Eins fehlt dir: Geh hin, verkaufe, was du hast, und gib es den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben; und komm, folge mir nach! (10,21).
Jesus hatte unendlich viel mehr getan; denn „da er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet“ (2Kor 8,9). Aber dieser Vorsteher kannte die Gnade unseres Herrn nicht, obwohl er etwas von seine unaussprechliche moralische Schönheit sehen konnte; er kannte seine Gnade nicht, denn seine Herrlichkeit war ihm unbekannt. Er ahnte nicht einmal, als er vor Jesus kniete, dass da jemand vor ihm stand, „der, da er in Gestalt Gottes war, es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein, sondern sich selbst zu nichts machte und Knechtsgestalt annahm, indem er in Gleichheit der Menschen geworden ist, und, in seiner Gestalt wie ein Mensch erfunden, sich selbst erniedrigte, indem er gehorsam wurde bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz“ (Phil 2,6‒8).
Es war also nicht so, dass Er, der alles Gute außer in Einem, außer Gott, ablehnte, vor der Prüfung zurückschreckte, die Er dem gottesfürchtigen Vorsteher vorstellte; aber das Eine, was dem jungen und glühenden Juden fehlte, war, dass er weder das Leben Jesu noch seinen Tod verstand. Dennoch war es eine viel zu große Anforderung an das schönste Beispiel der Menschheit, das, soweit wir lesen, dem Herrn auf seinem Weg begegnete. Er war traurig, als er Ihn verließ. Die Worte des Herrn sind wohl kaum zu seinem Gewissen vorgedrungen. Er schätzte zu sehr seine Besitztümer und vertraute darauf. Er hatte keine große Wertschätzung für den Schatz im Himmel. Er dachte mehr an sich als an andere wie die Armen. Hätte er doch sein Kreuz aufgenommen und wäre Christus nahgefolgt. Was ist der Mensch? Was sollen wir von ihm erwarten? Lasst uns Gott im Geist anbeten, uns an Christus Jesus erfreuen und kein Vertrauen auf Fleisch haben. „Niemand ist gut als einer, Gott“ (V. 18). Wie wahr und wie gesegnet für uns, dass es so ist! „Ja, nur ein Hauch ist jeder Mensch, der dasteht“ (Ps 39,6). Jesus hatte nur den Schatten, nicht aber das Bild der göttlichen Güte in sich selbst enthüllt; und doch verzehrte sich die Schönheit des liebenswürdigen Verehrers wie eine Motte.