John Nelson Darby
Betrachtungen über die Bücher der Bibel (Synopsis)
Ps 110,1Kommentar zu Psalm 110,1
Behandelter Abschnitt Ps 110
Psalm 110 ist, obgleich höchst bedeutungsvoll, doch so einfach in seiner Anwendung, dass er nur wenige Bemerkungen erfordert. Der Arme und Verachtete, der Hass für Seine Liebe erntete, wie wir in Psalm 109 sahen, ist Davids Herr, zu dem Jehova gesprochen hat: „Setze dich zu meiner Rechten.“ Es ist von höchstem Interesse, zu sehen, wie in Jesaja 6 der „Herr“ (Adonai) zugleich im vollsten Sinne „Jehova der Heerscharen“ ist; und in unserem Psalm sitzt Er, der „Davids Sohn“ ist, zur Rechten Jehovas und zerschmettert Könige am Tage Seines Zornes (vgl. Ps 2). Die ganze Wahrheit bezüglich der Vereinigung der Versammlung mit Christo im Himmel wird hier übergangen, und der Psalm geht von der Tatsache, dass Christus Sich zur Rechten Gottes gesetzt hat, gleich dazu über, dass der Stab Seiner Macht aus Zion gesandt werden wird. Dies beweist wiederum, dass wir uns in den Psalmen auf völlig jüdischem Boden befinden. Man beachte ferner, dass Psalm 110 die Antwort Gottes auf die Verwerfung Christi hienieden ist. Wir finden hier nicht Sein Kommen vom Himmel, um den Antichristen zu vernichten; vielmehr sehen wir, dass Er schon von Zion Besitz genommen hat, und dass der Stab Seiner Macht von Zion ausgeht. Dies entspricht der ganzen Lage der Dinge in diesem fünften Buche der Psalmen, wo wir wohl die Juden wiederhergestellt, aber noch nicht Israels oder Christi Herrschaft in Zion völlig errichtet und in Ausübung sehen. jedoch ist Israel jetzt Sein williges Volk am Tage Seiner Macht (vgl. Hld 6,12). Ach wie ganz anders war es am Tage Seiner Erniedrigung! Das sahen wir in Psalm 109. Aber hier finden wir den Morgen eines neuen Tages, an dem wir nicht mehr die Väter, sondern die Kinder der Gnade erblicken!
Dann vernehmen wir den Schwur Jehovas, der Ihn nicht gereuen wird, dass Christus als Priester auf Seinem Thron sitzen soll auf der Erde. Dies ist gleichzeitig Verheißung und Prophezeiung. Auch der Tag Seines Zornes wird angekündigt; es ist der Tag des Zornes des Herrn (Adonai), der zur Rechten Jehovas sitzt - der Tag, an dem Seine Feinde zum Schemel Seiner Füße gelegt sein werden. Solange Er noch zur Rechten Jehovas sitzt, währt die Zeit der Gnade, die Zeit der Annehmung. Christus ist erhört und erhöht worden, und das Werk Seiner Gnade unter den Menschenkindern ist das Ergebnis Seines Versöhnungswerkes. Dann jedoch wird der Tag Seines Zornes kommen, an dem das geschriebene Gericht zur Ausführung gelangt. Ich denke, dass „das Haupt über ein großes Land“ (V. 6) die höchste Macht auf der Erde bezeichnet, nicht den Antichrist noch das Tier; denn diese beiden werden schon früher, bei Christi Herniederkommen vom Himmel, vernichtet. Der sich selbst erhöhende Mensch wird erniedrigt werden; Christus dagegen, der in Demut und Abhängigkeit von Seinem Vater die Erquickungen entgegennahm, die Ihm nach Gottes Willen auf dem Pfade der Erniedrigung zuteil wurden, wird dann Sein Haupt erheben und auf der Erde erhöht werden. Diese Psalmen bilden die Grundlage der ganzen Darstellung; was folgt, ist mehr ein Überblick über die Umstände und Ereignisse, sowohl vergangener als zukünftiger Zeiten mit daran geknüpften Betrachtungen, wenn wir sie so nennen dürfen, und Preis und Lob Gottes im Blick auf das Endergebnis.