zum großen Teil die Ursache der geistlichen Dürre und des Mangels an wahrem und beständigem Frieden ist, denen man unter den Kindern Gottes so oft begegnet. Sie leben nicht in praktischer Heiligkeit; sie halten nicht das „Fest der ungesäuerten Brote“. Das Blut ist an den Türpfosten; aber der Sauerteig in ihren Häusern verhindert die Freude an der durch das Lamm bewirkten Sicherheit. Die Zulassung des Bösen macht jede Gemeinschaft mit Gott unmöglich. Alle, die der Versammlung Gottes angehören, müssen heilig sein. Sie sind befreit von der Schuld und den Folgen der Sünde, aber auch von der Kraft und der Sklaverei der Sünde. Gerade diese Befreiung durch das Blut des Passahlammes verpflichtete die Israeliten, den Sauerteig aus allen ihren Grenzen zu verbannen. Sollten sie etwa die schreckliche Sprache eines Gesetzesverächters führen und sagen: „Jetzt, nachdem wir gerettet sind, können wir leben, wie es uns gefällt“? Waren sie aus Gnaden gerettet, dann waren sie auch zur Heiligkeit gerettet. Wer die Freiheit der göttlichen Gnade und die Vollkommenheit der Versöhnung zum Anlass nehmen kann, „in der Sünde zu verharren“ (Röm 6,1), gibt dadurch zu erkennen, dass er weder die eine noch die andere Sache versteht.
Ein Christ ist durch die Gnade nicht nur für alle Ewigkeit errettet, sondern er hat auch eine neue, göttliche Natur bekommen; und diese neue Natur in ihm kann nicht sündigen, sondern findet ihre Freude an allem, was göttlich ist (Joh 1,13; 1Joh 3,9; 2Pet 1,4; 1Joh 2,29; 5,18). Ein Leben in der Kraft dieser Natur ist in Wirklichkeit ein „Halten“ des Festes der ungesäuerten Brote. Es befindet sich weder „alter Sauerteig“ noch „Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit“ (1Kor 5,8) in der neuen Natur, denn sie ist aus Gott; und Gott ist heilig, „Gott ist Liebe“ (1Joh 4,8). Es liegt daher auf der Hand, dass wir nicht deshalb das Böse von uns wegtun, um die alte, verdorbene Natur zu veredeln oder um die neue Natur zu erlangen, sondern weil wir die neue Natur schon besitzen. Wir haben Leben, und in der Kraft dieses Lebens beseitigen wir das Böse. Erst wenn wir von unserer Sündenschuld befreit sind, können wir die wahre Kraft der Heiligkeit offenbaren. Dies auf einem anderen Wege erreichen zu wollen, wäre ein hoffnungsloses Bemühen. Das Fest der ungesäuerten Brote kann nur unter dem Schutz des Blutes gefeiert werden.
Die bitteren Kräuter
Ebenso bedeutsam und bildlich anwendbar wie das ungesäuerte Brot ist das, was ihm beigefügt werden musste: die „bitteren Kräuter“. Wir können uns nicht der Gemeinschaft mit den Leiden Christi erfreuen, ohne uns daran zu erinnern, was diese Leiden notwendig machte; und diese Erinnerung wird ohne Zweifel eine demütige Haltung des Geistes in uns bewirken, die in den „bitteren Kräutern“ bei der Feier des Passah Ausdruck fand. Diese bitteren Kräuter rufen dem Gläubigen ins Bewusstsein, dass es seine Sünden waren, die Christus als das Lamm Gottes auf sich lud und derentwegen Er den Zorn ertragen musste. „Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden“ (Jes 53,5). Wegen der außerordentlichen Leichtfertigkeit unserer Herzen ist es gut, die Bedeutung der bitteren Kräuter richtig zu verstehen. Wer könnte den 6., 22., 69., 88. und 109. Psalm lesen, ohne dabei an die Bedeutung des ungesäuerten Brotes und der bitteren Kräuter zu denken? Wirkliche Gemeinschaft mit den Leiden Christi bewirkt praktische Heiligkeit und tiefe Demut; denn Sünde und Leichtfertigkeit des Geistes sind angesichts solcher Leiden undenkbar.
Ohne Zweifel empfinden wir auch eine tiefe Freude bei dem Bewusstsein, dass Christus unsere Sünden getragen und an unserer Stelle den gerechten Zorn Gottes erduldet hat. Das ist die unerschütterliche Grundlage unserer Freude. Aber könnten wir es je vergessen, dass unsere Sünden die Ursache seiner Leiden waren? Könnten wir je die überwältigende Wahrheit aus dem Auge verlieren, dass das Lamm Gottes sein Haupt beugte unter dem schweren Gericht unserer Übertretungen? Wir müssen unser Lamm essen mit bitteren Kräutern und bringen damit die tiefen Erfahrungen eines Gläubigen zum Ausdruck, der mit geistlichem Verständnis die Bedeutung des Kreuzes erkennt und verwirklicht.
Am Kreuz ist unsere ganze Schuld getilgt worden, und diese Tatsache erfüllt uns mit Frieden und Freude. Aber gleichzeitig finden wir darin das Ende unserer Natur, die Kreuzigung „des Fleisches“, den Tod des „alten Menschen“ (siehe Röm 6,6; Gal 2,20; 6,14; Kol 2,11). Das ist „bitter“ für unsere Natur. Denn nun sind wir aufgerufen, uns selbst zu verleugnen, unsere Glieder, die auf der Erde sind, zu töten (Kol 3,5) und uns der Sünde für tot zu halten (Röm 6,11). Das scheint eine schreckliche Konsequenz zu sein; aber wenn man einmal in das blutbesprengte Haus eingetreten ist, denkt man ganz anders darüber. Dieselben Kräuter, die für einen Ägypter ohne Zweifel ganz bitter waren, bildeten einen wesentlichen Teil des Erlösungsfestes der Israeliten. Wer durch das Blut des Lammes erkauft ist und die Freude der Gemeinschaft mit ihm kennt, betrachtet es als ein „Fest“, das Böse zu beseitigen und die Natur für tot zu halten.
Nichts übrig lassen
„Und ihr sollt nichts davon übrig lassen bis an den Morgen; und was davon bis an den Morgen übrig bleibt, sollt ihr mit Feuer verbrennen“ (V. 10). Diese Vorschrift lehrt uns, dass die Gemeinschaft der versammelten Israeliten nur in unmittelbarer Verbindung mit dem geopferten Lamm möglich war. Auch wir müssen uns daran erinnern, dass unsere Gemeinschaft auf das Opfer Christi gegründet ist und mit diesem Opfer verbunden bleiben muss. Wer glaubt, auf irgendeiner anderen Grundlage mit Gott Gemeinschaft haben zu können, der meint damit zugleich, dass Gott mit dem in uns wohnenden Bösen Gemeinschaft machen könne; und wer daran denkt, mit Menschen auf einem anderen Boden Gemeinschaft zu machen, der ist auf dem Weg, eine unreine und unheilige Vereinigung zu bilden, aus der nur Verwirrung und Ungerechtigkeit hervorgehen kann. Mit einem Wort: Es muss alles auf das Blut gegründet und mit dem Blut untrennbar verbunden sein. Das ist die einfache Bedeutung der Vorschrift, das Lamm noch in derselben Nacht zu essen, in der das Blut geflossen war. Die Gemeinschaft darf nicht von ihrer Grundlage getrennt werden.
Es ist wirklich ein vollendetes Bild, das wir hier vor uns haben! Das Volk Israel ist unter dem Schutz des Blutes in Frieden versammelt und isst das am Feuer gebratene Lamm mit dem ungesäuerten Brot und mit den bitteren Kräutern. Da war keine Furcht vor dem Gericht, keine Furcht vor dem Zorn des Herrn, keine Furcht vor der schrecklichen, aber gerechten Rache, die um Mitternacht über Ägypten kommen würde. Hinter den mit Blut bestrichenen Türpfosten war Friede. Die Israeliten hatten nichts von draußen her zu fürchten; und auch im Innern konnte sie nichts beunruhigen, es sei denn der Sauerteig, der ihrem Frieden und ihrem Glück ein Ende bereitet hätte. Welch ein Bild für die Versammlung und für den Christen! Es lohnt sich, darüber nachzudenken und daraus zu lernen!
Die Lenden gegürtet und Schuhe an den Füßen
Wir sind jedoch mit der Betrachtung der Passahverordnung noch nicht zu Ende. Wir haben gesehen, in welche Stellung die Versammlung Israels gebracht war und was ihre Speise war. Richten wir nun unseren Blick auf ihre Bekleidung. „Und so sollt ihr es essen: eure Lenden gegürtet, eure Schuhe an euren Füßen und euren Stab in eurer Hand. Und ihr sollt es essen in Eile. Es ist das Passah des Herrn „ (V. 11). Die Israeliten sollten schon während des Essens bereit sein, das Land des Todes und des Gerichts hinter sich zu lassen und sich dem Land der Verheißung, dem für sie bestimmten Erbteil, zuzuwenden.
Das Blut, das sie vor dem Schicksal der Erstgeborenen Ägyptens bewahrt hatte, war zugleich die Grundlage ihrer Befreiung aus der Knechtschaft Ägyptens; und jetzt sollten sie mit Gott zu jenem Land aufbrechen, das von Milch und Honig floss. Freilich hatten sie noch nicht das Rote Meer durchschritten und noch nicht „die drei Tagesreisen“ vollendet. Und doch waren sie im Prinzip schon erlöst, abgesondert, abhängig von Gott und bereit, die Reise zu beginnen. Auch ihre Kleidung musste mit dieser Stellung und Bestimmung in Einklang sein. Die gegürteten Lenden waren ein Zeichen ihrer Bereitwilligkeit zum Dienst und der Absonderung von allem, was sie umgab. Die beschuhten Füße bezeichneten ihre Bereitschaft, Ägypten zu verlassen, während der Stab in der Hand andeutete, dass sie ein wanderndes Volk waren, das sich auf etwas außerhalb seiner selbst stützen musste. Der Herr gebe, dass diese Kennzeichen bei allen seinen Erlösten mehr sichtbar werden!
Lasst uns die bisherigen Gedanken kurz zusammenfassen. Durch die Gnade haben wir die reinigende Wirkung des Blutes Jesu erfahren, und infolgedessen ist es unser Vorrecht, uns von ihm und seinem „unergründlichen Reichtum“ zu nähren (Eph 3,8) und mit seinen Leiden Gemeinschaft zu haben. Unser Leben soll nun geprägt sein durch ungesäuertes Brot und bittere Kräuter, durch umgürtete Lenden, beschuhte Füße und durch den Stab in der Hand. Möchten wir gekannt sein als ein heiliges und gekreuzigtes, als ein wachsames und fleißiges Volk – als ein Volk, das auf dem Weg zur Herrlichkeit ist!
Gott gebe uns die Gnade, mehr in die Tiefe und Kraft dieser Dinge einzudringen, so dass sie nicht nur eine Sache schriftgemäßer Erkenntnis und Auslegung für uns sind, sondern vielmehr lebendige Wirklichkeiten, die wir durch Erfahrung kennen und in unserem Leben darstellen zur Ehre Gottes!
Wenn ein Fremder das Passah feiern will
In den Versen 43–49 finden wir die Anordnung, dass kein unbeschnittener Fremder am Passahmahl teilnehmen durfte. „Kein Fremder soll davon essen . . . Die ganze Gemeinde Israel soll es feiern.“ Die Beschneidung war erforderlich, ehe man das Passah essen konnte. Es muss, mit anderen Worten, das Todesurteil über unsere Natur geschrieben werden, bevor Christus als die Grundlage des Friedens oder als der Mittelpunkt der Gemeinschaft unsere Nahrung sein kann. Die Beschneidung ist das Zeichen von Gottes Bund mit Israel und von dem Ausziehen des Leibes des Fleisches (vgl. Kol 2,11.12); ihr Gegenbild ist das Kreuz. Nur alles Männliche in Israel wurde beschnitten.
Das Weibliche fand seine Darstellung in dem Männlichen. So hat Christus am Kreuz seine Versammlung dargestellt, und deshalb ist sie mit Christus gekreuzigt. Dennoch lebt der Gläubige, und zwar durch das Leben Christi, das durch die Kraft des Heiligen Geistes auf der Erde offenbart wird. „Und wenn ein Fremder bei dir weilt und dem Herrn das Passah feiern will, so werde alles Männliche bei ihm beschnitten, und dann komme er herzu, es zu feiern; und er soll sein wie ein Einheimischer des Landes. Aber kein Unbeschnittener soll davon essen“ (V. 48). „Die aber, die im Fleisch sind, vermögen Gott nicht zu gefallen“ (Röm 8,8).
Die Anordnung der Beschneidung trennte das Volk Gottes von allen Bewohnern der Erde; und ebenso ist das Kreuz des Herrn Jesus die Schranke zwischen der Versammlung und der Welt. Weder persönliche Qualitäten noch die Stellung, die ein Mensch einnahm, änderten etwas an dieser Sachlage; solange er sich nicht der Beschneidung unterwarf, hatte er durchaus kein Teil mit Israel. Ein beschnittener Bettler war Gott näher als ein unbeschnittener König. Und ebenso ist heute das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus das einzige Mittel, um die Freude der Erlösten Gottes teilen zu können; und dieses Kreuz beseitigt alle Anmaßungen, Unterschiede und Vorzüge und vereinigt alle Erlösten zu einer heiligen Versammlung von Anbetern, die in dem Blut gewaschen sind. Das Kreuz bildet eine so hohe Schranke und eine so undurchdringliche Schutzmauer, dass kein Stäubchen von der Erde und der Natur hindurchgelangen kann, um sich mit der „neuen Schöpfung“ zu vermischen. „Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. Alles aber von dem Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Christus“ (2Kor 5,17.18).
Ihr sollt kein Bein an ihm zerbrechen
Es wurde jedoch nicht nur die Absonderung Israels von allen Fremden im Passahmahl zum Ausdruck gebracht, sondern auch die Einheit Israels. „In einem Haus soll es gegessen werden; du sollst nichts von dem Fleisch aus dem Haus hinausbringen, und ihr sollt kein Bein an ihm zerbrechen“ (V. 46). Ein schöneres Bild von dem einen Leib und dem einen Geist (Eph 4,4) könnte kaum gefunden werden. Die Versammlung Gottes ist eins. Gott betrachtet und erhält sie so, und Er wird sie auch angesichts der Engel, Menschen und Teufel so darstellen, trotz aller Versuche, diese heilige Einheit zu zerstören. Gott sei Dank! Er selbst ist es, der die Einheit seiner Versammlung ebenso garantiert wie ihre Rechtfertigung und ihre ewige Sicherheit. „Er bewahrt alle seine Gebeine; nicht eins von ihnen wird zerbrochen“ (Ps 34,21). Und wiederum: „Kein Bein von ihm wird zerbrochen werden“ (Joh 19,36).
Trotz der Grausamkeit der Kriegsknechte Roms und trotz aller feindlichen Einflüsse, die von Jahrhundert zu Jahrhundert gewirkt haben, ist der Leib Christi eins, und seine göttliche Einheit kann nie zerstört werden (vgl. Joh 11,52; 1Kor 1,12.13; 12,4-27; Eph 2,14-22; 4,3-16). „Da ist ein Leib und ein Geist“, und zwar hier, auf dieser Erde.
Glückselig alle, die diese kostbare Wahrheit im Glauben anerkennen und treu genug sind, sie in diesen letzten Tagen auch darzustellen, ungeachtet der fast unüberwindlichen Schwierigkeiten, denen sie auf ihrem Weg begegnen! Ich glaube, dass Gott solche anerkennen und ehren wird. Möge der Herr uns von dem Geist des Unglaubens befreien, der uns verleitet, nicht nach seinem unveränderlichen Wort zu urteilen, sondern nach dem, was sichtbar ist.