Ich {Das dritte Lied (Kap. 3) ist wie die beiden ersten gebildet, nur dass hier alle drei Strophenzeilen mit dem gleichen Anfangsbuchstaben beginnen (Ausnahme: Kap. 3,46-48).} bin der Mann, der Elend gesehen hat durch die Rute seines Grimmes.
Mich hat er geleitet und geführt in Finsternis und Dunkel {Eig. und Nicht-Licht.}.
Nur {O. Gewiss.} gegen mich kehrt er immer wieder seine Hand den ganzen Tag.
Er hat verfallen lassen mein Fleisch und meine Haut, meine Gebeine hat er zerschlagen.
Bitterkeit {Eig. Gift.} und Mühsal hat er gegen mich gebaut und mich damit umringt.
Er ließ mich wohnen in Finsternissen wie die Toten der Urzeit {O. wie die ewig Toten (die nie wiederkommen; vgl. Psalm 143,3).}.
Er hat mich umzäunt, dass ich nicht herauskommen kann; er hat schwer gemacht meine Fesseln.
Wenn ich auch schreie und rufe, so hemmt er mein Gebet {Vgl. V. 44.}.
Meine Wege hat er mit Quadern vermauert, meine Pfade umgekehrt {D. h. von Grund auf zerstört.}.
Ein lauernder Bär ist er mir, ein Löwe im Versteck.
Er hat mir die Wege entzogen und hat mich zerfleischt, mich verwüstet.
Er hat seinen Bogen gespannt und mich wie ein Ziel für den Pfeil hingestellt.
Er ließ die Söhne seines Köchers in meine Nieren dringen.
Meinem ganzen Volk bin ich zum Gelächter geworden, bin ihr Saitenspiel den ganzen Tag.
Mit Bitterkeiten hat er mich gesättigt, mit Wermut mich getränkt.
Und er hat mit Kies meine Zähne zermalmt, hat mich niedergedrückt in die Asche.
Und du verstießest meine Seele vom Frieden {O. vom Wohlergehen.}, ich habe das Gute {O. das Glück.} vergessen.
Und ich sprach: Dahin ist meine Lebenskraft {O. Beständigkeit.} und meine Hoffnung auf den {Eig. von dem.} HERRN.
Gedenke meines Elends und meines Umherirrens, des Wermuts und der Bitterkeit {Eig. Gift.}!
Beständig denkt meine Seele daran und ist niedergebeugt in mir.
Dies will ich mir zu Herzen nehmen, darum will ich hoffen:
Es sind die Gütigkeiten des HERRN, dass wir nicht aufgerieben sind; denn seine Erbarmungen sind nicht zu Ende {O. nicht aufgerieben, dass seine Erbarmungen nicht zu Ende sind.};
sie sind alle Morgen neu, deine Treue ist groß.
Der HERR ist mein Teil, sagt meine Seele; darum will ich auf ihn hoffen.
Gütig ist der HERR gegen die, die auf ihn harren, gegen die Seele, die nach ihm trachtet.
Es ist gut, dass man still warte {Eig. warte, und zwar still.} auf die Rettung des HERRN.
Es ist gut für einen Mann, dass er das Joch in seiner Jugend trage.
Er sitze einsam und schweige, weil er es ihm {O. wenn er ihm etwas.} auferlegt hat.
Er lege seinen Mund in den Staub: Vielleicht gibt es Hoffnung.
Dem, der ihn schlägt, halte er die Wange hin, werde mit Schmach gesättigt {D. h. lasse sich mit Schmach sättigen.}.
Denn der Herr verstößt nicht auf ewig;
sondern wenn er betrübt hat, erbarmt er sich nach der Menge seiner Gütigkeiten.
Denn nicht von Herzen plagt {Eig. demütigt, o. beugt.} und betrübt er die Menschenkinder.
Dass man alle Gefangenen der Erde unter seinen Füßen zertritt,
das Recht eines Mannes beugt vor dem Angesicht des Höchsten,
einem Menschen unrecht tut in seiner Streitsache – sollte der Herr nicht darauf achten?
Wer ist es, der sprach, und es geschah, ohne dass der Herr es geboten hat?
Das Böse und das Gute, geht es nicht aus dem Mund des Höchsten hervor?
Was beklagt sich der lebende Mensch? Über seine Sünden beklage sich der Mann! {O. Was beklagt sich der lebende Mensch, der Mann über seine Sündenstrafe?}
Prüfen und erforschen wir unsere Wege, und lasst uns zu dem HERRN {Eig. bis zu dem HERRN hin.} umkehren!
Lasst uns unser Herz samt den Händen erheben zu Gott {Hebr. El.} im Himmel!
Wir, wir sind abgefallen und sind widerspenstig gewesen; du hast nicht vergeben.
Du hast dich in Zorn gehüllt und hast uns verfolgt; du hast hingemordet ohne Schonung.
Du hast dich in eine Wolke gehüllt, so dass kein Gebet hindurchdrang.
Du hast uns zum Kehricht und zum Ekel gemacht inmitten der Völker.
Alle unsere Feinde haben ihren Mund gegen uns aufgesperrt.
Grauen und Grube sind über uns gekommen, Verwüstung und Zertrümmerung.
Mit Wasserbächen rinnt mein Auge wegen der Zertrümmerung der Tochter meines Volkes.
Mein Auge ergießt sich ruhelos, ohne Rast,
bis der HERR vom Himmel herniederschaut und dareinsieht.
Mein Auge schmerzt mich {W. schmerzt meine Seele.} wegen aller Töchter meiner Stadt.
Wie einen Vogel haben mich heftig gejagt, die ohne Ursache meine Feinde sind.
Sie haben mein Leben in die Grube hinein vernichtet und Steine auf mich geworfen.
Wasser strömten über mein Haupt; ich sprach: Ich bin abgeschnitten!
HERR, ich habe deinen Namen angerufen aus der tiefsten Grube.
Du hast meine Stimme gehört; verbirg dein Ohr nicht vor meinem Seufzen, meinem Schreien!
Du hast dich genaht an dem Tag, als ich dich anrief; du sprachst: Fürchte dich nicht!
Herr, du hast die Rechtssachen meiner Seele geführt, hast mein Leben erlöst.
HERR, du hast meine Bedrückung gesehen; verhilf mir zu meinem Recht {Eig. entscheide meine Rechtssache.}!
Du hast gesehen all ihre Rache, alle ihre Pläne gegen mich.
HERR, du hast ihr Schmähen gehört, alle ihre Pläne gegen mich,
das Gerede derer, die gegen mich aufgestanden sind, und ihr Sinnen gegen mich den ganzen Tag.
Schau an ihr Sitzen und ihr Aufstehen! Ich bin ihr Saitenspiel.
HERR, erstatte ihnen Vergeltung nach dem Werk ihrer Hände!
Gib ihnen Verblendung {Eig. Verdeckung.} des Herzens, dein Fluch komme über sie {O. du wirst ihnen erstatten … wirst ihnen geben … wird über sie kommen.}!
Verfolge sie im Zorn und tilge sie unter dem Himmel des HERRN hinweg!
Querverweise zu Klagelieder 3,52 Klgl 3,52
Und die Fürsten gerieten in Zorn über Jeremia und schlugen ihn, und sie setzten ihn in Gewahrsam im Haus Jonathans, des Schreibers; denn dieses hatten sie zum Gefängnis gemacht.
Siehe, an diesem Tag haben deine Augen gesehen, dass der HERR dich heute in der Höhle in meine Hand gegeben hat. Und man sagte mir, ich solle dich töten; aber mein Auge verschonte dich, und ich sprach: Ich will meine Hand nicht gegen meinen Herrn ausstrecken, denn er ist der Gesalbte des HERRN!
Und sieh, mein Vater, ja, sieh den Zipfel deines Oberkleides in meiner Hand! Denn dass ich einen Zipfel deines Oberkleides abgeschnitten und dich nicht getötet habe, daran erkenne und sieh, dass nichts Böses in meiner Hand ist noch ein Vergehen, und dass ich nicht an dir gesündigt habe; du aber stellst meinem Leben nach, um es zu nehmen.
Der HERR richte zwischen mir und dir, und der HERR räche mich an dir; aber meine Hand soll nicht gegen dich sein.
Wie der Spruch der Vorväter sagt: Von den Gottlosen kommt Gottlosigkeit; aber meine Hand soll nicht gegen dich sein.
Hinter wem zieht der König von Israel her? Wem jagst du nach? Einem toten Hund, einem Floh!
So sei denn der HERR Richter und richte zwischen mir und dir; und er besehe es und führe meine Rechtssache und schaffe mir Recht aus deiner Hand {D. h. durch Befreiung aus deiner Hand.}!
Als Jeremia in den Kerker {W. das Haus der Grube (wahrsch. ein unterirdischer Kerker).} gekommen war, und zwar in die Gewölbe, und Jeremia viele Tage dort gesessen hatte,
Vergib doch das Vergehen deiner Magd! Denn gewiss wird der HERR meinem Herrn ein beständiges Haus machen, weil mein Herr die Kriege des HERRN kämpft und kein Böses an dir gefunden wurde, seitdem du lebst.
Und die Fürsten sprachen zum König: Möge doch dieser Mann getötet werden, da er ja nur die Hände der Kriegsleute schlaff macht, die in dieser Stadt übrig geblieben sind, und die Hände des ganzen Volkes, indem er nach allen diesen Worten zu ihnen redet! Denn dieser Mann sucht nicht den Frieden {O. das Wohlergehen.}, sondern das Unglück dieses Volkes.
Und der König Zedekia sprach: Siehe, er ist in eurer Hand, denn der König vermag nichts gegen euch.
Da nahmen sie Jeremia und warfen ihn in die Grube Malkijas, des Königssohnes, die im Gefängnishof war, und sie ließen Jeremia mit Stricken hinab. Und in der Grube war kein Wasser, sondern Schlamm, und Jeremia sank in den Schlamm.
Und ein Mensch ist aufgestanden, dich zu verfolgen und nach deiner Seele zu trachten; aber die Seele meines Herrn wird eingebunden sein in das Bündel der Lebendigen bei dem HERRN, deinem Gott; und die Seele deiner Feinde, die wird er wegschleudern in der Pfanne der Schleuder.
Und er sprach: Warum doch verfolgt mein Herr seinen Knecht? Denn was habe ich getan, und was für Böses ist in meiner Hand?
Und nun höre doch mein Herr, der König, auf die Worte seines Knechtes: Wenn der HERR dich gegen mich aufgereizt hat, so möge er ein Speisopfer {O. eine Opfergabe.} riechen; wenn es aber Menschenkinder sind, so seien sie verflucht vor dem HERRN, weil sie mich heute vertrieben haben, dass ich mich dem Erbteil des HERRN nicht anschließen darf, indem sie sprechen: Geh hin, diene anderen Göttern!
So möge nun mein Blut nicht zur Erde fallen fern vom Angesicht des HERRN! Denn der König von Israel ist ausgezogen, einen Floh zu suchen, wie man einem Rebhuhn nachjagt auf den Bergen.
Denn ohne Ursache haben sie mir ihr Netz heimlich gelegt, ohne Ursache meiner Seele eine Grube gegraben.
Lass sich nicht über mich freuen, die mir ohne Grund feind sind, nicht zwinkern mit den Augen, die mich ohne Ursache hassen!
Mehr als die Haare meines Hauptes sind die, die ohne Ursache mich hassen; mächtig {O. zahlreich.} sind meine Vertilger, die mir ohne Grund feind sind; was ich nicht geraubt habe, muss ich dann erstatten.
und mit Worten des Hasses haben sie mich umgeben und haben gegen mich gekämpft ohne Ursache.
Fürsten haben mich verfolgt ohne Ursache; aber vor deinem Wort hat mein Herz sich gefürchtet.
Und Jeremia sprach zum König Zedekia: Was habe ich an dir oder an deinen Knechten oder an diesem Volk gesündigt, dass ihr mich ins Gefängnis gesetzt habt?
Aber damit das Wort erfüllt würde, das in ihrem Gesetz geschrieben steht: „Sie haben mich ohne Ursache gehasst.“ {Psalm 69,5.} –