Behandelter Abschnitt 2Kor 10-11
In den Kapiteln 10 und 11 kommt der Apostel auf einen anderen Gegenstand zu sprechen, nämlich seinen Dienst. Zu diesen Kapiteln müssen einige wenige Worte genügen. Es war inzwischen genug aus dem Weg geräumt worden, dass er zu diesem Thema sein Herz öffnen konnte. Er konnte ausführlicher werden. Sein Vertrauen auf sie veranlasste ihn zu schreiben. Als sein Geist gebunden war, weil in den Korinthern so vieles Beschämung und Kummer hervorrief, vermochte er nicht freimütig zu sein; aber jetzt ist er es. Auf diese Weise erhalten wir einen gesegneten Einblick in das, was dieser Knecht Gottes in Umständen fühlte, die notwendigerweise ein schmerzlicher Kummer für seinen Geist sein mussten. Denn was konnte demütigender sein, als das Verhalten der Erlösten in Korinth, der Frucht seines eigenen Dienstes, wenn sie in ihren Herzen versteckte Andeutungen gegen ihn erlaubten und seine Apostelschaft bezweifelten? Solche Herabsetzungen, wenn auch in anderer Form, aber doch in ihrem Wesen gleich, haben wir schon zu oft beobachtet, und zwar im geraden Verhältnis zu der Bedeutung und dem geistlichen Maß des Vertrauens, das Gott irgendeinem Menschen auf der Erde gewährt hat.
Der Apostel kannte das Leid wie niemand anderes. Nicht einmal die Zwölfe mussten die Bitterkeit der Leiden sei es in geistlicher Hinsicht, sei es durch die Umstände - so schmecken wie er. Die Art, wie er damit umging, die Würde und gleichzeitig Demut, der Glaube, der unmittelbar auf den Herrn blickte, und gleichzeitig die Wärme des Gefühls, Kummer des Herzen vermischt mit Freude alles das liefert uns ein so lebendiges Bild, wie wir es sogar im Wort Gottes nicht noch einmal finden. Eine solche Erforschung des Herzens bei einem Mann, der den Heiligen inmitten solcher Herausforderungen seiner Liebe dient, erscheint nirgendwo, außer in diesem Brief. Er beugt sich unter der Anklage, eine ungebildete Sprache zu sprechen; und doch hatten sie die von ihnen selbst zugegebene Kraft seiner Briefe gegen ihn angewandt.
Doch er warnt sie, damit sie das, was sie in seiner Abwesenheit nicht lernen wollten, nicht in seiner persönlichen Gegenwart zu lernen hatten. Andere mochten sich auf Kosten seiner Arbeit rühmen. Paulus hoffte, dass ihr Glaube wachsen möchte, damit er in den Gegenden jenseits ihres Wohnorts das Evangelium predigen konnte (Kap. 10). Sie hatten die anderen Apostel unter Herabsetzung seiner Person erhöht. Sie hatten ihm sogar Selbstsucht vorgeworfen. Das zeigte sich ihrer Meinung nach darin, dass er von ihnen keine materielle Unterstützung angenommen hatte. Und was war mit den anderen, seinen Freunden? Wieviel gab es, was dazu angetan war, jenes großzügige Herz zu verwunden und, was Paulus noch mehr empfand, seinem Dienst zu schaden! Aber inmitten solcher Leiden und umso mehr, da sie aus solchen Quellen stammten, wachte Gott über allem mit aufmerksamen Augen. Sein Knecht war auf wunderbare Weise eingezäunt.
Doch wenn der Apostel von sich selbst spricht, nennt er Letzteres „Torheit“ (Kap. 11). Keine menschliche Macht noch Intelligenz kann einen Mann Gottes vor Bosheit schützen; nichts kann ihn vor den Speeren übler Nachrede schirmen. Es ist vergeblich von Fleisch und Blut Schutz zu erwarten. Wäre dieses möglich, wieviel müssten wir dann in diesem Brief vermissen! Wären seine Verleumder Brüder aus der Beschneidung und von Jerusalem gewesen, hätten weder die Übungen noch die Segnungen bei Weitem eine solche Tiefe erreicht. Die Tatsache hingegen, dass es seine eigenen Kinder aus Achaja waren, schmerzte ihn zutiefst und erprobte ihn durch und durch.
Gott hebt uns jedoch manchmal zu sich hinauf, um uns in die Herrlichkeit schauen zu lassen, so wie Er zu anderen Zeiten in mitleidvoller Barmherzigkeit zu uns in die Mitte unserer Leiden herabkommt. Dieses stellt uns der Apostel in lieblicher Weise vor, indem sein eigenes Herz dabei betroffen ist. Es ist mir allerdings nicht möglich, innerhalb der gesetzten Grenzen alles zu berühren. Paulus breitet vor uns seine Leiden, Gefahren und Verfolgungen aus. Das war der Dienst, dessen er sich rühmte. Er war oft geschlagen und einmal gesteinigt worden, hatte Müdigkeit, Hunger und Durst ertragen sowohl an Land als auch auf dem Meer.
Das waren die Belohnungen, die er erhalten hatte, und die Ehrungen, welche die Welt ihm gab. Wie musste das alles ihre Herzen treffen, falls sie überhaupt irgendein Gefühl hatten - und sie hatten es! Es war für sie gut, dass sie dieses empfanden, denn sie selbst suchten ihr eigenes Wohlbehagen. Paulus schließt seine Aufzählung mit dem Bericht ab, wie er an der Mauer einer Stadt in einem Korb herabgelassen wurde. Das war keinesfalls eine würdevolle Lage für einen Apostel; und es hatte nichts Heldenhaftes an sich, auf diese Weise seinen Feinden zu entkommen.