Behandelter Abschnitt 1. Mose 19,15-38
Der Ursprung von Moab und Ammon
Lot bedauert es auch noch, den Ort seiner Wahl verlassen zu müssen. Nicht nur mussten ihn die Engel bei der Hand fassen und ihn zur Flucht drängen, sondern als sie ihn ermahnten, sich um seines Lebens willen zu retten (das Einzige, was er aus der Verwüstung retten konnte), und auf das Gebirge zu fliehen, antwortet er: „Nicht doch, Herr! Siehe doch, dein Knecht hat Gnade gefunden in deinen Augen, und du hast deine Güte groß gemacht, die du an mir erwiesen hast, um meine Seele am Leben zu erhalten; aber ich kann mich nicht auf das Gebirge retten, es könnte mich das Unglück erreichen, dass ich sterben würde. Siehe doch, diese Stadt ist nahe, um dahin zu fliehen, und sie ist klein; lass mich doch dahin mich retten (ist sie nicht klein?), damit meine Seele am Leben bleibe“ (V. 18-20).
Wie ein Ertrinkender greift er nach einem Strohhalm. Obwohl der Engel ihn auffordert, sich auf das Gebirge zu retten, weigert er sich und klammert sich an eine „kleine Stadt“, an einen elenden Fetzen von der Welt. Er fürchtete, dort den Tod zu finden, wohin die Barmherzigkeit Gottes ihn sandte. Er fürchtete allerlei Unheil und sah die einzige Rettungsmöglichkeit in einer kleinen Stadt, in einem Ort seiner Wahl. „Lass mich doch dahin mich retten, damit meine Seele am Leben bleibe“. Wie traurig! Lot brachte es nicht fertig, sich Gott völlig anzuvertrauen. Er hatte zu lange fern von Gott gelebt, er hatte zu lange die Atmosphäre einer Stadt eingeatmet, als dass er die reine Luft der Gegenwart Gottes hätte schätzen oder auf den Arm des Allmächtigen sich hätte stützen können. Er war verwirrt.
Das Nest, das er sich auf der Erde gebaut hatte, war plötzlich zerstört worden, und der unglückliche Mann hatte nicht Glauben genug, um sich in die Arme Gottes zu flüchten. Er hatte keine Gemeinschaft mit der unsichtbaren Welt gepflegt, und jetzt wurde die sichtbare Welt plötzlich unter seinen Füßen weggezogen. „Feuer und Schwefel“ sollten vom Himmel fallen auf all die Dinge, die er liebte, und auf die er seine Hoffnung gesetzt hatte. Der Dieb hatte ihn überrascht, und Lot scheint seine geistliche Kraft und Selbstbeherrschung völlig verloren zu haben. Er ist am Ende seiner Weisheit. Aber die Weltlichkeit, die sein Herz beherrscht, besiegt ihn, und er nimmt Zuflucht in einer „kleinen Stadt“. Aber auch dort fühlt er sich noch nicht sicher. Er verlässt die Stadt und steigt in das Gebirge und tut nun aus Furcht das, was er auf den Befehl des Gesandten Gottes nicht hatte tun wollen.
Und was ist Lots Ende? Seine eigenen Kinder machen ihn betrunken, und in diesem traurigen Zustand wird er das Werkzeug, durch das die Moabiter und Ammoniter, diese erklärten Feinde des Volkes Gottes, ins Dasein gerufen werden. Welche Vielzahl ernster Unterweisungen liegt in der Geschichte Lots! Möchten wir doch hieran erkennen, was die Welt ist, und wie verhängnisvoll es ist, wenn man dem Herzen erlaubt, ihr nachzugehen! Welch eine Erklärung ist die Geschichte Lots für die kurze, aber inhaltsschwere Warnung: „Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist!“ (1Joh 2,15). Die Sodoms und Zoars dieser Welt sind sich alle gleich. Das Herz findet in ihnen weder Sicherheit noch Frieden noch eine wirkliche Befriedigung. Das Gericht Gottes hängt drohend über der ganzen Szene, und Gott hält nur noch in seiner Langmut und Barmherzigkeit das Schwert des Gerichts zurück, „da er nicht will, dass irgendwelche verloren gehen, sondern dass alle zur Buße kommen“ (2Pet 3,9).
Lasst uns daher bemüht sein, den Weg heiliger Absonderung von der Welt zu gehen! Möchten die wasserreichen Ebenen der Welt keinen Reiz für unsere Herzen haben! Möchten wir ihre Ehre und ihren Reichtum stets im Licht der zukünftigen Herrlichkeit Christi sehen. Möchten wir wie Abraham fähig sein, uns bis in die Gegenwart des Herrn zu erheben um von diesem erhabenen Standpunkt aus den ganzen Verfall und das Verderben auf der Erde zu überschauen! Der Glaube sieht in der Welt nur einen Trümmerhaufen. Sie wird dies einmal in Wirklichkeit sein, denn „die Erde und die Werke auf ihr werden verbrannt werden“ (2Pet 3,10).
Alle Dinge, denen die Kinder dieser Welt nachjagen, um die sie sich so ängstlich sorgen, und um die sie oft verbittert streiten, alle diese Dinge werden verbrennen. Und wer kann sagen wie bald? Wo ist Sodom? Wo ist Gomorra? Wo sind die Städte der Ebene, diese Städte voll Leben und Geschäftigkeit? Sie sind verschwunden, hinweggefegt durch das Gericht Gottes, verzehrt von Feuer und Schwefel. Jetzt hängen die Gerichte Gottes drohend über dieser schuldigen Welt. Der Tag ist nahe, aber noch dringt die frohe Botschaft der Gnade in viele Herzen. Glückselig sind sie, die diese Botschaft hören und glauben! Glückselig sind alle, die sich retten auf den unerschütterlichen Fels des Heils Gottes, die ihre Zuflucht finden unter dem Kreuz des Sohnes Gottes und dort Vergebung und Frieden empfangen!