Behandelter Abschnitt Hos 4,16-19
Hos 4,16-19: 16 Denn Israel ist widerspenstig geworden wie eine widerspenstige Kuh; nun wird der HERR sie weiden wie ein Lamm in weitem Raum. 17 Ephraim ist mit Götzen verbündet; lass ihn gewähren! 18 Ihr Zechgelage ist ausgeartet; der Hurerei geben sie sich hin; leidenschaftlich lieben seine Fürsten die Schande. 19 Der Wind hat ihn in seine Flügel geschlossen, und sie werden beschämt werden wegen ihrer Opfer.
Weil Israel sich als völlig widerspenstig erwiesen hatte „wie eine widerspenstige Kuh“, würde Gott sie sozusagen ihrem Schicksal überlassen. Sie sollten wie ein Lamm sein, das auf weitem Raum grast, mit der Freiheit, zu tun, was immer sie wollten, jedoch mit der Gewissheit, dass das Gericht kommen wird. Denn obwohl sie dachten, dass sie sich vergnügen würden, waren sie wie Lämmer, die zur Schlachtung gemästet wurden. Das Wort war nicht mehr mit ihnen: „Ephraim ist mit Götzen verbündet; lass ihn gewähren!“. „Mit Götzen verbündet; lass ihn gewähren!“ Es gibt nichts Ernsteres. Und das, obwohl Gott alle erdenklichen Mittel zu ihrer Wiederherstellung ausgeschöpft hatte bis auf eine Ausnahme: dass Er sie aufgibt, damit sie durch bittere Erfahrung das lernen, was sie sich auf keine andere Weise zu Herzen nehmen würden. Im Neuen Testament wird das beschrieben mit den Worten: „Ein solcher werde dem Satan überliefert zum Verderben des Fleisches, damit der Geist errettet werde am Tag des Herrn Jesus“ (1Kor 5,5). Wenn eine Seele sich als völlig dickköpfig und stur erweist, sagt Gott oftmals über sie wie über Israel: „Er hat sich mit seinen Götzen verbündet.“ Weiterer Tadel oder brüderliche Korrektur nützen nichts. Lass ihn einfach in Ruhe, bis er in Satans Sieb lernt, wie weit er sich von Gott entfernt hat und wie tief er gefallen ist. Bedenke: Wenn Gott so mit seiner Seele handelt, geschieht das nur, nachdem alle anderen Mittel versagt haben, den Umherstreifenden wiederherzustellen. Das geschah nur, wenn Er mit seiner Geduld am Ende war, wie als Er Ephraim aufgab. Von Anfang an hatte Er sie ertragen, ihnen gedient, sie geläutert, ersucht und gezüchtigt; doch alles vergebens. Sie gingen ihren eigenen Weg. Da Er sie zu sehr liebt, um sie für immer aufzugeben, sagt Er zuletzt: „Lass ihn gewähren.“ Jetzt sind sie an dem Punkt, wo sie durch negative Erfahrungen die Konsequenz dafür spüren sollen, dass sie sich in ihren Herzen vom Ihm abgewandt hatten. Sie sollen ihrer Herzenslust überlassen bleiben, bis sie „beschämt werden wegen ihrer Opfer“.
Wie tief ist die Liebe, die durch all diese traurigen Schilderungen scheint. Wie liebevoll die Gnade, die bis zum Ende darin ausharrt, solche Unwürdigen wiederherzustellen, die es niemals verdienen würden!
Das gilt auch für uns. Es ist so kostbar, zu wissen, dass Gottes Gnade unveränderlich ist. Sofern wir errettet sind durch das Blut Christ, sind wir der Gegenstand seiner „Treue und nachsichtigen Liebe, die sich niemals abwendet“3.
Sicherlich sollte nichts einen größeren Einfluss auf unsere Wege haben als die Tatsache, dass unser Eigensinn niemals seine Liebe auslöschen kann. Keine Veränderung in uns führt zu einer entsprechenden Veränderung in Ihm. Darum werden wir ermahnt: „Betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, durch den ihr versiegelt worden seid auf den Tag der Erlösung“ (Eph 4,30). Es ist nicht so, dass wir Ihn betrüben könnten und Er uns daraufhin verlässt, wie manche Gläubige fälschlicherweise annehmen. In dem Fall hätten die Worte etwas Bedrohliches, anstatt dass sie eine Ermahnung für jedes Kind Gottes sind, die uns mit der Kraft einer so zarten Bitte berührt. Wie niederträchtig die Seele, die aus so einer unfassbaren Liebe einen Vorteil schlagen will, indem sie den eigenen Neigungen folgt, und das trotz des Geistes der Gnade!