„Und viele fuhren ihn an, dass er schweigen solle; er aber schrie umso mehr: Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ (V. 48).
Die Verwendung dieses Titels ist der Zeit und dem Ort nach hier umso auffälliger, weil er jetzt zum ersten Mal, und man darf wohl sagen, zum einzigen Mal im Markusevangelium erscheint, wohingegen er in den entsprechenden Kapiteln des Matthäusevangelium von Anfang an häufig angeführt wird. Die einzige Stelle, wo die Ausdrucksweise diesem Titel nahe kommt, finden wir in dem Zitat des Herrn Jesus von Psalm 110,1 in Markus 12,36-37. Diese Stelle sowie auch die Verse 9 und 10 im elften Kapitel mögen zeigen, wie wahrhaftig Bartimäus von Gott angeleitet wurde. Er ist zweifellos ein Bild des Überrestes in den letzten Tagen, dessen Augen vom Messias geöffnet werden, bevor Er eine öffentlich anerkannte Beziehung zu Jerusalem eingeht.
Doch wenden wir uns wieder zu dem Vorschatten der Güte, die ewiglich währt (Ps 106,1)! Jesus sprach keinen Tadel aus; im Gegenteil, Er blieb stehen und sprach: „Ruft ihn!“ 16
16 Das ist, wie ich nicht bezweifle, die richtige Lesart, die auch den anschaulichen Stempel von Markus' Stil trägt. Der gewöhnliche Text entspricht hier wie anderswo der Neigung, die Evangelien einander anzupassen. Damit beantworteten die Abschreiber nämlich die Vorliebe der Theologen nach Vereinheitlichung. Beides führt zu einer nicht geringen Entstellung der göttlichen Vollkommenheit der Evangelien. Vergleiche diese Stelle mit Lukas 18,40, wo der Ausdruck. „Jesus. . . hieß ihn“, durchaus zu Recht steht! (W. K.) (Anm. d. Übers.: Siehe Mk 10,49 in der überarbeiteten Fassung des Neuen Testamentes der „Elberfelder Übersetzung“ von 1996).↩︎