Behandelter Abschnitt Ps 130
Psalm 130 nimmt einen anderen Gegenstand auf, von dem wir schon früher deutliche Spuren gefun- den haben - er beschäftigt sich mit den Sünden Israels, die zwischen dem Volke und Gott stehen. Jedoch ist es nicht eine nur gesetzliche Betrübnis, die sich hier kundgibt; sie wird vielmehr durch Vertrauen auf Jehova gekennzeichnet, allerdings begleitet von tiefer Beugung und Demütigung. Das wird immer die Wirkung sein, wenn in der Seele die Sünde, zugleich aber auch die Barmherzigkeit Gottes gefühlt wird. Bei einer rein gesetzlichen Betrübnis - so sehr sie dazu dienen mag, jedes Selbstvertrauen zu vernichten und zu zeigen, dass man ganz auf Gnade angewiesen ist - ist die Seele in ihrer Angst mehr mit sich selbst beschäftigt, während sie, wenn das Herz die Gnade kennt, ein tieferes Gefühl darüber hat, dass sie gegen den Gott aller Güte gesündigt hat. Und dies geht schließlich doch tiefer. Der Psalmist sagt hier: „Bei dir ist Vergebung, damit du gefürchtet werdest“, und obwohl die Seele aus den Tiefen ruft, harrt sie doch auf Jehova. Es ist sowohl Verlangen nach Gnade als auch geduldiges Harren auf Jehova vorhanden. In Vers 7 sehen wir den Grund, warum die Seele vertrauen und harren kann und in Vers 8 das volle Ergebnis, das sie vertrauensvoll erwartet. In Vers 3 und 4 erkennt die Seele an, woher ihre Not rührt, aber sie weiß auch, dass die Gnade dieser Not entsprechen kann; ja, sie weiß, worauf sie bei Jehova rechnen darf (V. 7); und in Vers 8 vertraut sie völlig auf Erlösung für Israel, und zwar nicht nur auf Erlösung aus den Bedrängnissen, sondern von allen Ungerechtigkeiten.