Behandelter Abschnitt Mich 6,1-2
Der Rechtsstreit des HERRN
Wir beginnen nun mit dem dritten Teil des Bibelbuches. Der Prophet sieht nicht mehr der Zukunft entgegen, ob sie nun Freude oder Leid bringt; vielmehr lenkt er die Aufmerksamkeit des Volkes auf ihre eigenen Wege und legt dem Gewissen noch einmal sehr eindringlich moralische Wahrheiten von großer Tragweite vor. Mit anderen Worten: Diese letzte Botschaft wendet das, was zuvor geschehen ist, praktisch an. Sie hat zum großen Teil denselben Charakter wie der größte Teil der Prophezeiung von Jeremia und ein Großteil der Prophezeiung von Hosea.
Mich 6,1.2: 1 Hört doch, was der HERR sagt: Mach dich auf, rechte vor den Bergen und lass die Hügel deine Stimme hören! 2 Hört, ihr Berge, den Rechtsstreit des HERRN, und ihr Unwandelbaren, ihr Grundfesten der Erde! Denn der HERR hat einen Rechtsstreit mit seinem Volk, und mit Israel wird er rechten.
Die Berge und die Hügel (ein oft verwendetes Gleichnis für Hauptstädte und die Dörfer, die zu ihnen gehören) werden aufgerufen, auf die eindringlichen Worte „Rechtsstreit des HERRN“ zu hören. Es heißt: „Der HERR hat einen Rechtsstreit mit seinem Volk, und mit Israel wird er rechten.“
Gott hat immer einen Rechtsstreit mit denen, die im Ungehorsam wandeln. Solange man sich nicht seinem Wort beugt und Ihm nicht gehorsam ist, kann es keine Gemeinschaft geben. Er hat „Gefallen an der Wahrheit im Innern“ (Ps 51,8); nichts anderes wird Ihn zufriedenstellen, Ihn, „den Heiligen, den Wahrhaftigen“ (Off 3,7). Sobald das Gewissen erreicht ist und das Herz sich vor Gott beugt, indem es sich selbst aufrichtig richtet, hört der Rechtsstreit auf und ist die Gemeinschaft wiederhergestellt.
Der Leser möge beachten: Wir schreiben nicht von der Vereinigung [mit Christus durch die Bekehrung], sondern von etwas, was aus der Vereinigung hervorgeht und stets aufrechterhalten werden soll: Gemeinschaft.
Vereinigung [mit Christus] bedeutet, am gemeinsamen Leben aller Kinder Gottes teilzuhaben. „Sowohl der, der heiligt, als auch die, die geheiligt werden, sind alle von einem“ (Heb 2,11). Sie sind auf ewig mit dem verbunden, von dem sie dieses neue Leben empfangen haben. Diese Verbindung kann nie zerbrochen werden. Andernfalls würde man das mitgeteilte Leben verlieren und wäre es nicht ewig.
Doch [intakte] Gemeinschaft ist der normale Zustand für jemand, der auf diese Weise ein Kind
Gottes geworden ist. Sie ist der praktische Ausdruck dieses Lebens in bleibender Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn. Für die Gläubigen zur Zeit Michas bedeutete dies nach der damaligen Offenbarung, sich der Gunst des HERRN zu erfreuen. Doch genau das hatte Israel durch seinen Ungehorsam verwirkt; nur durch Selbstgericht konnten sie Gottes Gunst wiedergewinnen. Der Grundsatz bleibt bestehen: Nur wenn ich in meinem Leben und in meinem Wandel das verurteile, von dem ich weiß, dass es im Widerspruch zum Wort Gottes steht, genieße ich die Gemeinschaft mit Gott.