Behandelter Abschnitt Heb 12,14-16
Wir haben also keinen Grund, mutlos zu sein. Nachdem das festgestellt ist, schaut der Gläubige gleichsam um sich. Er will nicht nur die eigenen Hände nicht schlaff werden lassen, sondern auch hinsichtlich anderer dem Frieden und hinsichtlich Gottes der Heiligkeit nachjagen (Vers 14). „Welche Genossenschaft hat Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? und welche Übereinstimmung Christus mit Belial?” So schreibt der Apostel an die Korinther (2Kor 6,14,15), und hier lesen wir: „ ... indem ihr darauf achtet, daß nicht jemand an der Gnade Gottes Mangel leide, daß nicht irgend eine Wurzel der Bitterkeit aufsprosse und euch beunruhige”. Auch in 5. Mose 29 ist von einer Wurzel der Bitterkeit die Rede; aber sie ist verschieden von dieser hier. Dort entstand sie, wenn jemand sich zum Götzendienst zurückwandte, hier, wenn jemand an der Gnade Gottes Mangel litt. Ziel und Zweck des ganzen Hebräerbriefes geht dahin, unser Ohr, um in der Sprache der Schrift zu reden, an den Türpfosten Dessen zu nageln, der von Gnade redet. Nicht die Stimme eines Gesetzgebers richtet sich hier an uns; nein, Gott redet von den Himmeln her von Erlösung und Heil. Engel, Fürstentümer und Gewalten sind Dem unterworfen, der die Reinigung unserer Sünden bewirkt hat; und Er, der dieses wunderbare Werk vollbrachte, hat unsere Gewissen gleichsam in die höchsten Himmel erhoben, und jede Zunge, die eine Anklage gegen uns erheben könnte, ist zum Schweigen gebracht (lies Römer 8,33.34; vergl. auch 1. Petrus 3,21.22). Laßt uns deshalb achthaben, daß wir nicht an der uns verkündigten Gnade Mangel leiden! Wer weiß? wir möchten sonst in der Ungöttlichkeit Esaus enden (Vers 16).
Dieser Hinweis auf Esau muß für das Gemüt eines Juden sehr verblüffend und treffend gewesen sein. Wenn er an der Gnade Gottes Mangel litt, so geriet er in die Stellung eines Mannes, der von seinem Volk verworfen wurde. Darum noch einmal: laßt uns achthaben! Es kommt nicht so sehr darauf an, was wir an die Stelle Christi setzen; wenn wir nur das Auge von Christus abwenden, so ist es möglich, daß wir uns morgen schon in der Lage des verworfenen Esaus befinden. Wie steht Esau hier vor uns? Als ein Bild jenes Geschlechts, das dereinst sagen wird: „Herr, Herr, tue uns auf!” Aber ach! ihre Tränen werden ebenso fruchtlos sein, wie diejenigen Esaus es waren am Lager seines Vaters. Er kam zu spät. So auch, wenn Gott einmal aufgestanden ist, und die Tür verschlossen hat, werden jene keinen Raum mehr für die Buße finden.