Hermann Menge (1841-1939)
Versliste
Damals hörte die Arbeit am Hause Gottes in Jerusalem auf und blieb eingestellt bis zum zweiten Regierungsjahr des Königs Darius von Persien.
Es weissagten aber der Prophet Haggai und der Prophet Sacharja, der Sohn Iddos, den Juden in Juda und Jerusalem im Namen des Gottes Israels, dessen Geist über ihnen war.
Daraufhin machten sich Serubbabel, der Sohn Sealthiels, und Jesua, der Sohn Jozadaks, daran, den Bau des Gotteshauses in Jerusalem aufs neue in Angriff zu nehmen, und mit ihnen waren die (beiden) Propheten Gottes, welche sie unterstützten.
Zu jener Zeit kamen Thathnai, der Statthalter der Provinz diesseits (= westlich) des Euphrats, und Sethar-Bosnai und deren Genossen zu ihnen und richteten die Frage an sie: „Wer hat euch die Erlaubnis gegeben, dieses Haus zu bauen und diese Mauer (= oder: dieses Heiligtum) wiederherzustellen,
und welches sind die Namen der Männer, die diesen Bau betreiben?“
Aber das Auge ihres Gottes war auf die Ältesten der Juden gerichtet, so dass (jene) von ihnen nicht die Einstellung der Arbeit verlangten, bis ein Befehl des Darius vorläge und man ihnen dann einen schriftlichen Bescheid darüber zugehen ließe.
Abschrift (= Wortlaut) des Berichts, den Thathnai, der Statthalter der Provinz diesseits (= westlich) des Euphrats, und Sethar-Bosnai und seine Genossen, die Apharsachäer (4,9), die in der Provinz diesseits des Euphrats wohnten, an den König Darius sandten.
Sie sandten nämlich einen Bericht an ihn, dessen Wortlaut folgender war: „Dem König Darius alles Heil!
Es sei dem Könige zu wissen getan, dass wir uns in die Landschaft (= Provinz) Juda zum Hause (oder: Tempel) des großen Gottes begeben haben; es wird aus Quadersteinen erbaut, und in die Wände werden Balken eingelegt; diese Arbeit wird eifrig betrieben und geht unter ihren Händen erfolgreich vonstatten.
Da haben wir an die Ältesten dort die Frage gerichtet: ‚Wer hat euch den Befehl (oder: die Erlaubnis) gegeben, dieses Haus zu bauen und diese Mauer (oder: dieses Heiligtum) wiederherzustellen?‘
Und auch nach ihren Namen haben wir sie gefragt, um sie dir mitzuteilen, indem wir die Namen der Männer aufschrieben, die an ihrer Spitze stehen.
Und folgendes ist die Auskunft, die sie uns gegeben haben: ‚Wir sind die Knechte (= Diener) des Gottes des Himmels und der Erde und bauen das Haus wieder auf, das ehedem vor vielen Jahren hier gestanden hat und das ein großer israelitischer König erbaut und aufgeführt hatte.
Weil aber unsere Väter den Gott des Himmels erzürnt hatten, hat er sie der Gewalt des Königs Nebukadnezar von Babylon, des Chaldäers, preisgegeben; der hat dieses Haus zerstört und das Volk gefangen (oder: in die Verbannung) nach Babylon geführt.
Doch im ersten Jahre der Regierung des Königs Kores über Babylon hat der König Kores den Befehl gegeben, dieses Gotteshaus wieder aufzubauen.
Auch die goldenen und silbernen Geräte des Gotteshauses, die Nebukadnezar aus dem Tempel zu Jerusalem weggenommen und in (seinen) Tempel zu Babylon gebracht hatte, hat der König Kores aus dem Tempel zu Babylon hervornehmen lassen und sie einem Manne namens Sesbazzar ausgeliefert, den er zum Statthalter (in Judäa) eingesetzt hatte,
indem er diesem auftrug: Nimm diese Geräte, gehe hin und lege sie im Tempel zu Jerusalem nieder; das Gotteshaus aber soll an seiner früheren Stelle wieder aufgebaut werden!
Daraufhin ist der betreffende Sesbazzar hergekommen und hat den Grundstein (oder: die Grundmauern) zum Gotteshause in Jerusalem gelegt; und seit jener Zeit wird bis heute daran gebaut, es ist aber noch nicht vollendet.‘
Demnach möge man, wenn es dem Könige beliebt, im königlichen Schatzhause (vgl. 6,1) dort in Babylon nachforschen, ob es sich wirklich so verhält, dass vom Könige Kores der Befehl gegeben worden ist, dieses Gotteshaus in Jerusalem wieder aufzubauen. Der König wolle uns dann seine Entscheidung in dieser Sache zukommen lassen.“
Als hierauf der König Darius anordnete, im Schatzhause, in welchem man auch die Urkunden in Babylon aufbewahrte, nachzusehen,
fand man in Ahmetha (d.h. Ekbatana), in der Königsstadt (= Residenz), die in der Landschaft (= Provinz) Medien liegt, eine Schriftrolle, in der folgendes geschrieben stand:
„Urkunde: Im ersten Regierungsjahre des Königs Kores erließ der König Kores den Befehl: ‚Was das Gotteshaus in Jerusalem betrifft, so soll dieses Haus wieder aufgebaut werden als eine Stätte, wo man Schlachtopfer schlachtet und Feueropfer darbringt; seine Höhe soll sechzig Ellen, seine Breite auch sechzig Ellen betragen;
Schichten von Quadersteinen sollen drei vorhanden sein und eine Schicht von Holzbalken; die Kosten aber sollen aus der königlichen Kasse bestritten werden.
Auch die goldenen und silbernen Geräte des Gotteshauses, die Nebukadnezar aus dem Tempel zu Jerusalem weggenommen und nach Babylon gebracht hat, sollen zurückgegeben werden, so dass jedes Stück wieder in den Tempel zu Jerusalem an seinen früheren Ort gelangt; und man soll sie in dem Gotteshause niederlegen!‘“
„Nun denn, Thathnai, Statthalter der Provinz jenseits (= westlich) des Euphrats, und du, Sethar-Bosnai, und eure Genossen, die Apharsachäer, die ihr jenseits des Euphrats wohnt, haltet euch fern von dort!
Lasst die Arbeiten an diesem Gotteshause ungestört fortgehen: der Statthalter von Judäa und die Ältesten der Juden mögen dieses Gotteshaus an seiner alten Stelle wieder aufbauen!
Auch ist von mir eine Verfügung erlassen worden bezüglich der Leistungen, die ihr jenen Ältesten der Juden für den Bau dieses Gotteshauses zu gewähren habt, nämlich dass von den Steuererträgen des Königs aus der Provinz jenseits des Euphrats die Kosten jenen Männern genau (oder: pünktlich) erstattet werden, und zwar unverzüglich.
Und was (sonst) erforderlich ist sowohl an jungen Stieren als auch an Widdern und Lämmern zu Brandopfern für den Gott des Himmels sowie an Weizen, Salz, Wein und Öl, das soll ihnen nach der Anforderung der Priester zu Jerusalem Tag für Tag unweigerlich (oder: unverkürzt) geliefert werden,
damit sie dem Gott des Himmels lieblichen Opferduft darbringen und für das Leben des Königs und seiner Söhne (= der Prinzen) beten.
Weiter ist von mir verordnet worden, dass jedem, der an dieser Verfügung etwas ändern sollte, ein Pfosten (oder: Balken) aus seinem Hause herausgerissen und er selbst gepfählt daran aufgehängt und sein Haus wegen solchen Vergehens zu einem Schutthaufen gemacht werden soll.
Der Gott aber, der seinen Namen dort dauernd wohnen lässt, möge jeden König und jedes Volk stürzen, die es unternehmen sollten, diese Verfügung zu übertreten, um dieses Gotteshaus in Jerusalem zu zerstören. Ich, Darius, habe den Befehl erlassen: er soll genau (oder: pünktlich) vollzogen werden!“
Darauf verfuhren Thathnai, der Statthalter der Provinz Syrien, und Sethar-Bosnai nebst ihren Genossen genau nach dem Befehl, den der König Darius ihnen hatte zugehen lassen.
So konnten denn die Ältesten der Juden weiterbauen, und die Arbeit ging erfolgreich vonstatten gemäß der Weissagung der Propheten, nämlich Haggais und Sacharjas, des Sohnes Iddos, so dass sie den Bau zu Ende führten nach dem Befehl des Gottes Israels und nach dem Befehl des Kores und des Darius und des Königs Arthasastha von Persien.
Sie stellten aber dieses Haus fertig bis zum dritten Tage des Monats Adar, und zwar war es das sechste Regierungsjahr des Königs Darius.
Da feierten denn die Israeliten, die Priester, die Leviten und die übrigen aus der Gefangenschaft (oder: Verbannung) Zurückgekehrten die Einweihung dieses Gotteshauses mit einem Freudenfest
und opferten zur (oder: bei der) Einweihung dieses Gotteshauses hundert Stiere, zweihundert Widder, vierhundert Lämmer als Brandopfer und als Sündopfer für ganz Israel zwölf Ziegenböcke nach der Zahl der israelitischen Stämme.
Sie setzten dann auch die Priester in ihr Amt ein nach ihren Abteilungen und die Leviten nach ihren Klassen für den Gottesdienst in Jerusalem, wie es im Buche Moses vorgeschrieben ist.
Hierauf begingen die aus der Gefangenschaft (oder: Verbannung) Zurückgekehrten das Passah am vierzehnten Tage des ersten Monats;
denn die Priester und die Leviten hatten sich ohne Ausnahme gereinigt; sie waren allesamt rein und schlachteten das Passah für alle aus der Gefangenschaft (oder: Verbannung) Zurückgekehrten und für ihre Geschlechtsgenossen, die Priester, und für sich selbst.
Es aßen aber (das Passah) sowohl die Israeliten, die aus der Gefangenschaft (oder: Verbannung) zurückgekehrt waren, als auch alle, die sich von der Unreinheit der (heidnischen) Bevölkerung des Landes losgesagt und sich ihnen angeschlossen hatten, um den HERRN, den Gott Israels, zu verehren.
Dann begingen sie das Fest der ungesäuerten Brote sieben Tage lang mit Freuden; denn der HERR hatte sie Freude erleben lassen, indem er ihnen das Herz des Königs von Assyrien zugewandt hatte, so dass er ihre Arbeit beim Bau des Hauses Gottes, des Gottes Israels, kräftig unterstützte.
Da hörten Serubbabel, der Sohn Sealthiels, und der Hohepriester Josua, der Sohn Jozadaks, und alle, die vom Volk noch übrig waren, auf die Mahnung des HERRN, ihres Gottes, nämlich auf die Worte des Propheten Haggai, der, wie sie erkannten, vom HERRN, ihrem Gott, zu ihnen gesandt worden war; ja, das Volk geriet in Furcht vor dem HERRN.
‚Wer ist unter euch noch am Leben, der diesen Tempel in seiner früheren Herrlichkeit gesehen hat, und wie seht ihr ihn heute? Nicht wahr? Wie nichts kommt er euch vor.
und ich werde alle Völker in Bewegung setzen, dass die Kostbarkeiten aller Heidenvölker herbeigebracht werden; und ich will dieses Haus mit Herrlichkeit erfüllen!‘ – so spricht der HERR der Heerscharen.
und ich werde alle Völker in Bewegung setzen, dass die Kostbarkeiten aller Heidenvölker herbeigebracht werden; und ich will dieses Haus mit Herrlichkeit erfüllen!‘ – so spricht der HERR der Heerscharen.
„Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen! Nein, ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert (= Krieg).
Am vierundzwanzigsten Tage des neunten Monats, im zweiten Regierungsjahre des Darius, erging das Wort des HERRN durch den Propheten Haggai folgendermaßen:
„So spricht der HERR der Heerscharen: ‚Erbitte dir doch von den Priestern Belehrung über folgende Frage:
Wenn jemand heiliges Fleisch (= Opferfleisch) im Zipfel seines Gewandes trägt und mit seinem Zipfel Brot oder Gekochtes, Wein, Öl oder sonst irgend etwas Genießbares berührt: wird dieses dadurch heilig?‘“ Da gaben die Priester zur Antwort: „Nein!“
Nun fragte Haggai weiter: „Wenn aber ein durch eine Leiche Verunreinigter irgendeins von derartigen Dingen berührt, wird es dadurch unrein?“ Da gaben die Priester zur Antwort: „Ja, es wird unrein!“
Da erklärte Haggai folgendes: „‚Ebenso steht es um diese Leute, und ebenso ist dieses Volk da in meinen Augen beschaffen‘ – so lautet der Ausspruch des HERRN –, ‚und ebenso steht es mit allem Tun ihrer Hände und mit dem, was sie mir dort als Opfer darbringen: es ist unrein!‘“
„Nun aber richtet doch eure Aufmerksamkeit vom heutigen Tage an (auf die Zeit) rückwärts! Bevor man Stein auf Stein am Tempel des HERRN gelegt hat:
wie ist es euch da ergangen? Kam man damals zu einem Garbenhaufen von (vermutlich) zwanzig Scheffeln, so wurden es nur zehn; und kam einer zur Kelter in der Erwartung, fünfzig Eimer aus ihr zu schöpfen, so wurden es nur zwanzig.
‚Ich habe euch mit Getreidebrand und Vergilben geschlagen und mit Hagel den Ertrag aller eurer Feldarbeit, und doch seid ihr nicht zu mir umgekehrt!‘ – so lautet der Ausspruch des HERRN (vgl. Am 4,9).
Nun aber gebt acht auf das, was in der Folgezeit vom heutigen Tage an geschehen wird, nämlich vom vierundzwanzigsten Tage des neunten Monats an, von dem Tage an, wo der Grundstein zum Tempel des HERRN gelegt worden ist. Gebt acht darauf,
ob die Aussaat noch weiterhin im Speicher liegen bleibt und ob der Weinstock und Feigenbaum, die Granate und der Ölbaum auch fürderhin nicht tragen! Von diesem Tage an werde ich segnen.“
Hierauf erging das Wort des HERRN zum zweitenmal an Haggai am vierundzwanzigsten Tage des (gleichen) Monats folgendermaßen:
„Sage zu Serubbabel, dem Statthalter von Juda, folgendes: ‚Ich werde den Himmel und die Erde erschüttern
und die Throne der Könige umstürzen und die Macht der heidnischen Königreiche vernichten, und zwar werde ich die Streitwagen umstürzen samt denen, die darauf fahren, und es sollen die Rosse samt ihren Reitern zu Boden stürzen, einer durch das Schwert des andern (fallen).
An jenem Tage‘ – so lautet der Ausspruch des HERRN der Heerscharen – ‚will ich dich, Serubbabel, Sohn Sealthiels, nehmen und dich zu meinem Knecht (= Diener) machen‘ – so lautet der Ausspruch des HERRN – ‚und dich wie einen Siegelring halten; denn dich habe ich erwählt!‘ – so lautet der Ausspruch des HERRN der Heerscharen.“ Sacharja
und die Throne der Könige umstürzen und die Macht der heidnischen Königreiche vernichten, und zwar werde ich die Streitwagen umstürzen samt denen, die darauf fahren, und es sollen die Rosse samt ihren Reitern zu Boden stürzen, einer durch das Schwert des andern (fallen).
Hierauf trat ich an den Sand (= Strand) des Meeres. Da sah ich aus dem Meere ein Tier heraufkommen, das hatte zehn Hörner und sieben Köpfe und auf seinen Hörnern zehn Königskronen und auf seinen Köpfen gotteslästerliche Namen.
Das Tier, das ich sah, glich einem Panther, doch seine Füße (= Tatzen) waren wie die eines Bären und sein Maul wie ein Löwenrachen. Der Drache gab ihm dann seine Kraft und seinen Thron und große Macht,
dazu einen von seinen Köpfen, der wie zum Tode geschlachtet (oder: verwundet) war, dessen Todeswunde jedoch wieder geheilt wurde. Da sah die ganze (Bevölkerung der) Erde dem Tier mit staunender Bewunderung nach,
und man betete den Drachen an, weil er dem Tiere die Macht gegeben hatte, und man betete das Tier an und sagte: „Wer ist dem Tiere gleich, und wer kann den Kampf mit ihm aufnehmen?“
Und es wurde ihm ein Maul gegeben, das große (= hochfahrende) Worte und Lästerungen ausstieß, und es wurde ihm Vollmacht gegeben, es zweiundvierzig Monate lang so zu treiben.
Da öffnete es sein Maul zu Lästerungen gegen Gott, um seinen Namen und sein Zelt (oder: seine Wohnung), nämlich die, welche ihre Wohnung im Himmel haben (vgl. Phil 3,20), zu lästern.
Auch wurde ihm gestattet, Krieg mit den Heiligen zu führen und sie zu besiegen; und Macht wurde ihm über alle Stämme und Völker, Sprachen und Völkerschaften verliehen.
So werden ihn denn alle Bewohner der Erde anbeten, alle, deren Namen nicht im Lebensbuche des geschlachteten Lammes seit Grundlegung der Welt geschrieben stehen.
Weiter sah ich das Tier und die Könige der Erde und ihre Heere versammelt, um mit dem auf dem Ross sitzenden Reiter und mit seinem Heer zu kämpfen.
Da wurde das Tier gegriffen (oder: gefangengenommen) und mit ihm der Lügenprophet, der die Wunderzeichen vor seinen Augen getan und dadurch die verführt hatte, welche das Malzeichen des Tieres trugen und sein Bild anbeteten; bei lebendigem Leibe wurden beide in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt.
Die übrigen aber wurden mit dem Schwerte getötet, das aus dem Munde des auf dem Rosse sitzenden Reiters hervorging; und alle Vögel sättigten sich an ihrem Fleisch.
Im zweiten Jahre seiner Regierung hatte Nebukadnezar einen bedeutungsvollen Traum, durch den er innerlich beunruhigt wurde, so dass es um seinen Schlaf geschehen war.
Da befahl der König, man solle die Gelehrten und Beschwörer, die Zauberer (oder: Wahrsager) und Chaldäer berufen, damit sie ihm Auskunft über sein Traumgesicht gäben. Als sie nun gekommen und vor den König getreten waren,
sagte dieser zu ihnen: „Ich habe einen Traum gehabt und fühle mich nun beunruhigt durch das Verlangen, den Traum zu verstehen.“
Da antworteten die Chaldäer dem Könige auf Aramäisch: „O König, mögest du ewig leben! Teile deinen Knechten den Traum mit, dann wollen wir dir die Deutung angeben!“
Darauf gab der König den Chaldäern zur Antwort: „Mein Entschluss steht unwiderruflich fest: wenn ihr mir den Traum und seine Deutung nicht anzugeben wisst, so sollt ihr in Stücke zerhauen und eure Häuser sollen in Schutthaufen verwandelt werden;
wenn ihr mir aber den Traum und seine Deutung kundtun könnt, so sollt ihr reiche Geschenke und große Ehre (oder: Auszeichnungen) von mir erhalten. Tut mir also den Traum und seine Deutung kund!“
Da antworteten sie zum zweitenmal: „Der König wolle seinen Knechten den Traum mitteilen, dann werden wir die Deutung angeben.“
Darauf erwiderte der König: „Ich erkenne klar, dass ihr nur Zeit gewinnen wollt, weil ihr seht, dass mein Entschluss in dieser Sache feststeht:
wenn ihr mir demnach den Traum nicht angeben könnt, so verbleibt es bei eurer Verurteilung; ihr habt euch nämlich verabredet, Lug und Trug vor mir zu reden, bis die Verhältnisse sich ändern. Darum gebt mir den Traum an, damit ich erkenne, dass ihr mir auch seine Deutung anzugeben vermögt!“
Da erwiderten die Chaldäer dem König: „Es gibt in der ganzen Welt keinen Menschen, der dem Verlangen des Königs nachkommen könnte, wie denn auch noch nie ein König, so groß und mächtig er sein mochte, ein derartiges Verlangen an irgendeinen Wahrsager oder Beschwörer oder Chaldäer gestellt hat.
Was der König verlangt, ist zu schwer, und es gibt keinen anderen, der dem Könige Auskunft darüber zu geben vermöchte, außer den Göttern, die ja aber nicht bei den sterblichen Menschen wohnen.“
Hierüber wurde der König aufgebracht und geriet in solche Wut, dass er den Befehl gab, alle Weisen in Babylon hinzurichten.
Als nun der Befehl ergangen war, die Weisen zu töten, sollten auch Daniel und seine Genossen ums Leben gebracht werden.
Da wandte sich Daniel in kluger und verständiger Weise an Arioch, den Obersten der königlichen Leibwache, der zur Hinrichtung der Weisen in Babylon ausgezogen war;
er richtete nämlich an Arioch, den Bevollmächtigten des Königs, die Frage: „Warum ist ein so strenger Befehl vom Könige erlassen?“ Als Arioch hierauf dem Daniel den Sachverhalt mitgeteilt hatte,
begab sich Daniel in den Palast und erbat sich vom Könige die Gewährung einer Frist, um dem Könige dann die Deutung zu geben.
Hierauf begab sich Daniel in seine Wohnung und teilte seinen Freunden Hananja, Misael und Asarja die Sachlage mit,
auf dass sie den Gott des Himmels um Erbarmen (= Aufschluss) in betreff dieses Geheimnisses anflehen möchten, damit Daniel und seine Freunde nicht samt den übrigen Weisen von Babylon hingerichtet würden.
Darauf wurde dem Daniel in einem Nachtgesicht das Geheimnis enthüllt. Da pries Daniel den Gott des Himmels,
indem er so betete: „Gepriesen werde der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit! Denn er besitzt beides, Weisheit und Macht.
Er ist’s, der die Zeiten und Verhältnisse (oder: Jahre und Jahreszeiten) wechseln lässt, der Könige absetzt und Könige einsetzt, der den Weisen Weisheit verleiht und den Verständigen Verstand;
er ist’s, der das Verborgene und Geheime enthüllt; er kennt, was im Finstern liegt, und das Licht wohnt bei ihm.
Dich, den Gott meiner Väter, rühme und preise ich, dass du mir Weisheit und Tüchtigkeit verliehen und mir jetzt geoffenbart hast, was wir von dir erfleht haben; denn die Sache des Königs hast du uns kundgetan.“
Deshalb (oder: nunmehr) begab sich Daniel zu Arioch, den der König mit der Hinrichtung der Weisen in Babylon beauftragt hatte; er ging hin und sagte zu ihm: „Richte die Weisen von Babylon nicht hin! Führe mich hinein vor den König: ich will dem Könige die Deutung (des Traumes) kundtun!“
Da führte Arioch den Daniel eiligst hinein vor den König und sagte zu diesem: „Ich habe unter den in der Verbannung (oder: Gefangenschaft) hier lebenden Judäern einen Mann gefunden, der dem Könige die Deutung geben will.“
Da antwortete der König und sagte zu Daniel, der den Namen Beltsazar führte: „Bist du wirklich imstande, mir den Traum, den ich gesehen habe, nebst seiner Deutung kundzutun?“
Daniel gab dem Könige folgende Antwort: „Das Geheimnis, das der König zu wissen verlangt, können Weise und Beschwörer, Zauberer und Wahrsager dem Könige nicht kundtun;
aber es gibt einen Gott im Himmel, welcher Geheimnisse enthüllt; und dieser hat dem Könige Nebukadnezar kundgetan, was in der Endzeit geschehen wird. Dein Traum und die Gesichte, die dir auf deinem Lager vor Augen gestanden haben, sind folgende gewesen:
Dir, o König, stiegen auf deinem Lager Gedanken darüber auf, was wohl in der Zukunft geschehen würde; und da hat der, welcher die Geheimnisse enthüllt, dir kundgetan, was geschehen wird.
Mir aber ist dieses Geheimnis nicht infolge eigener Weisheit, als ob diese bei mir in höherem Maße als bei allen anderen Lebenden vorhanden wäre, geoffenbart worden, sondern zu dem Zweck, dass dem Könige die Deutung kundgetan würde und du Aufschluss über die Gedanken deines Herzens erhieltest.
Du, o König, hattest ein Gesicht und sahst eine Bildsäule; diese Bildsäule war gewaltig groß und von außerordentlichem Glanz; sie stand vor dir, und ihr Aussehen war erschrecklich.
Das Haupt dieser Bildsäule war von feinem Gold, ihre Brust und ihre Arme von Silber, ihr Unterleib und ihre Hüften von Kupfer,
ihre Beine von Eisen, ihre Füße teils von Eisen teils von Töpferton.
Du warst im Anschauen versunken, bis ein Stein sich plötzlich vom Berge ohne Zutun einer Menschenhand loslöste; der traf die Bildsäule an ihre eisernen und tönernen Füße und zertrümmerte sie.
Da wurden auf einen Schlag das Eisen und der Ton, das Kupfer, das Silber und das Gold zertrümmert und zerstoben wie die Spreu im Sommer auf den Tennen, und der Wind verwehte sie, so dass keine Spur mehr von ihnen zu finden war. Der Stein aber, der die Bildsäule zerschmettert hatte, wurde zu einem großen Berge, der die ganze Erde erfüllte (oder: einnahm).“
„Das ist der Traum; nun wollen wir auch seine Deutung dem Könige vortragen:
Du, o König, du König der Könige, dem der Gott des Himmels die königliche Herrschaft und die Macht, die Gewalt und die Ehre verliehen
und in dessen Hand er überall, wo Menschen wohnen, alle Menschen und Tiere des Feldes und Vögel des Himmels gegeben hat, so dass du als Herrscher über sie alle gebietest: du bist das goldene Haupt.
Nach dir wird ein anderes Reich erstehen, das nicht so mächtig ist wie das deinige, und dann noch ein anderes drittes Reich von Kupfer, das über die ganze Erde herrschen wird.
Darauf wird ein viertes Reich da sein, stark wie Eisen; und wie das Eisen alles zermalmt und zertrümmert, ebenso wird es wie zerschmetterndes Eisen jene alle zermalmen und zertrümmern.
Dass du aber die Füße und Zehen teils aus Töpferton, teils aus Eisen bestehend gesehen hast, (dies zeigt an, dass) es ein Reich von ungleicher Beschaffenheit sein wird; einerseits wird es etwas von der Festigkeit des Eisens an sich haben, insofern du ja Eisen mit Tonerde vermischt geschaut hast;
doch dass du die Zehen der Füße teils von Eisen, teils von Ton gesehen hast, (weist darauf hin, dass) das Reich zum Teil fest, zum Teil brüchig sein wird.
Dass ferner das Eisen, wie du gesehen hast, mit Tonerde vermischt war, (bezieht sich darauf, dass) trotz der vielfachen Verbindungen durch Heiraten doch kein Teil an dem andern fest haften bleibt, gerade wie Eisen sich mit Ton nicht mischen lässt.
Aber in den Tagen jener Könige wird der Gott des Himmels ein Reich erstehen lassen, das in Ewigkeit nicht zerstört werden wird und dessen Königtum (oder: Herrschaft) auf kein anderes Volk übergehen wird. Es wird alle jene Reiche zerschmettern und vernichten, selbst aber ewig bestehen,
entsprechend dem, was du gesehen hast, dass nämlich ein Stein sich von dem Berge ohne Zutun einer Menschenhand loslöste und das Eisen, das Kupfer, den Ton, das Silber und das Gold zerschmetterte. Ein großer Gott hat dem Könige kundgetan, was in der Zukunft sich ereignen wird: der Traum verdient vollen Glauben, und seine Deutung ist zuverlässig.“
Da warf der König Nebukadnezar sich auf sein Angesicht nieder, verneigte sich tief vor Daniel und ließ ihm Opfergaben und Räucherwerk darbringen.
Der König sprach dann vor Daniel offen aus: „Wahrlich, euer Gott ist der Gott der Götter (= der höchste Gott) und der Herr der Könige und der Offenbarer der Geheimnisse, weil du imstande gewesen bist, dieses Geheimnis zu offenbaren.“
Darauf erhob der König den Daniel zu hohen Ehren, gab ihm viele kostbare Geschenke und machte ihn zum Statthalter über die ganze Landschaft (oder: Provinz) Babylon und zum Obervorsteher über alle Weisen Babylons.
Auf Daniels Bitte übertrug der König dann dem Sadrach, Mesach und Abed-Nego die Verwaltung der Landschaft (oder: Provinz) Babylon, während Daniel selbst am königlichen Hofe verblieb.
Im ersten Regierungsjahre Belsazars, des Königs von Babylon, sah (= hatte) Daniel einen Traum (= Traumgesicht), und Erscheinungen traten ihm auf seinem Lager vor die Augen. Darauf schrieb er den Traum nieder und berichtete die Hauptsachen,
mit folgenden Worten: „Ich, Daniel, hatte in meinem Nachtgesicht eine Erscheinung und sah, wie die vier Winde des Himmels das große Meer (= Weltmeer) erregten (oder: aufwühlten).
Da stiegen vier gewaltige Tiere aus dem Meere hervor, jedes von dem andern verschieden.
Das erste sah aus wie ein Löwe, hatte aber Adlerflügel; ich betrachtete es, bis ihm die Flügel ausgerissen wurden und es von der Erde emporgehoben und wie ein Mensch aufrecht auf zwei Füße gestellt und ihm ein Menschenherz gegeben wurde. –
Darauf erschien ein anderes, zweites Tier, das einem Bären glich; es war nur auf der einen Seite aufgerichtet und hatte drei Rippen im Rachen zwischen seinen Zähnen, und es wurde ihm geboten: ‚Auf! Friss viel Fleisch!‘ –
Als ich dann wieder hinblickte, sah ich ein anderes Tier, das einem Panther glich, aber vier Vogelflügel auf seinem Rücken hatte; auch vier Köpfe hatte das Tier, und ihm wurde Herrschermacht verliehen. –
Darauf erschien mir in meinen Nachtgesichten plötzlich ein viertes Tier, schrecklich und furchtbar und außerordentlich stark; es hatte gewaltige Zähne von Eisen (und Klauen von Erz); es fraß und zermalmte und zertrat das, was übriggeblieben war, mit seinen Füßen; es sah ganz anders aus als alle die vorigen Tiere und hatte auch noch zehn Hörner.
Während ich nun genau auf die Hörner achtgab, sah ich, wie ein anderes, kleines Horn zwischen ihnen hervorschoß, worauf drei von den ersten Hörnern vor ihm ausgerissen wurden; und jetzt sah ich, dass an diesem Horn Augen wie Menschenaugen saßen und ein Mund, der vermessene Reden führte.“
„Ich schaute zu, bis Stühle (oder: Throne, Thronsessel) hingestellt wurden und ein ehrwürdiger Greis Platz nahm. Sein Gewand war weiß wie Schnee und sein Haupthaar wie reine Wolle; sein Thron bestand aus Feuerflammen und hatte Räder von loderndem Feuer.
Ein Feuerstrom ergoss sich und ging von ihm aus; tausendmal Tausende dienten ihm, und zehntausendmal Zehntausende standen dienstbereit vor ihm. Der Gerichtshof setzte sich, und (die) Bücher wurden aufgeschlagen.
Ich schaute unverwandt hin wegen des Lärms der vermessenen Reden, die das Horn führte; ich schaute zu, bis das Tier getötet und sein Leib vernichtet (= verstümmelt) und zum Verbrennen dem Feuer übergeben wurde.
Auch den übrigen Tieren wurde dann ihre Macht genommen und ihnen ihre Lebensdauer auf Jahr und Tag bestimmt. –
Während ich noch in das Anschauen der Nachtgesichte versunken war, sah ich, wie mit den Wolken des Himmels Einer kam, der wie eines Menschen Sohn (= wie ein gewöhnlicher Mensch) aussah; dieser gelangte zu dem ehrwürdigen Greise und wurde vor ihn geführt.
Ihm wurde dann Macht, Ehre und Herrschaft verliehen, so dass alle Völker, Volksstämme und Zungen ihm untertan waren. Seine Macht sollte von ewiger Dauer und unvergänglich sein und sein Königreich (oder: seine Herrschaft) ein solches, das niemals vernichtet werden kann.“
„Da ich, Daniel, mich infolgedessen in meinem Inneren beunruhigt fühlte und die Gesichte, die ich geschaut hatte, mir Angst verursachten,
näherte ich mich einem der Dastehenden (= Diener) und bat ihn um sichere Auskunft über dies alles. Da antwortete er mir, indem er mir Aufschluss über die Vorgänge gab:
‚Jene gewaltigen Tiere, vier an der Zahl, bedeuten vier Könige, die auf der Erde erstehen werden.
Aber die Heiligen des Höchsten werden die Herrschaft erhalten und werden die Herrschaft innehaben bis in Ewigkeit, ja bis in eine Ewigkeit von Ewigkeiten.‘
Hierauf wünschte ich Sicheres über das vierte Tier zu erfahren, das sich von allen anderen unterschied und besonders furchtbar war, dessen Zähne von Eisen und dessen Klauen von Erz waren, das da fraß und zermalmte und, was übriggeblieben war, mit seinen Füßen zertrat;
auch über die zehn Hörner auf seinem Kopfe (wünschte ich sichere Auskunft) und über das andere (kleine) Horn, das hervorgeschossen und vor dem drei Hörner ausgefallen waren und das Augen hatte und einen Mund, der vermessene Reden führte, und das größer anzusehen war als die übrigen.
Ich hatte auch gesehen, wie jenes Horn Krieg mit den Heiligen führte und sie überwältigte (oder: vergewaltigte),
bis der ehrwürdige Greis kam und den Heiligen des Höchsten Recht geschafft wurde und die Zeit eintrat, wo die Heiligen die Herrschaft in dauernden Besitz nahmen.
Er gab mir also folgende Auskunft: ‚Das vierte Tier (bedeutet) ein viertes Reich, das auf Erden sein wird, verschieden von allen anderen Reichen; es wird die ganze Erde verschlingen und sie zertreten und zermalmen.
Die zehn Hörner aber (bedeuten), dass aus eben diesem Reiche zehn Könige erstehen werden; und nach ihnen wird noch ein anderer auftreten, der von den früheren verschieden ist und drei Könige stürzen wird.
Er wird vermessene Reden gegen den Höchsten führen und die Heiligen des Höchsten misshandeln und darauf ausgehen, die Festzeiten und das Gesetz (Gottes) zu ändern; und sie werden seiner Gewalt preisgegeben sein ein Jahr und zwei Jahre und ein halbes Jahr.
Dann aber wird der Gerichtshof Sitzung halten, und man wird ihm die Herrschaft entreißen, um sie endgültig zu vernichten und zu beseitigen.
Alsdann wird das Königtum und die Herrschaft und die Macht über die Reiche unter dem ganzen Himmel dem Volke der Heiligen des Höchsten verliehen werden: sein Reich wird von ewiger Dauer sein, und alle anderen Mächte werden ihm dienen und untertan sein.‘“
Damit ist der Bericht zu Ende. Mich, Daniel, beunruhigten meine Gedanken sehr, so dass meine Gesichtsfarbe sich an mir veränderte; aber das Erlebnis habe ich in meiner Erinnerung festgehalten.
Im zweiten Regierungsjahre des Königs Darius, am ersten Tage des sechsten Monats, erging das Wort des HERRN durch den Propheten Haggai (vgl. Esr 5) an Serubbabel, den Sohn Sealthiels, den Statthalter von Juda, und an den Hohenpriester Josua, den Sohn Jozadaks, folgendermaßen:
Da sagte Jesus zu ihnen: „So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser zusteht, und Gott, was Gott zusteht!“ Und sie gerieten in Staunen über ihn.
„So hat der HERR der Heerscharen gesprochen: Dieses Volk da sagt: ‚Die Zeit, den Tempel des HERRN wieder aufzubauen, ist jetzt noch nicht gekommen!‘“