Behandelter Abschnitt 2. Mose 7,1-7
Das Gericht des Herrn über die Unterdrücker
Ganz Ägypten wurde unter den aufeinanderfolgenden Schlägen der Rute Gottes zum Zittern gebracht. Alle, von dem Fürsten auf dem Thron bis herab zu dem geringsten Diener, mussten die Schwere dieser Gerichte fühlen. „Er sandte Mose, seinen Knecht, Aaron, den er auserwählt hatte. Sie taten unter ihnen seine Zeichen und Wunder im Land Hams. Er sandte Finsternis und machte finster; und sie waren nicht widerspenstig gegen seine Worte. Er verwandelte ihre Wasser in Blut und ließ ihre Fische sterben. Ihr Land wimmelte von Fröschen in den Gemächern ihrer Könige. Er sprach, und es kamen Hundsfliegen, Stechmücken in ihr ganzes Gebiet. Er gab ihnen Hagel als Regen, flammendes Feuer in ihrem Land; und er schlug ihre Weinstöcke und Feigenbäume und zerbrach die Bäume ihres Landes. Er sprach, und es kamen Heuschrecken und Grillen ohne Zahl; und sie fraßen alles Kraut in ihrem Land und fraßen die Frucht ihres Bodens. Und er schlug alle Erstgeburt in ihrem Land, die Erstlinge all ihrer Kraft“ (Ps 105,26-36).
Der Psalmist entwirft hier in gedrängter Kürze ein Bild von den schrecklichen Plagen, die wegen der Herzenshärtigkeit des Pharaos über sein Land und Volk gebracht wurden. Der hochmütige Fürst hatte sich erkühnt, dem unumschränkten Willen und den Wegen des höchsten Gottes zu widerstehen, und als gerechte Folge traf ihn das Gericht der Verblendung und Verhärtung seines Herzens: „Und der Herr verhärtete das Herz des Pharaos, und er hörte nicht auf sie, so wie der Herr zu Mose geredet hatte. Und der Herr sprach zu Mose: Mach dich frühmorgens auf und tritt vor den Pharao und sprich zu ihm.
So spricht der Herr, der Gott der Hebräer: Lass mein Volk ziehen, damit sie mir dienen! Denn dieses Mal will ich alle meine Plagen in dein Herz senden und über deine Knechte und über dein Volk, damit du weißt, dass niemand auf der ganzen Erde ist wie ich. Denn jetzt hätte ich meine Hand ausgestreckt und hätte dich und dein Volk mit der Pest geschlagen, und du wärest vertilgt worden von der Erde; aber eben deswegen habe ich dich bestehen lassen, um dir meine Kraft zu zeigen und damit man meinen Namen verkündige auf der ganzen Erde“ (Kap. 9,12–16).
Bei der Betrachtung des Pharaos und seiner Handlungen wird man unwillkürlich an die ergreifenden Szenen des Buches der Offenbarung erinnert, in denen wir den letzten stolzen Widersacher des Volkes Gottes die sieben Schalen des Zorns des Allmächtigen auf sich und sein Königreich herabziehen sehen. Gott hat nach seinem Vorsatz Israel den Vorrang auf der Erde eingeräumt; und daher muss jeder, der sich diesem Vorsatz in den Weg zu stellen wagt, beiseitegeschafft werden. Die göttliche Gnade muss einen Gegenstand haben, dem sie sich zuwenden kann; und wenn sich irgendjemand erkühnt, sich dieser Gnade zu widersetzen, so wird er aus dem Weg geräumt – sei es Ägypten oder Babylon oder das „Tier, das war und nicht ist und da sein wird“ (Off 17,8). Durch seine Macht sorgt Gott dafür, dass seine Gnade nicht behindert wird; und eine ewige Strafe wird alle treffen, die sich ihr in den Weg stellen. Sie werden in alle Ewigkeit die Frucht ihrer Empörung gegen „den Herrn, den Gott der Hebräer“ tragen müssen. Er hat zu seinem Volk gesagt: „Keiner Waffe, die gegen dich gebildet wird, soll es gelingen“ (Jes 54,17).
So wurde auch, als der Pharao hartnäckig fortfuhr, das Volk Gottes mit eiserner Hand zurückzuhalten, der göttliche Zorn über ihn ausgegossen, und ganz Ägypten wurde in Finsternis gehüllt und mit Krankheiten und Verheerungen heimgesucht. Ebenso wird es einst sein, wenn der letzte große Widersacher, bekleidet mit satanischer Macht, aus dem Abgrund heraufsteigen wird, um die Auserwählten Gottes zu vernichten. Sein Thron wird gestürzt, sein Königreich durch die sieben letzten Plagen verwüstet und er selbst schließlich nicht in das Rote Meer, sondern in den „Feuer- und Schwefelsee geworfen werden (vgl. Off 12,9; 20,10).
Nicht ein Jota von dem, was Gott seinen Knechten Abraham, Isaak und Jakob verheißen hat, wird unerfüllt bleiben. Gott wird alles vollbringen. Trotz allem, was dagegen geredet und getan worden sein mag, wird Er sich seiner Verheißungen erinnern und sie erfüllen. Alle seine Verheißungen sind Ja und Amen in Christus Jesus (2Kor 1,20). Fürstengeschlechter sind erstanden und haben in der Geschichte ihre Rollen gespielt; Throne sind auf den Ruinen der alten Herrlichkeit Jerusalems aufgerichtet worden; Reiche haben eine Zeit lang geblüht und sind wieder verfallen; ehrgeizige Machthaber haben um den Besitz des „Landes der Verheißung“ gekämpft; aber trotz all dieser Erscheinungen hat der Herr in Bezug auf Jerusalem gesagt: „Das Land soll nicht für immer verkauft werden, denn mein ist das Land“ (3Mo 25,23).
Deshalb wird letzten Endes niemand als der Herr selbst das Land besitzen und es den Nachkommen Abrahams zum Erbteil geben. Eine einzige klare Stelle der Heiligen Schrift genügt, um uns bezüglich dieser oder jeder anderen Frage Gewissheit zu geben. Das Land Kanaan ist für die Nachkommen Abrahams und die Nachkommen Abrahams für das Land Kanaan; und niemals kann eine irdische oder höllische Macht diese göttliche Ordnung umstürzen. Der ewige Gott hat sein Wort gegeben, und das Blut des ewigen Bundes ist zur Bestätigung dieses Wortes geflossen. Wer also könnte es ungültig machen? „Der Himmel und die Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen“ (Mt 24,35). Wahrlich, „keiner ist wie der Gott Jeschuruns, der auf den Himmeln einherfährt zu deiner Hilfe und in seiner Hoheit auf den Wolken. Deine Zuflucht ist der Gott der Urzeit, und unter dir sind ewige Arme; und er vertreibt vor dir den Feind und spricht: Vertilge! Und Israel wohnt sicher, abgesondert der Quell Jakobs, in einem Land von Korn und Most; und sein Himmel träufelt Tau. Glückselig bist du, Israel! Wer ist wie du, ein Volk, gerettet durch den Herrn, den Schild deiner Hilfe und der das Schwert deiner Hoheit ist? Und deine Feinde werden dir schmeicheln, und du wirst einherschreiten auf ihren Höhen“ (5Mo 33,26-29).