Behandelter Abschnitt Heb 13,11-14
Heb 13,11-14: 11 Denn von den Tieren, deren Blut für die Sünde in das Heiligtum hineingetragen wird durch den Hohenpriester, werden die Leiber außerhalb des Lagers verbrannt. 12 Darum hat auch Jesus, damit er durch sein eigenes Blut das Volk heiligte, außerhalb des Tores gelitten. 13 Deshalb lasst uns zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, seine Schmach tragend. 14 Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.
Geht hinaus zu dem neuen Versammlungsort außerhalb des Lagers: In diesen Versen erwähnt der Schreiber ein bedeutungsvolles Ritual, das in Verbindung steht mit dem Sündopfer, das seine Erfüllung im Tod Christi gefunden hat: Die Leiber der Opfertiere wurden an einem Ort „außerhalb des Lagers verbrannt“ (3Mo 4,12). Als Erfüllung dessen litt der Herr Jesus „außerhalb des Tores“ von Jerusalem (vgl. Joh 19,20). Er war von den niederträchtigen jüdischen Führern aus dem jüdischen System ausgestoßen worden und starb dort als Verbrecher. Aber indem Er aus diesem System ausgestoßen wurde, hat Gott Christus zum neuen Versammlungsmittelpunkt für diejenigen gemacht, die Ihn als ihren Erlöser aufnehmen. Das Ergebnis des Todes Christi außerhalb des Judentums war, dass Er „durch sein eigenes Blut das Volk heiligte“ in einem relativen oder äußerlichen Sinn (Heb 10,29). Das heißt, Er legte eine neue Grundlage, auf der sich die Gläubigen in Trennung vom Judentum versammeln sollen.
Von daher mahnt der Schreiber: „Deshalb lasst uns zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, seine Schmach tragend.“ Es ist oft gefragt worden: „Was genau ist ,das Lager‘?“ Dieser Ausdruck bezeichnet das Judentum und die damit verbundenen Grundsätze und Praktiken. Folglich ist Hebräer 13,13 ein feierlicher Aufruf an alle Gläubigen in diesem jüdischen System, ihre Verbindungen damit zu lösen, indem sie zum Herrn Jesus hinausgingen, der außerhalb dieses Systems stand. Er ist der neue Sammelpunkt – der Versammlungsort der Christen (vgl. Mt 18,20). Dabei handelt es sich nicht um einen geographischen Ort, wie im Judentum (d.h. den Tempel in Jerusalem), sondern vielmehr um eine geistliche Grundlage von Grundsätzen, auf der sich die Christen nach Gottes Willen zur Anbetung und zum Dienst zusammenfinden sollen.
Da das „christliche“ Bekenntnis jüdische Grundsätze und Praktiken übernommen hat und fast überall eine Mischung der beiden Systeme existiert, hat der Aufruf, „außerhalb des Lagers“ zu Christus hinauszugehen, für uns in der Christenheit eine sehr praktische Anwendung. Der Grundsatz ist einfach: Die Gläubigen sind aufgerufen, sich vom Judentum zu trennen – unabhängig davon, wo und in welcher Form es zu finden ist. Das kann im formellen Judentum (in einer Synagoge) sein oder in quasi-jüdisch-christlichen Gotteshäusern (in den Kirchen des Christentums). Dieser Aufruf zur Trennung vom Judentum hat Christen dazu veranlasst, sich von den Kirchen in der Christenheit, in denen diese Mischung besteht, zu trennen und sich einfach im Namen des Herrn Jesus zu versammeln (vgl. Mt 18,20; 2Tim 2,19-22).
Einige Christen, die die jüdisch-christliche Mischung in den kirchlichen Systemen verteidigen, werden sagen, dass „das Lager“ sich strikt auf das formale Judentum beziehe und auf nichts anderes. Jede Abwandlung davon sei nicht das Lager. Wenn diese Argumentation tatsächlich richtig wäre, dann bräuchten jüdische Gläubige, die aufgerufen waren, sich vom Lager zu trennen, sich eigentlich nicht von der Synagoge zu trennen, denn selbst die strengste Sekte des Judentums ist heute nur eine Abwandlung des wahren biblischen Judentums, das Gott durch Mose gegeben hatte. Selbst als der Herr hier auf der Erde war, war das Judentum durch die Auslegungen und Traditionen der Ältesten maßlos verzerrt. Heute gilt das noch um so viel mehr. Dieses Argument ist daher gewiss falsch, und wird nur angeführt, um eine praktische Anwendung auf Kirchgänger zu verhindern. Es stimmt, viele der jüdische Elemente in diesen Kirchen sind etwas verändert worden, um sie einem christlichen Rahmen anzupassen, aber jene Gotteshäuser tragen im Prinzip immer noch die äußeren Zeichen des Judentums. Wenn wir sie fragen würden, wie sie viele ihrer kirchlichen Praktiken aus der Heiligen Schrift begründen, würden sie unbefangen auf das alttestamentliche Judentum als ihr Vorbild verweisen. Viele Aspekte der gegenwärtigen jüdisch-christlichen Ordnung gibt es im Christentum schon so lange, dass sie von den Massen als Gottes Ideal akzeptiert werden. Zu einem großen Teil hat sich also das Christentum dem „Lager“ der irdischen Religion angeschlossen, genau das Gegenteil dessen, wozu Hebräer 13,13 die Gläubigen aufruft.
Der Schreiber fügt nun Folgendes hinzu: Weil der Herr außerhalb des Lagers ging, um unser Gericht als das letztgültige Sündopfer zu tragen, müssen wir nun außerhalb des Lagers zu Ihm gehen, und indem wir dies tun, werden wir seine „Schmach“ tragen. Folglich hat das Versammeln um den Herrn außerhalb des Lagers mit Schmach zu tun, da dieser neue Versammlungsort ein Platz der Verwerfung ist. Deshalb müssen wir bereit sein, in Verbindung damit Leiden zu ertragen. Diese hebräischen Gläubigen wurden in erster Linie von denen im
Lager getadelt. Und auch Gläubige, die sich von den jüdischen Grundsätzen in den Kirchen der Christenheit trennen, werden feststellen, dass sie in erster Linie getadelt werden von denen innerhalb der Kirchensysteme, die sich von dieser Vermischung nicht trennen wollen. Der Apostel Johannes nennt die, die diesen quasi-jüdisch-christlichen Boden vertreten, Menschen, „die sagen, sie seien Juden, und sind es nicht, sondern lügen“ (Off 2,9; 3,9).
Der Schreiber des Hebräerbriefes fügt hinzu, dass „wir {Christen} hier“ auf der Erde „keine bleibende Stadt haben“, so wie die Juden in Jerusalem eine Stadt hatten (Heb 13,14). Stattdessen suchen wir, wie er sagt, „die zukünftige {himmlische Stadt}“ Demzufolge gibt es im Christentum kein irdisches Hauptquartier. Der neue christliche Ort der Anbetung ist somit
innerhalb des Vorhangs mit allen geistlichen Vorrechten (Heb 10,19.20) und außerhalb des Lagers, was unsere kirchliche Stellung betrifft (Heb 13,13).