Behandelter Abschnitt Ps 118
In Psalm 118 wird gleichfalls Preis und Dank dargebracht (wie die Seele es in Psalm 116 versprochen hatte), in Verbindung mit jenem, oder vielmehr gegründet auf jenen oft wiederholten Ausdruck. „Seine Güte währt ewiglich.“ Dieselben, die in Psalm 115 aufgefordert wurden, auf Jehova zu vertrauen, werden jetzt ermuntert, Ihn zu preisen. Von Vers 5 an vernehmen wir die Sprache des befreiten Israel; der Heilige Geist redet in ihnen von der Treue Jehovas, und da Er jetzt auf ihrer Seite ist, brauchen sie den Menschen nicht zu fürchten; Jehova ist eine bessere Stütze als Menschen, ja, als Fürsten. In den Versen 10 - 18 werden die Umstände und Prüfungen betrachtet, durch die Israel hindurchgegangen ist. Alle Nationen hatten es umringt; im Namen Jehovas hat es dieselben vertilgt, sie sind erloschen wie Dornenfeuer. Der Feind hatte Israel hart gestoßen, um es zu Fall zu bringen, doch Jehova hat ihm geholfen.
In den Versen 14 - 17 besingt Israel mit Jubel das herrliche Endergebnis. In Vers 18 betrachtet es die Drangsale von einem neuen Gesichtspunkt aus, nämlich als Züchtigungen von Seiten Jehovas: Er hat Israel hart gezüchtigt, aber sie nicht dem Tode übergeben, der für sie die Macht des Feindes gewesen wäre. So sehen wir hier die Prüfung in ihrer ganzen Ausdehnung, wie wir es auch bei Hiob gefunden haben: zuerst die Werkzeuge, die Menschen, sogar alle Nationen; sodann den Feind, der dahinter steht und auf die Seele einzuwirken sucht, indem er sie hart stößt. Aber hinter allem und zugleich als die Quelle von allem erblicken wir Gott, der wohl züchtigt, aber nicht dem Feinde übergibt. Dies ist voll Unterweisung für uns im Blick auf viele Umstände, durch die wir gehen und in denen sich die genannten Elemente alle wiederfinden.
Nun aber werden Israel die Tore der Gerechtigkeit aufgetan; dieser plötzliche Umschwung als Ausgang der Prüfung ist außerordentlich schön: der Überrest will durch sie eingehen und Jehova preisen. Das Tor der Gerechtigkeit ist zugleich das Tor Jehovas, und die Gerechten gehen durch dasselbe ein. Dort will Israel Jehova preisen, denn Er hat es erhört und ist ihm zur Rettung geworden. Doch finden wir hier noch weiterreichende und tiefergehende Wahrheiten. Die Wiederherstellung Israels ohne den Messias ist eine Unmöglichkeit, und daher erkennt Israel Ihn an, den es einst für nichts geachtet hat. „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden. Von Jehova ist dies geschehen; wunderbar ist es in unseren Augen.“ Dass es heißt, „in unseren Augen“, zeigt uns, wer der Redende ist, und dass, obwohl wir bisher nur eine Stimme vernahmen, der ganze Überrest in den Lobgesang einstimmt. „Dies ist der Tag, den Jehova gemacht hat“; es ist Sein Tag, die Segnung Seines Volkes in Verbindung mit dem Messias, und Sein Volk genießt sie. Und nun rufen sie das „Hosianna dem Sohne Davids“, dem Jehova Israels, und sagen: „Gesegnet, der da kommt im Namen Jehovas!“ Dies zeigt uns zufolge der eigenen Unterweisung des Herrn, wer es ist, der in den Psalmen spricht, und auf welche Zeit sich das Gesagte bezieht; denn das Haus war wüste gelassen, und das Volk sollte Ihn nicht mehr sehen, bis sie sagen würden: „Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ ja, es ist Israel, es ist der Überrest, der hier redet, und zwar am Tage ihrer Umkehr unter der Gnade, wenn sie ihren Messias wiedersehen werden; sie segnen Ihn, der aus dem Hause Jehovas kommt. Jehova ist der Gott der Stärke, Er hat Israel Licht gegeben; und nun werden Anbetung und Opfer Ihm dargebracht, der Sein Volk befreit und gesegnet hat. jetzt sagt Israel: „Du bist mein Gott“ und preist und erhöht Ihn. Der Psalm schließt mit den so wohlbekannten Worten, die der Ausdruck der dankbaren Verherrlichung Jehovas von Seiten Israels sind, und mit denen er auch begann: „Preiset Jehova! denn er ist gut, denn seine Güte währt ewiglich!“ So zeigt uns dieser Psalm das geistliche Verständnis über die Handlungen und Wege Gottes, das Nahen, um Jehova anzubeten in Gerechtigkeit, und die Anerkennung des so lange verachteten und verworfenen Messias von Seiten Israels in Verbindung mit ihrer Befreiung und Segnung und dem vollen Offenbarwerden der Natur und des Charakters Jehovas. Mehrere Verse dieses Psalmes werden in Verbindung mit den Leiden des Herrn Jesu am Ende Seiner gesegneten Laufbahn hienieden angeführt. In der Tat, kein anderer Psalm wird im Neuen Testament so oft angeführt, um die innige Verbindung zu zeigen, in der Er mit den Drangsalen und den Verheißungen Israels steht.