Behandelter Abschnitt 2. Mose 10,24-26
Der vierte Einwand des Pharaos
Der vierte und letzte Einwand des Pharaos bezieht sich auf die Rinder und das Kleinvieh. „Und der Pharao rief Mose und sprach: Zieht hin, dient dem Herrn; nur euer Kleinvieh und eure Rinder sollen zurückbleiben; auch eure kleinen Kinder mögen mit euch ziehen“ (Kap. 10,24). Mit welch zäher Beharrlichkeit machte Satan den Israeliten jeden Zoll des Weges aus Ägypten streitig! Zunächst sucht er sie im Land zurückzuhalten; dann fordert er sie auf, sich in der Nähe des Landes niederzulassen; dann sucht er einen Teil des Volkes zurückzuhalten, und schließlich, als alle diese Forderungen erfolglos bleiben, will er sie ziehen lassen ohne Opfertiere für den Gottesdienst. Konnte er die Diener nicht zurückhalten, so wollte er doch jedenfalls ihren Dienst verhindern, um so wenigstens teilweise seinen Zweck zu erreichen. Konnte er sie nicht bewegen, im Land selbst zu opfern, so sollten sie doch aus dem Land ziehen ohne Schlachtopfer.
Die Antwort Moses auf diesen letzten Einwand enthält eine herrliche Darstellung der unumschränkten Rechte des Herrn über sein Volk und über alles, was ihm angehört. „Und Mose sprach: Auch Schlachtopfer und Brandopfer musst du in unsere Hände geben, damit wir dem Herrn, unserem Gott, opfern. So muss auch unser Vieh mit uns ziehen, nicht eine Klaue darf zurückbleiben; denn davon werden wir nehmen, dem Herrn, unserem Gott, zu dienen; wir wissen ja nicht, womit wir dem Herrn dienen sollen, bis wir dorthin kommen“ (Kap. 10,25.26).
Nur wenn die Kinder Gottes in einfältigem Glauben die hohe Stellung einnehmen, in die sie durch den Tod und die Auferstehung versetzt sind, haben sie in etwa ein Verständnis von den Rechten Gottes über sie. „Wir wissen ja nicht, womit wir dem Herrn dienen sollen, bis wir dorthin kommen“; d. h. Israel kannte weder seine Verantwortlichkeit noch die Forderungen Gottes, bis es den Weg von „drei Tagesreisen“ zurückgelegt hatte. Wie hätte das Volk auch diese Dinge in der verunreinigten Atmosphäre Ägyptens erkennen können? Man muss die Erlösung als eine vollendete Tatsache kennen, bevor man eine richtige oder vollständige Vorstellung von der Verantwortlichkeit haben kann. „Wenn jemand seinen Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen . . . “ (Joh 7,17).
Wir müssen in der Kraft des Todes und der Auferstehung von Ägypten ausgegangen sein, und nur dann werden wir wissen, was eigentlich der Dienst des Herrn ist. Erst wenn wir durch den Glauben die herrlichen Segnungen verstanden haben, die uns das kostbare Blut Christi erworben hat, wenn wir um uns her blicken und die wunderbaren Ergebnisse der göttlichen Liebe überschauen, wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf Christus richten, der uns an diesen Platz gebracht und uns mit diesen Reichtümern beschenkt hat, nur dann fühlen wir uns gedrängt, ihm zu dienen und ihn anzubeten. „Nicht eine Klaue darf zurückbleiben“. Ägypten ist nicht der Platz für irgendetwas, was den Erlösten Gottes gehört. Christus allein gebührt alles: Leib, Seele und Geist; alles, was wir sind und haben, gehört ihm. Wir sind nicht unser selbst; denn wir sind um einen Preis erkauft (1Kor 6,20), und es ist unser Vorrecht, uns mit allem, was wir besitzen, ihm zu weihen, dem wir angehören und dem zu dienen wir berufen sind. Das hat nichts mit einer gesetzlichen Gesinnung zu tun. Die Worte „bis wir dorthin kommen“ bieten uns einen göttlichen Schutz gegen dieses schreckliche Übel.
Wir haben „drei Tagesreisen“ zurückgelegt, ehe wir ein einziges Wort bezüglich des Opfers hören oder verstehen konnten; wir haben das Auferstehungs-leben und ewige Gerechtigkeit; wir haben das Land des Todes und der Finsternis verlassen und sind zu Gott selbst geführt worden, so dass wir uns an ihm erfreuen können in der Kraft des Lebens, das Er uns geschenkt, und in dem Bereich der Gerechtigkeit, in die Er uns versetzt hat: Somit ist es unsere Freude, zu dienen. Es gibt keine Zuneigung im Herzen, deren Er nicht würdig, kein Schlachtopfer unter der ganzen Herde, das für seinen Altar zu kostbar wäre. Je näher wir bei ihm sind, umso mehr werden wir es als unsere Speise betrachten, seinen heiligen Willen zu tun.
Der Gläubige sieht sein höchstes Vorrecht darin, dem Herrn dienen zu können. Er findet seine Freude in jeder Tätigkeit und jeder Offenbarung der göttlichen Natur. Er steht nicht unter dem Druck eines schmerzhaften Joches oder einer unerträglichen Last. Sein Joch ist gesprengt infolge des Fettes (Jes 10,27), seine Last ist für immer von ihm genommen durch das Blut des Kreuzes; und er selbst geht seinen Weg als „Erkaufter, Wiedergeborener und Befreiter“ aufgrund der tröstenden und ermunternden Worte: „Lass mein Volk ziehen!“ (Wir werden das 11. Kapitel in Verbindung mit der Sicherheit Israels unter dem Schutz des Blutes des Passahlammes betrachten.)