Behandelter Abschnitt Ps 59
Psalm 59 zeigt uns mehr die auswärtigen Feinde. Bei ihnen findet sich dieselbe Gottlosigkeit, aber in Verbindung mit menschlicher Macht. Doch auch sie müssen gerichtet werden, damit das Böse hinweggetan werde. Auch hatte nicht die Sünde Israels gegen die Heiden deren Herrschaft über sie gebracht, wenn Gott sie auch wegen ihrer Sünde gegen Ihn züchtigen mochte, so dass Er gerechtfertigt war. Der leidende Überrest wartet daher auf das Einschreiten Jehovas, um die Feinde zu richten; und Jehova wird alle Nationen heimsuchen. Sie werden nicht vertilgt, sondern zerstreut werden; doch als Macht werden sie auch wirklich vernichtet, und viele, wie wir wissen, werden getötet werden.
Dieser Psalm redet nicht von einer Wiederherstellung der Segnung; es handelt sich vielmehr um Gericht, und zwar um ein fortschreitendes, noch nicht beendigtes Gericht der hochmütigen und gottlosen Feinde. Obwohl sie sich in ihrer Wut zum Höhepunkt der Bosheit erheben, werden sie schwer gezüchtigt und vertilgt werden. Alle Nationen werden von diesem Gericht betroffen werden, aber besonders, denke ich, die abgefallene, durch Satan beeinflusste Macht, zum Teil vielleicht der König von Daniel 8. Man beachte hier, dass, sobald die Stellung des Volkes gegenüber den Nationen in Betracht kommt, der Name Jehovas eingeführt wird. Der Psalmist wendet sich persönlich an Gott, denn das Volk befindet sich noch außerhalb Jerusalems (siehe Vers 3, 5 und 8 bezüglich des Namens Jehova und Vers 1, 9, 10 und 17 betreffs der persönlichen Anrede). Das Ergebnis des Einschreitens Gottes ist, dass Er in Jakob herrscht bis an die Enden der Erde. Die Verse 14 und 15 enthalten, wie mir scheint, eine Herausforderung. Mögen auch die Heiden wie hungrige Hunde die Stadt umkreisen, so will doch der Gläubige von der Stärke Jehovas singen. Wir stehen hier am Ende der Drangsal.
Unser Psalm stellt auch eine andere Seite der Verbindung Israels mit dem Messias dar und zeigt, wie David in der Hand Gottes ein geeignetes Werkzeug wurde, um die Leiden des Messias und des Überrestes zu beschreiben. „Töte sie nicht“, lesen wir in Vers 11, „damit mein Volk es nicht vergesse26.“ Das ist die Sprache Jehovas, nicht die des Königs als solchem. Der einzige Fall, wo der Ausdruck „mein Volk“ vorkommt, ist 2Sam 22,44, oder Ps 18,43, und da ist Christus der Redende. Wenn aber Christus geboren ist, wird Er Jesus genannt, denn Er wird Sein Volk erretten von ihren Sünden. Jesus war die persönliche Darstellung dessen, was von Jehova gesagt war. In all ihrer Bedrängnis war Er bedrängt, wie wir in Jes 63 lesen. Es ist Jehova, der die Zunge der Belehrten empfängt (Jes 50). So sind die Worte „mein Volk“, wo sie nicht unmittelbar aus dem Munde Jehovas kommen, was oft der Fall ist, der Ausdruck Christi, der in die Leiden Israels eintritt, aber in der Liebe Jehovas zu Seinem Volke - ohne Zweifel als Mensch (denn wie hätte Er anders wirklich leiden können?), aber doch ist es das Mitgefühl Jehovas; und weil Er Jehova ist, fühlt Er die Leiden Israels völlig mit. So weinte Er über Jerusalem, indem Er sagte: „Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen!“ Aber das war Jehova. Daher, obwohl Er „wir“ sagen kann, weil Er in Gnade unter den Kindern Seinen Platz nimmt, verleiht Er doch, indem Er „wir“ sagt, dem Flehen des Überrestes den ganzen Wert und die ganze Vortrefflichkeit Seiner eigenen Person. Die Worte „ich“ oder „mich“ mögen sich oft auf einen Gläubigen des Überrestes beziehen, aber wenn wir einem Ausdruck begegnen wie „mein Volk“, so ist es klar, dass dies Einer sagt, der Sich in einer anderen Stellung befindet. Dann ist es nicht David, der (gleich Mose) zu Jehova stets „dein Volk“ sagt, und zwar mit Recht, sondern es ist Einer, der (in welcher Trübsal Er auch sein mag) wie Jehova „mein Volk“ sagen und in all ihre Bedrängnisse eintreten kann, in göttlichem Mitgefühl und in gerechter Forderung des göttlichen Gerichts. Ich denke, dass hier, obwohl die Nationen die Feinde sind, doch auf deren völlige Vertrautheit und Ähnlichkeit mit den
Gottlosen unter dem jüdischen Volke deutlich hingewiesen wird. Dasselbe finden wir in Jes 66. Sie sind alle miteinander verschmolzen in demselben System und Zustand der Gottlosigkeit.
26 Wenn die Überschrift des Psalms richtig ist, so war David zur Zeit der Abfassung desselben tatsächlich noch nicht König, und der Geist Christi in ihm sprach zum voraus von dem Titel des Gesalbten, jedoch selbstverständlich im Blick auf eine andere Zeit. Man beachte auch, dass hier die Wünsche des Glaubens das ganze Israel umfassen, obwohl noch nicht einmal die Befreiung der Juden vollendet ist.↩︎