Behandelter Abschnitt 2. Mose 5,21-23
Mose wird von seinen Brüdern missverstanden
Die schmerzlichste Prüfung für Mose entstand jedoch nicht aus dem Urteil, das der Pharao über seine Sendung fällte. Der treue Diener, dessen Herz ungeteilt für Christus ist, muss damit rechnen, von den Menschen dieser Welt ein Schwärmer genannt zu werden. Denn sie betrachten ihn von einem Gesichtspunkt aus, der kein anderes Urteil von ihnen erwarten lässt. Je treuer er seinem himmlischen Meister dient, umso mehr wird er seinen Fußspuren folgen und seinem Bild gleichförmig sein und umso mehr wird er erwarten müssen, von den Söhnen der Erde für „unsinnig“ gehalten zu werden. Das Urteil der Welt sollte ihn daher weder enttäuschen noch entmutigen. Eine weit schmerzlichere Sache aber ist es, wenn sein Dienst und Zeugnis von denen übel gedeutet, missverstanden, ja zurückgewiesen wird, an die er sich gerade wendet. In diesem Fall ist er darauf angewiesen, viel in der Nähe Gottes, in der Verborgenheit seiner Gedanken und in der Macht seiner Gemeinschaft zu sein, um in den Schwierigkeiten seines Dienstes aufrechterhalten zu bleiben. Wenn ein Diener in solchen Umständen nicht recht überzeugt ist, von oben beauftragt zu sein, und er sich nicht der Gegenwart Gottes bewusst ist, so ist ein Unterliegen die unausbleibliche Folge.
Wäre Mose nicht in dieser Weise aufrechterhalten worden, so wäre ihm der Mut völlig gesunken, als der zunehmende Druck der Macht des Pharaos die Vorsteher der Kinder Israels zu den entmutigenden Worten bewog: „Der Herr sehe auf euch und richte euch, dass ihr unseren Geruch stinkend gemacht habt vor dem Pharao und vor seinen Knechten, so dass ihr ihnen das Schwert in die Hand gegeben habt, uns zu töten“ (Kap. 5,21). Diese Worte klangen trübe genug, und sie trafen das Herz Moses so sehr, dass er sich zum Herrn wandte und sagte: „Herr, warum hast du so übel an diesem Volk gehandelt? Warum doch hast du mich gesandt? Denn seitdem ich zum Pharao hineingegangen bin, um in deinem Namen zu reden, hat er an diesem Volk böse gehandelt, und du hast dein Volk durchaus nicht errettet“ (Kap. 5,22.23).
Doch wie die dunkelste Stunde der Nacht oft der Morgendämmerung unmittelbar vorausgeht, so war auch hier, gerade in dem Augenblick, als die Befreiung so nahe schien, die Lage am aussichtslosesten. Genauso wird es in der Geschichte Israels in den letzten Tagen sein. Die Stunde der tiefsten Finsternis und der schrecklichsten Angst wird dem Aufgang der „Sonne der Gerechtigkeit“ (Mal 3,20) vorausgehen, die „mit Heilung in ihren Flügeln“ hinter den Wolken hervorstrahlen wird, um den „Schaden der Töchter des Volkes Gottes zu heilen“ (Jer 6,14).