Tot für die Sünde
Röm 6,2: Das sei ferne! Wir, die wir der Sünde gestorben sind, wie sollten wir noch darin leben?
Paulus weist die Idee, in der Sünde zu bleiben, zurück: „Das sei ferne!“ Um zu zeigen, wie unvereinbar das mit unserer christlichen Haltung wäre, fragt er: „Wir, die wir der Sünde gestorben sind, wie sollten wir noch darin leben?“ Er wendet das Prinzip der Hauptschaft über ein Menschengeschlecht (das in Römer 5 eingeführt worden ist) auf unsere Situation an. Das heißt: Das, was Christus im Tod vollbracht hat, kann auf sein ganzes Geschlecht angewendet werden. Da Christus für die Sünde gestorben ist, spricht Paulus davon, dass wir „der Sünde gestorben sind“.
Sieben Arten, wie der Tod in der Heiligen Schrift verwendet wird
Wir könnten uns fragen, auf welche Weise wir „gestorben“ sind, denn es kann sich sicherlich nicht auf den physischen Tod beziehen. Erinnern wir uns daran, dass der Tod in der Heiligen Schrift auf mindestens sieben verschiedene Arten verwendet wird. In jedem Fall beschreibt er den Gedanken der Trennung, aber niemals den der Auslöschung, wie die Menschen meinen. Der Kontext gibt vor, um welchen der folgenden Aspekte es sich handelt:
physischer Tod
Seele und Geist werden vom Körper getrennt (Jak 2,26)
geistlicher Tod
geistlich von Gott getrennt, weil man kein neues Leben und keine neue Natur hat (Eph 2,1; Kol 2,13)
zweiter Tod
auf ewig von Gott im Feuersee getrennt (Off 20,6.14)
der Tod durch Abfall vom Glauben
von Gott getrennt, indem man sein Glaubensbekenntnis aufgibt (Jud 12; Off 8,9)
nationaler Tod
nicht mehr als Nation auf der Erde existieren (Jes 26,19; Hes 37; Dan 12,2)
gerichtlicher Tod
durch den Tod Christi stellungsmäßig von der gesamten Sündenordnung
unter der Hauptschaft Adams getrennt sein (Röm 6,2; 7,6;
moralischer Tod
von der Gemeinschaft mit Gott getrennt sein (Röm 8,13; 1Tim 5,6)
Es ist ernüchternd, wenn man bedenkt, dass die Sünde die Ursache für jeden einzelnen dieser Aspekte des Todes ist! Wahrlich, „der Lohn der Sünde ist der Tod“ (Röm 6,23).
Christi Tod für die Sünde und unsere Einsmachung mit seinem Tod
Aus der obigen Aufzählung können wir ersehen, dass der Aspekt des
Todes in Römer 6,2 der gerichtliche Tod ist, und zwar als Folge
unserer Einsmachung mit dem Tod Christi. Der Schwerpunkt in diesem
Kapitel liegt auf einem anderen Aspekt des Todes Christi als dem, den
Paulus in den vorherigen Abschnitten des Briefes aufgegriffen hat. Dort
ging es um den Tod Christi „für“ die oder „wegen“ der Sünden (
Es mag überraschen, dass Christus eine Verbindung zur Sünde hatte, denn die Schrift macht deutlich, dass Er nicht die gefallene Sündennatur besaß. Gottes Wort hütet diesbezüglich sorgfältig die Herrlichkeit seiner Person, indem es sagt: „Sünde ist nicht in ihm“ (1Joh 3,5). Auf welche Weise war der Herr also mit der Sünde verbunden? Es begann tatsächlich in dem Moment, als Er bei seiner Geburt diesen Ort (eine Umgebung der Sünde) betrat. Als Er hier lebte, kam Er unmittelbar mit der Sünde in Berührung, und seine heilige Natur lehnte sie ab. So litt Er grundlegend, weil Er sich innerhalb der Sünde befand. Dann, am Kreuz, wurde der Herr „zur Sünde gemacht“, und so wurde Er als Sündenträger völlig mit ihr einsgemacht, obwohl Er nicht persönlich von ihr befleckt war (2Kor 5,21; Heb 7,26). Er stand anstelle der Sünde vor Gott und trug ihr Urteil der Verdammnis (Röm 8,3). Aber als Er starb, trat Er aus der Sünde heraus und trennte sich so von ihr – um nie wieder mit ihr in Berührung zu kommen. Er ist jetzt nicht mehr in Kontakt mit der Sünde. John Alfred Trench (1839–1922) drückt es so aus:
Als Er in diese Welt kam, hatte Er überall mit Sünde zu tun und ging schließlich ans Kreuz, um für uns zur Sünde gemacht zu werden. Jetzt hat Er für immer nichts mehr mit ihr zu tun.2
Wenn wir das Prinzip der Hauptschaft Christi über ein Menschengeschlecht auf die Gläubigen anwenden, sind wir berechtigt, uns als von der Sünde getrennt zu betrachten. Wir sind nicht mehr Teil dieses ganzen Lebensprinzips – auch wenn wir noch die sündige Natur in uns haben. Wir können sagen, dass wir „tot mit Christus“ (Röm 6,8) und damit „tot für die Sünde“ (Röm 6,2) sind. Unsere Verbindung mit der Sünde und ihrem gesetzlosen Zustand ist unterbrochen, denn es kann keinen vollkommeneren Bruch mit etwas geben als den, den der Tod bewirkt.
In diesem Kapitel personifiziert Paulus die Sünde und betrachtet sie als einen bösen Herrn, der die Menschen (seine Sklaven) in ihren Sünden beherrscht und kontrolliert. Er zeigt, dass ein Herr Anspruch auf seinen Sklaven hat, aber nur solange der Sklave lebt. Sobald der Sklave stirbt, hat sein Herr keine Macht mehr über ihn. So ist es auch mit uns; wir sind mit Christus gestorben, und die Sünde hat keinen Anspruch mehr auf uns.
Wissen, dafürhalten, darstellen
Paulus fährt nun fort, die Grundsätze zu lehren, die mit der Befreiung von der Sünde verbunden sind. Er verwendet drei Schlüsselwörter, um die Lehre dieses Kapitels zu kennzeichnen: wissen, dafürhalten (was so viel bedeutet, wie mit etwas zu rechnen) und darstellen. Es gibt bestimmte Dinge, die wir „wissen“ müssen. Dann müssen wir mit diesen Tatsachen „rechnen“. Und dann sollen wir uns als Diener der Gerechtigkeit, die unser neuer Herr ist, „darstellen“ und so die Macht der Gnade beweisen, die in unserem Leben in der praktischen Befreiung von der Sünde wirkt.