„Wie sagen die Schriftgelehrten, dass der Christus Davids Sohn sei?“ (V. 35). Das stimmte; der Herr leugnete nicht, dass die Schriftgelehrten hier die Wahrheit sahen. Doch Er stellte eine Frage, die, wenn sie ehrlich beantwortet worden wäre, indem man an den Schriften festhielt, sie zur Wahrheit über seine Person geführt hätte. Mit einem Wort gesagt, ging es darum: Wie kann Christus sowohl Davids Herr als auch Davids Sohn sein?
Die Schriftgelehrten erkannten richtig genug, dass Er Davids Sohn war. David jedoch schrieb durch den Heiligen Geist, dass Er sein Herr sei. Wie konnten diese beiden Wahrheiten, die geringere, mit denen die Schriftgelehrten beschäftigt waren, und die größere, auf die der Heilige Geist insbesondere besteht, vereinigt werden? Wie konnte Christus Davids Sohn und Davids Herr sein? Die Verbindung und die Grundlage hiervon lag in der Tatsache, dass Er nicht nur ein Mensch war, und als solcher Davids Sohn; Er war viel mehr. Um Davids Herr sein zu können, musste Er eine göttliche Person sein; doch darüber hinaus wurde Er auch als Mensch bis zu jenem Platz erhöht. Der Titel „Herr“ beruhte nicht nur auf seiner Göttlichkeit, sondern auch darauf, dass Er als Sohn Davids verworfen wurde. Gott hat Ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht (Apg 2,36).
Das eröffnet die große Frage seiner Behandlung durch Israel sowie auch bezüglich des Verhaltens Jahwes gegen Ihn. In Psalm 110,1 lesen wir: „Der Herr [Jahwe] sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel für deine Füße!“
Hier geht es nicht darum, dass Gott seinen vielgeliebten Sohn zum Weinberg Israels herabsandte. Stattdessen wird Er, nachdem Er hinausgeworfen worden war, von Ihm zu seiner Rechten im Himmel erhöht. Dieser Vers sollte also dazu führen, anzuerkennen, dass Israel seinen Messias verworfen und dass Gott Ihn, nachdem Er verworfen war, zu seiner Rechten im Himmel gesetzt hat. Das ist offensichtlich der Schlüssel zur gegenwärtigen Lage Israels und öffnete den Weg für die Berufung der Kirche (Versammlung). Kurz gesagt enthält diese Stelle das Geheimnis der Person Christi und die Ratschlüsse Gottes, die auf seine Verwerfung folgten.