Behandelter Abschnitt Phil 1,22-23
Phil 1,22.23: 22 Wenn aber das Leben im Fleisch mein Los ist – das ist für mich der Mühe wert, und was ich erwählen soll, weiß ich nicht. 23 Ich werde aber von beidem bedrängt, indem ich Lust habe, abzuscheiden und bei Christus zu sein, denn es ist weit besser; …
Paulus spricht dann über seine Zukunft. Wie bereits erwähnt, sah er zwei Möglichkeiten entgegen: aus der Gefangenschaft befreit zu werden oder durch die Hand der Römer als Märtyrer zu sterben. Paulus befand sich also sozusagen in einer Zwickmühle: Er wollte beides. Aber da er selbstlos war, hatte er in dieser Sache keinen eigenen Willen, und so begnügte er sich damit, es dem Herrn zu überlassen, ob er leben oder sterben sollte. Sein Leben könnte man zusammenfassend beschreiben als erfüllt vom Dienst für den Herrn, und der Tod war einfach das, was ihn in eine noch völligere Freude am Herrn bringen würde. Am Leben zu bleiben bedeutete, für Christus zu leben; zu sterben bedeutete, bei Christus zu sein.
Es gibt im Neuen Testament vier Hauptpassagen, die sich auf den glücklichen Zustand der entschlafenen Gläubigen beziehen (siehe Collected Writings of J.N. Darby, Bd. 2, S. 293):
Lukas 23,43: „mit mir im Paradies“
Apostelgeschichte 7,59: Geist und Seele werden vom Herrn „aufgenommen“
2. Korinther 5,8: „einheimisch bei dem Herrn sein“
Philipper 1,23: „bei Christus zu sein, denn es ist weit besser“
Beachten wir Folgendes: Paulus stellt zwar fest, dass der Zustand der entschlafenen Gläubigen besser ist als alles, was wir in unserem Leib hier auf der Erde erfahren könnten, aber er ist darauf bedacht, nicht zu sagen, dass es das Beste ist. Er sagt, dass es „weit besser“ ist, aber nicht, dass es das Beste ist. Der Grund dafür: Den Gläubigen erwartet etwas noch Größeres, als durch den Tod zu gehen und bei Christus zu sein – nämlich mit und wie
Christus im verherrlichten Zustand zu sein (Phil 3,21). Das ist am allerbesten! Und das geschieht, wie wir wissen, erst dann, wenn der Herr uns bei der Entrückung heimruft; dann werden die Toten in Christus und die lebenden Gläubigen gemeinsam verherrlicht werden (1Thes 4,16.17; Heb 11,40). „Abzuscheiden und bei Christus zu sein“ – das ist eine Aussage, die sich auf den Zwischenzustand oder den „entkleideten“ Zustand der entschlafenen Gläubigen bezieht (2Kor 5,4); sie spricht nicht von deren endgültigem Zustand der Herrlichkeit. Viele haben dies missverstanden und gedacht, diese Aussage beziehe sich auf die Wegnahme des Gläubigen, damit er bei der Ankunft des Herrn bei Ihm ist; sie beziehe sich also auf die Entrückung. Aber hier geht es eindeutig darum, dass der Gläubige durch den Tod bei dem Herrn ist; das Thema hier ist nicht die Entrückung. Die verstorbenen Heiligen sind demnach gegenwärtig „bei Christus“, aber noch nicht in der Herrlichkeit. Das mag seltsam klingen für manche, die die irrige Vorstellung haben, dass Herrlichkeit gleichbedeutend mit Himmel ist – eine alte Vorstellung der Reformatoren. Für sie klingt es, als würden wir sagen, dass die entschlafenen Heiligen nicht im Himmel seien. Herrlichkeit in Bezug auf die Gläubigen ist jedoch ein Zustand (1Kor 15,43 usw.), nicht ein Ort im Himmel, an den die Gläubigen gehen, wenn sie entschlafen. Die entschlafenen Heiligen sind mit Christus im Paradies, im Himmel, in einem Zustand unbeschreiblicher Glückseligkeit, aber sie sind nicht in der Herrlichkeit – d.h., sie sind noch nicht verherrlicht. Sie werden erst bei ihrer Auferstehung verherrlicht werden. J.N. Darby sagt:
Der Zwischenzustand ist also nicht die Herrlichkeit – dafür müssen wir auf den Leib warten; er wird „auferweckt in Herrlichkeit“ [1Kor 15,43]; Er wird unseren Leib verwandeln und ihn wie seinen Leib der Herrlichkeit gestalten.7